Er ist wieder da! Tiger Woods hat nach 16 monatiger Abstinenz wieder Wettkampfgolf gespielt. Sein Abschneiden bei der Hero World Challenge war von vornherein zweitrangig. Es ging eher darum, vier Runden plus Pro-Am schadlos und schmerzfrei zu überstehen. Das hat Tiger Woods fraglos geschafft. Nebenbei gelang ihm auch zumindest eine Runde, die zweifelsfrei an frühere Glanzzeiten erinnerte. Beim Turnier seiner Stiftung war der 40-Jährige zudem der Spieler, der die meisten Birdies (24) lochte.
Die Golfwelt jubelt zurecht ob des Comebacks des 14-fachen Majorsiegers. Die Aufmerksamkeit, die er generiert, sucht nach wie vor seines gleichen. Bei allem Hoffen auf den x-ten Frühling der Ikone, sollte man aber nicht vergessen, dass Woods bereits drei Rückenoperationen hinter sich hat (alle anderen Verletzungen mal außen vor gelassen). Die hat er sich nicht zuletzt mit seinem agressiven Schwung eingehandelt. Umstellungen und Veränderungen waren also nötig, um den leidgeprüften Rücken zu entlasten. Doch was hat Woods genau getan?
Tiger Woods' Schwung ist "weniger gewaltsam"
Die Beobachtungen und Analysen der Experten sind vielfältig. Doch in einem Punkt stimmen sie weitgehend überein: Woods Schwung, das zeigt sich vor allem am Abschlag mit dem Driver, ist nicht mehr so extrem wie früher, er nimmt Rücksicht auf seinen Körper. Michael Bamberger von Golf.com fasst treffend zusammen, Woods Schwung sei "weniger gewaltsam". "Er [Tiger Woods Schwung, Anm. d. Red] sieht noch dynamisch aus, aber nicht mehr als ob er Rückenschmerzen verursacht, wie es früher oft der Fall war."
Woods' ehemaliger Coach, Hank Haney, der Tiger zwischen 2005 und 2010 betreute und sechs Majortitel mit dem Rekord-Weltranglistenersten gewann, konnte sich auf Twitter nicht zurückhalten, seine Gedanken preiszugeben. Der Rückschwung schaue schon sehr gut aus, twitterte Haney in die Welt, doch als Tiger die Tour dominierte, seien seine Divots nicht so tief gewesen. Nun gut, das dürfte zu verschmerzen sein. Haney sieht ohnehin das größte Problem in Woods "Chipping-Yips", jenen unkontrollierbaren Zuckungen, die viele auch beim Putten ereilen.
First two days Tiger's ball striking was great. First sign of the slightest trouble he went w swinging more left, just doesn't work for him.
— Hank Haney (@HankHaney) 4. Dezember 2016
Vor allem während der ersten beiden Tage der Hero World Challenge, so Tigers ehemaliger Trainer, habe Woods den Ball großartig getroffen. Während Haney recht vage bleibt, analysiert Gary Koch vom Golf Channel sehr detailliert die Schwünge des letzten Starts bei der Wyndham Championship 2015 und kürzlich auf den Bahamas.
Neue Ballposition, weniger Verdrehung
Was wohl vielen auffallen würde, hielten sie zwei Bilder von Tigers Rückschwung nebeneinander, ist die veränderte Ballposition. Während er den Ball im vergangenen Jahr noch fast vor dem linken Fuß aufteete, sei die Ballposition nun eher mittig, stellt Koch fest. Wichtiger sind aber die diversen Winkel und Positionen, die Woods in seinem Schwung einnimmt. Denn vorallem starke Verdrehungen bei gleichzeitiger Vorneigung sind Gift für den Rücken. Deshalb dürfte Woods wohl auch seinen Oberkörper weniger stark zur Seite neigen, als noch letztes Jahr. Auch im Durchschwung, stellt Koch fest, verzichte Woods nun darauf, seinen Körper weit hinter den Ball zu bringen. Stattdessen sei er aufrechter und insgesamt besser ausbalanciert.
Ein weiterer Hinweis darauf, dass Woods nun schonender mit sich umgeht, ist der beinahe verschwundene "head drop", das so Tiger typische Abducken des Kopfes im Durchschwung. Ganz verschwunden ist es noch nicht, doch immerhin signifikant reduziert. Woods scheint Extrempositionen zu meiden und besser auf seinen Körper, insbesondere seinen Rücken zu achten. Medienberichten zufolge will er 2017 wieder den vollen Tourkalender spielen. Das wird nur funktionieren, wenn er Rücksicht auf sich nimmt.