Es sind lebhafte Zeiten auf den Green Eagle Golf Courses. Eigentlich immer, aber in diesen Tagen ganz besonders: Während sich auf dem Porsche Nord Course Deutschland-Debütant Xander Schauffele für seinen Start bei der Porsche European Open einschießt und schon festgestellt hat, das „Grüne Monster“ mit seinen 7.165 Metern sei „ein ganz schön langes Ding“, freunden sich am Rand des Süd Course 80 wollige Weibsbilder mit ihrem neuen Zuhause an.
„Gerade Golfplätze können eine Menge tun“
Die Mutterschafe – sämtlichst Vertreterinnen alter Landschaf-Rassen, die auf der roten Liste der gefährdeten Nutztierarten stehen – kommen aus der Schäferei Wümmeniederung und sind die jüngste Bereicherung von Fauna und Flora auf den 186 Hektar am Rande von Winsen/Luhe, wo die Green-Eagle-Macher Michael Blesch und Ralf Lühmann mittlerweile eine Art Vorreiterrolle in Sachen Nachhaltigkeit auf und von Golfanlagen entwickelt haben. „Gerade Golfplätze haben den Raum und die Möglichkeiten, eine Menge zu tun“, sagt Michael Blesch. Auf Green Eagle tun sie wahrlich eine Menge, haben dafür mit „Green Eagle Nature“ das entsprechende Label kreiert, unter dem alle Maßnahmen laufen, und leben ihre Überzeugung.
Schafe etwas teurer als Maschinen
Dass es dabei nicht immer ganz ohne Reibung abgeht, nimmt Blesch in Kauf. Es gab schon Golfer, die ein wenig ihre Nase über das exzentrische Odeur der Schafsdamen rümpften. Die freilich ersetzen künftig einen Teil des Maschineneinsatzes und halten das Rough auf natürliche Weise kurz, nach der Porsche European Open auf dem Nord Course gleichermaßen. „Auch wenn es etwas teurer sein wird als der Einsatz von Mähern, wollen wir uns dieses Vorgehen leisten, denn im Rahmen unserer Philosophie von Green Eagle Nature ist es der einzige richtige Weg“, hieß es zur Begrüßung des vierbeinigen Greenkeeper-Zuwachses auf Facebook. Und demnächst bereichern die Neuzugänge in Form von Lammkoteletts oder Lammkeulen schließlich noch die Speisekarte.
Clubhaus-Gastro auf „bio“ umgestellt
Apropos: Wenn im Clubhaus mittlerweile fast ausschließlich Gerichte serviert werden, deren Zutaten aus extrem naturnaher Tierhaltung stammen, vom regionalen Gemüse- bzw. Obstanbau kommen oder in Bioqualität sind, und auch vom Kaffee bis zum Weißwein und Prosecco alles „bio“ ist, so schlägt sich das (natürlich) in den Preisen nieder, die um zehn bis 15 Prozent angehoben werden mussten. Nicht jeder will das bezahlen.
„Andererseits“, relativiert Marketing-Leiterin Alexandra Schöning, „ist der Wareneinstand auch um 30 bis 60 Prozent höher, wir subventionieren schon den Rohertrag. Aber das nehmen wir in Kauf.“ Haltung muss man sich halt leisten wollen.
250 „Mitglieder“ in „Bleschi‘s Chicken Club“
Am Anfang freilich war das Huhn, auch wenn das irgendwie was von der berühmten Frage nach der Henne und dem Ei hat. Die Antwort jedenfalls ist in diesem Fall schnell gefunden. „Mein Eltern hatten Hühner, ich bin das von Zuhause gewohnt“, erzählt Blesch. Da war der Schritt zum eigenen Federvieh kein großer. Allerdings umfasst „Bleschi‘s Chicken Club“ mittlerweile 250 Exemplare etlicher Rassen, vom fast ausgestorbenen Totleger über Zwergweyndotten, Bresse- und Perlhühnern sowie Ramelslohern, dazu 40 glückliche Hühner aus dem Programm „Rettet das Huhn“, die nach qualvollen Wochen in der grauenvollen Massentierhaltung nun ihren Lebensabend bei „Green Eagle Nature“ genießen, und ein paar Enten.
Sogar Brutkästen in der privaten Küche
Während Blesch sogar per Brutkästen in der privaten Küche für Nachwuchs sorgt oder in den Randbereichen der Anlage Wildblumenwiesen zugunsten der Insektenvielfalt und gegen das Bienensterben anlegt, pickt sein Hühnervolk in der riesigen Voliere am Rand von Bahn 10 des Süd Course nach Herzenslust und wird mit Körnern und Gemüse- sowie Salatresten gefüttert. Das Ergebnis kann sich schmecken lassen, und damit ist auch das Ei wieder im Spiel: Die Rühreier oder Omeletts, made by „Bleschi‘s Chicken Club“, sind schlichtweg eine Wonne. Und bei den Green-Eagle-Gästen schon fast Legende.
Hereford-Rinder neben dem ersten Porsche-Abschlag
Damit der nachhaltigen Lieferanten aber nicht genug. Auf einer Wiese neben dem ersten Abschlag des Porsche Nord Course, wo morgen Xander Schauffele, Patrick Reed, Matt Kuchar und Co. die dritte norddeutsche Auflage der Porsche European Open angehen, weiden seit einiger Zeit 34 Herefords, 17 Kühe und 17 Kälber; die Rinder leben ganzjährig im Freien, werden nur mit Heu und dem Grasschnitt gefüttert, der beim Mähen auf dem Golfplatz abfällt, und erst geschlachtet, wenn die Kühe ein gewisses Alter erreicht haben und keine Kälber mehr austragen können.
Das Fleisch verarbeitet Green Eagles Küchencrew um Chef Benjamin Seiferth und das aus dem Libanon stammende Koch-„Urgestein“ Fatfat beispielsweise zum berühmten „Blesch Burger“ oder einer famos aromenstarken, weil „ehrlichen“ Currywurst, die wie alles andere auf den Green-Eagle-Tellern ohne den Dreck auskommen, den die Lebensmittelindustrie gern ins Essen mischt.
„Welt steht ökologisch vor dem Abgrund. Jeder muss was tun“
So ist „Green Eagle Nature“ ein geschlossener Kreislauf der Nachhaltigkeit: „Die Welt steht ökologisch vor dem Abgrund, und wenn nicht schon der Einzelne was für sich ändert, rutschen alle runter“, sagt Michael Blesch dazu. Und: „Jeder, der ein Grundstück hat, kann ein Stück Wiese für die Insekten herrichten und drei Hühner für die Küchenabfälle und für wunderbare Eier halten.“ Derweil ist „Überzeugungstäter“ Blesch schon wieder mit neuen Naturschutz- und Ökologieprojekten beschäftigt. Also, Fortsetzung folgt …
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Super, die Grundidee ist sehr richtig. Ähnlich auch am Bergkramerhof in Wolfratshausen und vielen anderen Plätzen umgesetzt.
Ob das bisschen „Nachhaltigkeit“ das Ankarren von Equipment mit schweren LKW’s in Millionen Höhe, das aufstellen von klimatisierten Zelten sowie das Sperren eine Hauptverbindungsstraße wieder ausgleicht sei mal dahin gestellt. Alleine durch die Sperrung der Kreisstraße müssen mehrere hunderte Pendler zwischen Winsen und Radbruch einen Umweg von mehreren Kilometern in Kauf nehmen (direkter Weg knapp 5km, Umweg knapp 17km) und seit Wochen karren LKW’s irgendwelches Equipment heran…soviel zum Thema ökologisch und nachhaltig aber Hauptsache die Elite hat ihre Ruhe vorm Fussvolk und man kann sich nen grünen Orden auf die Brust pinnen
Guten Tag lieber Wütender Anwohner,
in unserem Artikel haben wir die Nachhaltigkeit, mit welcher die Golfanlage betrieben, gepflegt und geführt wird, beleuchtet. Das Turnier, welches aktuell in Winsen steigt, steht natürlich in einem anderen Licht und wird verständlicherweise nicht von jedermann unterstützt bzw. gutgeheißen. Dennoch bringt es Winsen und Deutschland auf die Golf(sport)-Landkarte und hat eine weit über die Grenzen Deutschlands hinaus große Strahlkraft. Vielleicht kommen Sie ja auch einfach einmal raus auf den Platz und schauen sich das Geschehen an.
Liebe Grüße
Robin (vom Golf Post Team)