Mit einem einheitlichen Rhythmus konstante Golfschläge erreichen – das verspricht die Methode Audiogolf. Melodische Silbenphrasen führen dabei durch den Golfschwung und verdrängen Technikgedanken. Prof. Chia Chou aus Graz, ausgebildeter Pianist und Begründer der Methode, und Wan-Rae Cho, Golf Pro aus Frankfurt, führen gemeinsam Audiogolf-Kurse durch. Wie der richtige Rhythmus im Golfspiel auf den Erfolg einzahlt, erklären sie im Interview.
Golftraining mit Rhythmus: Wie Audiogolf den Golfschwung verbessert
Interviewerin Sabine Biskup: Chia, du hast Audiogolf entwickelt. Kannst du das Prinzip kurz erklären?
Chia: Audiogolf soll Golfspielenden dabei helfen, ihren Golfschwung konstant zu gestalten, indem sie rhythmischen Phrasen folgen. Der Rückschwung, das Tempo des Durchschwungs und der allgemeine Rhythmus werden dafür in Phrasen kodiert. Man folgt ihnen quasi wie bei einem Tanz der Musik. Als Pianist verfüge ich über das notwendige musikalische Wissen für die Entwicklung der Phrasen und konnte schon vielen Spielern helfen, ihren Schwung zu verbessern – obwohl ich selbst kein Golf spiele.
S.B.: Was sind die Vorteile von Audiogolf?
Chia: Wer unsere Phrasen anwendet, muss im Golfschwung nicht an technische Details denken. Das entlastet viele Golfspielende, vor allem Anfänger, die noch nicht das richtige Körpergefühl für Rhythmus und Tempo haben. Doch im Prinzip ist die Methode für jeden geeignet. Wenn sich unsere Kursteilnehmer zu den Phrasen bewegen, sehe ich, wie ihre Schläge einheitlicher werden. Und sie können sie sehr gut wiederholen, was zu einem konstanteren Spiel führt. Wir haben Audiogolf-Phrasen für verschiedene Schläger und Distanzen entwickelt.
S.B.: Doch was ist mit den technischen Details des Golfschwungs, die ja auch wichtig sind?
Chia: Das fällt in den Bereich von Golf Pros wie Cho.
Cho: Natürlich sind auch technische Details wichtig, dazu gehört insbesondere ein Verständnis für die kinetische Abfolge im Golfschwung. Denn mit der richtigen kinetic sequence hängt die optimale Nutzung von physikalischen Kräften zusammen. Weil ich mit Bodenmesskraftplatten trainiere, kann ich meinen Schülern diese Zusammenhänge anhand von Werten erklären. An den Messwerten sehe ich, ob Spieler im richtigen Timing sind und sie die vertikalen, horizontalen und lateralen Kräfte im Schwung gut nutzen. Ich kann sie für die körperlichen Abläufe sensibilisieren, Chia hilft ihnen, einen gleichmäßigen Rhythmus einzuhalten. In diesem Sinne sind Chia und ich ein fantastisches Team.
S.B.: Wieso funktioniert das Training mit rhythmischen Phrasen so gut?
Chia: Musik kann unsere Körperbewegungen koordinieren, ohne dass wir darüber nachdenken. Denn in unserem Gehirn sind die Regionen für Musik und Bewegung eng miteinander verknüpft. Das kann man auch in einem MRT sehen: Nehmen wir Melodien wahr, werden im Gehirn die Musik- und die Bewegungsrezeptoren gleichzeitig angesprochen. Wir nutzen dieses Phänomen, um die Körperbewegungen beim Golfschwung zu steuern. Haben Golfspieler unsere Phrasen „im Kopf“, bewegen sie sich viel leichter und intuitiver.
S.B.: Wie läuft ein Training mit Audiogolf genau ab?
Cho: Chia und ich führen gemeinsam Audiogolf-Kurse durch, zum Beispiel im Golfclub Bachgrund. Sie umfassen wenige Stunden und sind nach Schlägerart eingeteilt. Es gibt Kurse für das Putten, den Driver und für Eisenschwünge – denn mit unterschiedlichen Phrasen kann man unterschiedliche Weiten erreichen. Das zeigen wir den Kursteilnehmenden, von denen viele aus ganz Deutschland oder sogar aus dem Ausland anreisen.
S.B.: Welche Phrasen gibt es bei Audiogolf?
Chia: Wir benutzen zum Beispiel die Phrase „Ya-la-Bäm“ für kurze Putts bis zu 5 Metern. Ich bitte die Spieler immer, die Phrasen ganz exakt zu notieren. Die Bindestriche sind wichtig! Denn die Silben dürfen nicht zu sehr zusammengezogen werden. Die Spieler können dann sehr konstante, saubere Putts erreichen. Für längere Putts werden die Phrasen entsprechend modifiziert und verlängert. Doch ich liefere nur den Klang – für technische Details ist es wichtig, dass ein Golf Pro wie Cho mit dabei ist und korrigieren kann.
Cho: Das ist richtig. Denn natürlich führt auch ein rhythmischer Golfschwung nicht zum gewünschten Erfolg, wenn etwa die Schlagfläche nicht gerade ausgerichtet ist oder der Treffmoment nicht sauber gelingt. Zu solchen Details gebe ich dann individuelles Feedback.
S.B.: Was sagen Golfspielende, die Audiogolf anwenden?
Chia: Die meisten freuen sich darüber, dass sie beim Schwung nicht mehr so viel nachdenken. Denn das „Grübeln“ wird durch die rhythmische Phrase verhindert, und der Klang führt sie durch die Bewegung. Auch Aufregung rückt in den Hintergrund. Die Phrase ist eine Hilfestellung, die leicht zu erinnern ist, selbst wenn man schon müde nach einer langen Runde ist oder bei einem Turnier Stress empfindet.
Cho: Das kann ich bestätigen. Unsere Kursteilnehmer fühlen sich oft viel freier, wenn sie im Schwung nicht über ihre Arme, Hände oder die Hüftrotation nachdenken. Ich kläre meine Schüler zwar über technische Details auf, doch idealerweise haben sie beim Schwung nicht mehr als einen Technikgedanken im Kopf – oder nur die melodische Phrase, der sie folgen. Das kann spätestens auf dem Platz sehr entlastend sein. Zum Konzentrieren auf Details ist das Training auf der Driving Range da.
S.B.: Ich danke euch für das Gespräch.
Das Interview führte: Sabine Biskup, Freie Redakteurin (www.sabinebiskup.com)
Mehr Informationen zur Audiogolf-Methode und zu Chia gibt es unter: https://www.audiogolf.de/
Das aktuelle Kursangebot von Cho, unter anderem zu Audiogolf, ist zu finden auf: https://cho.golf/