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Die Trainingsform „Worst Ball“: Machen Sie das Beste aus schlechten Schlägen

01. Feb. 2022 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Inspiration für Ihr Golftraining: Worst Ball. (Foto. Getty)

Inspiration für Ihr Golftraining: Worst Ball. (Foto. Getty)

Irgend ein Großer hat mal sinngemäß gesagt, es komme beim Golf weniger auf gute Schläge an, sondern darauf, wie gut die schlechten sind. Tiger Woods? Oder Arnold Palmer? Im Zweifelsfall beide. Es gehört zu den grundlegenden Erkenntnissen, ja Gesetzmäßigkeiten des Spiels, dass es vor allem darum geht, den (Ergebnis-)Schaden durch schlechte Schläge möglichst gering zu halten. Idealerweise, indem man erst gar keine macht.

Tiger Woods und der eine perfekte Schlag pro Turnier

Aber selbst Woods hat mal eingeräumt, dass er schon hocherfreut sei, wenn er während eines Turniers wenigsten einen Ball so perfekt spielt wie er sich das vorgestellt hat. Gut, der Mann hat andere Maßstäbe, aber in Relation gilt das für alle, vom Scratcher bis zum Hacker. Oder wie von Ben Hogan überliefert ist: „Golf is not a game of good shots. It's a game of bad shots.“

Also muss es heißen: Mach das Beste aus deinen schlechten Schlägen – eine Herausforderung, die jeder aus dem eigenen Golf-Alltag wohl nur zu gut kennt. Und das kann man sogar trainieren. „Worst Ball“ heißt die Methode, ein durchaus vielschichtiger spielerischer Drill, Rory McIlroy beispielsweise schwört drauf.

Stets den ungünstiger platzierten Ball spielen

Das Rezept ist denkbar einfach. Man nehme zwei Bälle und gehe raus auf den Platz, für ein paar Löcher, für eine komplette Runde. Letztlich spielt man einen Zweier-Scramble mit sich selbst, schlägt beide Bälle. Nur mit dem Unterschied, dass stets die ungünstiger platzierte Murmel ausgewählt wird und von dieser Stelle dann erneut beide Bälle bewegt werden. Vermutlich muss jetzt nicht explizit ausgeführt werden, zu welch ungünstigen, ja unangenehmen Situationen es dabei kommen kann.

Übung für den „Schadensfall“

„Worst Ball“ ist sicher zeitaufwändiger als eine flotte Solo-Runde. Doch gleichermaßen ein ziemlich gutes Training für die Motivation bei Schwächephasen, für den Umgang mit Misserfolg, für die Wahl einer sinnvollen Schlagvariante, für die Exekution von Rettungsschlägen und und und. Schlicht für alles, was im „Schadensfall“ hilft, den Score einigermaßen zusammen zu halten.

McIlroy jedenfalls kann sich darauf verlassen, „dass mein Golf in richtig gutem Zustand ist, wenn ich beim ,Worst Ball’ unter Par spiele.“ Der Glückliche. Hobby-Golfer hingegen sprechen manchmal eher von Masochismus: „Mit ,Worst Ball’ versohle ich mir regelmäßig richtig den Hintern“, schreibt einer in den sozialen Medien. „Aber andererseits mag ich diese Spielform. Sie ist eine großartige Methode, an der Konstanz zu arbeiten, und zwingt dich dazu, suboptimale Bereiche deines Spiels zu verbessern statt bloß an der Perfektion eh guter Schläge zu feilen.“

Und nicht zuletzt hat man mehr von der Runde und läuft nicht so schnell auf den Vorflight auf. Ist doch auch was …

Spannende mentale Aufgabe

Die Vokabel „unangenehm“ war vorhin übrigens bewusst gewählt. Es ist schon eine spannende mentale Aufgabe, ein womöglich verlockend mitten auf dem Fairway liegendes Bällchen aufzuheben, die Fahne klar im Fokus, und sich stattdessen mit einem blöden Schlag aus ungünstigerer Position abzumühen. Zur Untermalung noch mal ein Fundstück aus einem Golfforum als Bestätigung: „Es ist sooo brutal, wenn du einen Ball bis auf 90 Zentimeter an die Fahne schlägst, und dann trotzdem den spielen musst, der nicht ansatzweise so nahe am Loch liegt.“

Alles eine Frage der Einstellung

Mit diesem Zwiespalt muss man erstmal klarkommen. „Egal, ob ,Best Ball’ oder ,Worst Ball’: Bei entsprechend positivem Denkmuster [neudeutsch Mindset, Anm. d. Red.] ist die Herangehensweise gleich“, schreibt beispielsweise die US-Uni-Golflehrerin Erin Thorne im Fachportal „Golf WRX“. Halt alles eine Frage der Einstellung.

Nicklige Variante fürs Scramble-Turnier

Zuguterletzt sei nicht vergessen, dass „Worst Ball“ auch eine interessante, weil nicklige Spielform fürs klassische Scramble-Turnier sein kann. Dann wird nicht jeweils der beste Ball gewählt, sondern die entsprechende Gegenseite im Flight bestimmt den ungünstiger positionierten und lässt die Konkurrenz von dort weiterspielen. Das sorgt garantiert für jede Menge Gesprächsstoff – während der Runde sowie am 19. Loch – und verlangt sicherlich ab und an eine Menge Contenance. Zum Schluss sei diesbezüglich ein weiterer Golf-Weiser zitiert, diesmal Dr. Bob Rotella: „Golf verlangt zuvorderst, Misslichkeiten zu akzeptieren, angemessen damit umzugehen und entsprechend gut zu reagieren.“

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