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Golfreisen

Küstenkurse und Kulinarik – Golf on the Rocks an Schottlands „falscher Seite“

21. Nov. 2024 von Michael F. Basche in Campbeltown, Schottland

Wilde Schönheit am Atlantik: Die Links von Machrihanish Dunes gelten als einer der naturbelassensten, ursprünglichsten Golfplätze der Welt. (Foto: Michael F. Basche)

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Die gebratenen Jakobsmuscheln aus dem nur drei satte Drives entfernten Küstengewässer sind ein Gedicht. Der wee splash, ein winziger Spritzer von torfigem Uisge Beatha aus der stattlich gefüllten Whiskyvitrine macht die darüber geträufelte Nussbutter zur Naturgewalt. Beim Dinner erzählt der Gastgeber von seiner Zeit als Director of Hospitality im feinen Privatclub Loch Lomond, zieht Vergleiche zwischen Royal Portrush und Royal County Down, den beiden ikonischen Linkskursen seiner nordirischen Heimat, und plaudert über die Leidenschaft fürs Sammeln von Aqua Vitae, dem Lebenswasser der Schotten.

„Nächstes Must-go-Golfreiseziel der Welt“

Ian Ferguson ist der ideale Gesprächspartner für die Verbindung von Golf und Genuss. Der Hedonist mit Handicap elf gilt in Schottland als Experte für die Entwicklung exklusiver Golfresorts und hat eine Menge klangvoller Namen in der Vita. Seit dem 1. Juli 2024 ist er Resort Director von Machrihanish Dunes auf der Halbinsel Kintyre. Der Betreiber des 2009 eröffneter Dünenparcours, der in Boston ansäßige und auf Golf- und Hotelanlagen spezialisierten Projektentwickler Southworth, hat Ferguson geholt, weil man mit Machrihanish Dunes Großes vor hat. „Wir wollen das nächste Must-go-Golfreiseziel der Welt werden“, verkündete kürzlich Juniorchef Tommy Southworth.

Repräsentanten: Resort Director Ian Ferguson mit den Orkney-Schafen, die das stilisierte Wappentier von Machrihanish Dunes sind. (Foto: Machrihanish Dunes/Southworth)

Schottlands Westküste, ein oft unterschätzter Streifen

Rund 110 Millionen Euro sollen in die Erweiterung investiert werden: für den zweiten Platz, ausgedehnte Übungsanlagen, ein Clubhaus, ein Fünf-Sterne-Hotel, 50 Cottages und Sportanlagen mit Hallen- und Freibad, Spa sowie Tennis-, Pickleball- und Fußballplätzen samt entsprechender Infrastruktur. Da braucht es einen wie Ferguson, der zwischen 2015 und 2023 schon die Dundonald Links in Ayrshire von Null zu einer Weltklasse-Anlage und zur Bühne für die Scottish Open gemacht hat. Der Endfünfziger kennt sich an Schottlands Westküste aus wie in seiner Westentasche und weiß, was dieser oft unterschätzte Streifen zu bieten hat.

Ikonen wie Prestwick und Royal Troon

Ja, es gibt Leute, sogar Medienmenschen, die den Westen als „falsche Seite“ des Golf-Mutterlands bezeichnen. Das sagt viel über die geografische Verortung des Spiels aus, in deren Fokus zuvorderst das Home of Golf St. Andrews mit dem Old Course an der Ostküste steht. Diese Sichtweise lässt außer Acht, dass auf der „falschen Seite“ Ikonen wie Prestwick als Wiege der Open Championship, die Open-Bühne Royal Troon oder das von der Trump-Golforganisation aufpolierte Turnberry liegen. Nicht zu reden vom Ayrshire Stretch mit 16 Küstenplätzen auf einer Länge von elf Kilometern. Erst recht diffus wird das Bild, wenn es um Golf on the Rocks geht – um die Spielwiesen auf den Halbinseln und Inseln der Westküste.

Kulinarisch viel mehr als „Full Scottish“ und Haggis

Auch kulinarisch hat Schottland weitaus mehr zu bieten als das berühmt-berüchtigt üppige Frühstück „Full Scottish“ oder Haggis, das aus der richtigen Küche allerdings eine Köstlichkeit ist. Aberdeenshire im Osten ist ein Schlaraffenland, und Ayrshire, Argyll and Bute sowie die Hebriden im Westen stehen dem in puncto Fisch, Krustentiere und Muscheln, Fleisch vom Rind, Schaf, Schwein oder Geflügel, Wild, Wurzelgemüse und Beeren nicht nach. Oder anders: Die Schotten haben gleichermaßen, was die Franzosen Terroir nennen: jenes Zusammenwirken von Klima, Boden und Landschaft, das grandiose landwirtschaftliche Erzeugnisse gedeihen lässt.

Carpaccio vom Wild mit lokalen „Veggies“: Auch Schottland hat, was die Franzosen Terroir nennen – jenes Zusammenwirken von Klima, Boden und Landschaft, das grandiose landwirtschaftliche Erzeugnisse gedeihen lässt. (Foto: The Machrie)

Vegane Pralinen für Hollywood

Wie in Frankreich für den Wein gilt das hier zudem für den Whisky. Mit Campbeltown auf Kintyre und der Isle of Islay liegen gleich zwei der insgesamt fünf offiziellen Regionen des schottischen Whisky-Universums in Ian Fergusons Einzugsgebiet. Und selbst die angemessene Beigabe zum Wee Dram findet sich im Kintyre-Hauptort Campbeltown, dessen drei noch existierende Destillerien bald wieder Zuwachs erhalten sollen: Fiona McArthur, Inhaberin von Fetcha Chocolates, hat es mit ihren handgemachten veganen Pralinen sogar bis nach Los Angeles geschafft – in die Geschenktüten, die alljährlich bei den Oscars verteilt werden.

A83-Route eine der schönsten Strecken in den westlichen Highlands

Folglich gerät die Plauderei zu einer Art Roadtrip entlang der Westküste: spielen und speisen sozusagen. Mit Glasgow als Ausgangsort wird die Tour zu einem szenischen Sightseeing-Trip durch die schottische Countryside, eine der schönsten Strecken in den westlichen Highlands. Die A83 führt am Westufer des Loch Lomond entlang, und durch den dichten Baumbestand lässt sich ein Blick auf den privaten Loch Lomond Golf Club erhaschen. Wahrhaften Überblick gibt es 30 Autominuten später: Hoch oben auf einem Pass lädt ein Aussichtspunkt zum Anhalten ein. Die Bezeichnung Rest and Be Thankful ist metaphorisch; sie stammt aus der Zeit, als das schottische Militär noch gen Westen marschieren musste und nach dem mühseligen Anstieg auf dem Bergrücken eine Pause einlegen durfte.

Blick aus dem Auto auf die vorbei huschenden Landschaft: Die Route von Glasgow an die Westküste gehört zu den schönsten Wegstrecken in Schottland. (Foto: Michael F. Basche)

Malerische Städtchen, alte Schlösser und ein besonderes Hotel

Auf der Route Richtung Küste liegen Rastplätze wie die Loch Fyne Oyster Bar in Cairndow, wo superbes Seafood to go serviert wird wie hierzulande Pommes oder Döner, und Pubs wie The Tayvallich Inn im Küstenkaff Tayvallich, aus dem die Besitzer Kathryn and Brian Masson einen Hort schottischer Kneipenkultur und für Ferguson mithin ein „echtes Juwel“ gemacht haben. Es gibt malerische Städtchen wie Inveraray mit dem Stammsitz der Herzöge von Argyll und dem George Hotel, das sich zurecht als „(sehr) schottisches Hotel“ rühmt und ein Dinner samt Übernachtung wert ist – allein schon wegen des von Kaminfeuerrauch und Whiskydunst für die Ewigkeit konservierten Barbereichs in Holz und Naturstein. Den örtlichen Neun-Loch-Golfplatz findet man allerdings entweder per Zufall oder erst nach längerem Suchen.

 

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Ober-Beatle Paul McCartney und seine Liebe zu Kintyre

Die nächste Station ist Tarbert. Der Fischerort mit dem farbenfrohen Hafen-Bild ist das Tor zur Halbinsel Kintyre, die Ober-Beatle Paul McCartney mit seiner 1970 erschienenen Ballade von The Long and Winding Road unsterblich gemacht hat. Inspiriert hatte ihn der Blick aus dem Fenster seiner High Park Farm auf die sich von der Südspitze der Halbinsel in Richtung Campbeltown schlängelnden Straße. Sieben Jahre später widmete McCartney als Kopf der Pop-Gruppe Wings diesem rustikal-charmanten Flecken Erde einen weiteren Song, der zum Ohrwurm werden sollte: Mull of Kintyre.

Dunaverty ist zu 100 Prozent „quirky"

Genau dort liegt mit dem Dunaverty Golf Club ein Linkskurs in der schroffen Küstenkulisse, der pittoresker nicht sein sein könnte. Zwischen grasenden Kühen, die per Elektrozaun von den Grüns fern gehalten werden, geht’s raus ins Gelände: quirky, also schrullig und verschroben, ist eine ziemlich gute Umschreibung des dennoch großartigen Golfvergnügens am Atlantik – und bei halbwegs klarer Sicht übrigens mit Blick auf die keine 20 Kilometer entfernte nordirische Küste des County Antrim.

Golf am Mull of Kintyre: Dunaverty ist ein schrulliges Golfvergnügen, der Weg dorthin führt über die von den Beatles besungene Long and Winding Road. (Foto: Michael F. Basche)

Das beste erste Loch der Welt

Freilich, Dunaverty liegt ziemlich im Schatten der beiden Local Heros an der Machrihanish Bay. „MachDunes“ grenzt direkt an den 1879 vom Golfpatriarchen Old Tom Morris von zwölf auf 18 Loch erweiterten Old Course des Machrihanish Golf Club, dessen erste Bahn mit dem Abschlag über eine Einkerbung der Küste als bestes Auftaktloch der Welt gilt, der aber auch in der Folge eine famoses Erlebnis ist. Vom neunten Grün sind es nur rund 100 Meter bis zu Machrihanish Dunes’ viertem Abschlag.

Gilt als weltbester erster Abschlag: Die Auftaktbahn des von Old Tom Morris 1879 für den Machrihanish Golf Club auf 18 Loch erweiterten Old Course. (Foto: Michael F. Basche)

Golf im Einklang mit strengem Naturschutz

Der Kurs aus der Feder von David McLay Kidd wurde in enger Abstimmung mit den schottischen Naturschutzbehörden in das dortige Landschaftsschutzgebiet (Site of Special Scientific Interest, SSSI) gegossen und gilt als einer der naturbelassensten, ursprünglichsten Plätze der Welt. Lediglich 2,8 der insgesamt knapp 105 Hektar Fläche wurden beim Bau „angefasst“ – für Teeboxen und Grüns. Bei allem anderen schöpfte McLay Kidd aus den natürlichen Vorgaben des Geländes und ließ selbst die Bunker dort, wo der Wind den Sand ohnehin schon freigelegt hatte.

Blaupause für Golf und Natur im Einklang: Machrihanish Dunes wurde in enger Abstimmung mit den schottischen Naturschutzbehörden in das dortige Landschaftsschutzgebiet gegossen. (Foto: The Azalea Group/Machrihanish Dunes)

Die Naturschönheit Islay

Doch der Roadtrip ist hier noch nicht zu Ende. Es wartet noch eine Audienz bei der Königin der Hebriden: Per Fähre geht es nach Islay, dem südlichsten und fruchtbarsten Eiland des Archipels. Die Naturschönheit, rau und wild im Norden, fast lieblich im Süden, hat auf 619 Quadratkilometern mehr Schafe – rund 5.000 – als Einwohner – rund 3.000. Außerdem bietet sie Platz für aktuell zehn Destillerien, die dank des reinen Wassers und des speziellen Inseltorfs voller maritimer Hinterlassenschaften Whiskys von prägnant rauchigem Aroma produzieren.

Naturschönheit: Islay ist rau und wild im Norden, aber fast lieblich im Süden. (Foto: Michael F. Basche)

Exquisite Küche mit Erzeugnissen von der Insel

Mitten im Torf steht The Machrie. Bevor ihn der Ruf von Machrihanish Dunes ereilte, war Ian Ferguson General Manager des  Luxushotels, das weitgehend nachhaltig arbeitet und die Zutaten für eine exquisite Küche vornehmlich von der Insel bezieht. Die Nerabus Farm beispielsweise sorgt für saisonales, ungespritztes Obst und Gemüse und für das Fleisch freilebender, ungemästeter Schweine und Hühner sowie deren Eier. Von den Highland-Rindern der Octomore Farm kommen Steaks und Roastbeef. Ardtalla Estate liefert Wild. Die Familie Aitken fischt Hummer, Langostinos und Krabben aus den Gewässern rund um Islay.

Audienz bei der Königin der Hebriden: Das splenide Hotel und die phänomenalen Links von The Machrie auf Islay. (Foto: Phil Inglis für The Machrie)

Austern, die 100 Meter entfernt gewachsen und gereift sind

Und dann ist da noch die Islay Oyster Shed: eine eher skurrile Location im Nirgendwo des Inselnordwestens, halb Küche, halb Speiseraum in einer ehemaligen Scheune. Ohne Schanklizenz für Alkohol, dafür mit Austern, die im Gezeitenwechsel der 100 Meter entfernten Meeresbucht Loch Gruinart reifen, je nach Jahreszeit von unterschiedlicher Konsistenz und Geschmack sind und von Kennern zu den besten der Welt gezählt werden.

Seafood: Für Kenner zählen die vom Atlantik umspülten Austern aus dem Loch Gruinart an der Nordwestküste von Islay zu den besten der Welt. (Foto: Islay Oyster Shed)

Hinter der Düne ist nur noch Atlantik

Auf dem dritten Abschlag, dem siebten Fairway oder dem neunten Grün des sagenhaft schönen und spirituell einnehmenden Linkskurses von The Machrie schließlich ist der Westküstenwanderer dann tatsächlich in gewisser Weise am Rand der Welt angelangt, an einem abgeschiedenen Flecken von fast magischer Wirkweise.

2018 hat der englische Golfprofi und Platzdesigner David J. Russell das ursprüngliche Layout von Willie Campbell aus dem Jahr 1891 in einen Resort-tauglichen Parcours verwandelt, jedoch zahlreiche stilbildende sperrig-pittoreske Elemente des Genotypus bewahrt. Das Ergebnis: schieres Spielvergnügen mit dem Prädikat Weltklasse. Und hinter der Düne ist nur noch Atlantik – next stop Neufundland.

Sagenhaft schön und irgendwie spirituell: Der Linkskurs von The Machrie auf Islay. Dahinter ist nur noch Atlantik. Oder anders: Next Stop Neufundland. (Foto: Michael F. Basche)

Links zum Thema:

Golf:
Machrihanish Dunes, Machrihanish, Argyll, PA286PT, machrihanishdunes.com. 
Machrihanish Golf Club, Machrihanish, Campbeltown, PA28 6PT, machgolf.com.
Dunaverty Golf Club, Southend, Campbeltown PA28 6RW, dunavertygolfclub.com.

Kulinarik:
George Hotel, 1 Main St E, Inveraray PA32 8TT, thegeorgehotel.co.uk.
Loch Fyne Oysters, Clachan Farm, Cairndow PA26 8BL, lochfyne.com.
The Tayvallich Inn, Tayvallich, Lochgilphead PA31 8PL, tayvallichinn.com.
Fetcha Chocolates, 13 Main St, Campbeltown PA28 6AD, fetchachocolates.com.
The Machrie, Port Ellen, Isle of Islay PA42 7AN, themachrie.com.
Islay Oysters, Craigens Farm, Gruinart, Isle of Islay, PA44 7PW, instagram.com/oystershed_islay.

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