Diesen Artikel über die unterschiedlichen Puttgriffe müssten eigentlich Bernhard Langer und Sergio Garcia schreiben. Beide zusammen haben so viele Puttgriffe ausprobiert wie die gesamte Golfwelt. Aber: Beide zeigen, dass es viel Sinn macht, sich mit dem Thema Griffarten und Putten intensiv auseinanderzusetzen. Garcia darf sich mittlerweile Masters-Sieger nennen und Bernhard Langer ist das Synonym für Konstanz und Erfolg!
Worauf kommt es beim Putten an?
Zwei Faktoren sind beim Putten entscheidend:
- Die Richtungskontrolle: verantwortlich dafür sind, das Grünlesen, das Zielen, die Schlagflächenstellung im Treffmoment und die Schwungbahn.
- Die Längenkontrolle: die entscheidenden Faktoren dafür sind das Schwungtempo, der Schwungumfang und die Mittigkeit des Treffens (Sweetspot).
Sie haben es bestimmt schon bei sich im Flight erlebt. Vier Spieler und vier unterschiedliche Puttgriffe. Und auch bei den Profis sieht man immer mehr Varianten beim Greifen des Putters. Warum eigentlich „anders“ greifen? Ich bin der Meinung, das ist etwas, was vom Spieler selber kommen muss. Der Griff ist für mich das sensibelste, was es gibt. Näher dran am Schläger kann man nicht sein. Darum bin ich in meinem Coaching dabei auch sehr zurückhaltend.
Aus diesem Grund sollten Sie den Puttgriff ändern
Sicherheit: Ein neuer Griff kann neue Sicherheit beim Putten geben. Sprich, es werden mehr Putts gelocht als mit dem Vorherigen.
Yips: Yips sind der Horror für jeden Golfer. Yips sind ein unkontrolliertes Zucken in den Hand- und Armmuskeln, meistens im Durchschwung. Laut Studien sollen bis zu 30 Prozent aller Golfer daran „leiden“. Es wirkt sich in einem unkontrollierbaren Treffmoment aus. Bernhard Langer ist sicherlich das bekannteste Opfer. Yips sind unter anderem der Grund, warum Bernhard Langer einen Broom Stick Putter nutzt.
Wenn Sie merken, dass Ihre Puttquote nach unten geht, können Sie einfach mal testen, welcher Griff Ihnen eventuell mehr Erfolg bringt.
Drei verschiedene Puttgriffe
Im Folgenden möchte ich Ihnen drei unterschiedliche Puttgriffe sowie eine Variation der jeweiligen Griffe vorstellen. Alle drei haben Vor- und Nachteile und nicht jeder Griff ist für jeden Golfer geeignet. Abhängig von Ihrer Puttstatistik, ihrem Erfolg, ihrem gewünschten Puttstroke und vielen anderen Faktoren sollten Sie testen, welcher Griff zu Ihnen passt. Und ja, testen Sie! Finden Sie heraus, was Ihnen liegt.
Der normale/traditionelle Griff (Reverse Overlap)
Tiger Woods puttet mit diesem Griff und sicherlich ist das der Standardgriff, der jedem Golfer zu Beginn beigebracht wird. Dabei liegen beide Daumen auf dem oberen Teil des Schaftes und der Griff verläuft durch die Handfläche. Der linke Zeigefinger liegt über dem rechten Mittel-, Ring- und kleinen Finger.
Vorteil: Die Hände können locker und frei arbeiten. Wer das braucht, um einen Touch zu entwickeln, für den ist dieser Griff genau richtig. Besseres Gefühl bei langen Putts. Dieser Griff eignet sich vor allem für Golfer, die den Putten leicht von innen nach innen führen wollen.
Nachteil: Die Hände haben große Freiheitsgrade und entsprechend unkonstant kann der Putter sich bewegen.
Wichtig: Legen Sie eine der beiden als Führhand fest. Diese Hand ist dann die aktivere Hand von beiden. Sie können testen, welche ihrer Hände die Hand ist, die die Bewegung leitet. Putten Sie dazu einfach einhändig. Zuerst mit der linken, dann mit der rechten Hand. Jeweils 10- 20 Bälle. Lange und kurze Putts. Sie werden relativ schnell merken, mit welcher Hand Ihre Bewegung konstanter und einfacher ist. Diese Hand ist dann die Führhand.
Tour Pros: Tiger Woods
Cross-Handed-Griff
Beim Cross-Handed-Griff greift die linke Hand unter die rechte Hand. Das hat den Vorteil, dass die Schultern dadurch parallel zum Boden sind. Die rechte Hand wird oberhalb der linken Hand an den Griff gelegt. Der linke Arm ist dadurch gerade und stabil. In diesem Fall wird die linke Hand zur Führhand und leitet die Bewegung.
Vorteil: Die Bewegung wird aufgrund der Schulterstellung konstanter. Der gesamte Stroke gerader. Dies hilft vor allem für die Genauigkeit und mehr gelochte Bälle bei kurzen Putts.
Nachteil: Die Hände sind sehr statisch am Griff und lange Putts lassen sich schwerer dosieren, als mit dem Reverse Griff.
Wichtig: Wenn Sie wenig Zeit für Putttraining haben, dann ist der Cross-Handed-Griff der perfekte Griff. Sehr stabil und einfach.
Tour Pros: Jim Furyk, Daniel Chopra
Variante Split Handed: Dabei sind beide Hände nicht miteinander verbunden, sondern liegen getrennt voneinander übereinander.
The Claw
Dieser Griff setzt sich mehr und mehr durch. Viele Tourspieler nutzen diesen Griff. Unter anderem Masters-Sieger Sergio Garcia und Olympiasieger Justin Rose.
Vorteil: Die Bewegung wird aufgrund der Schulterstellung konstanter. Der gesamte Stroke gerader. Dies hilft vor allem für die Konstanz bei kurzen Putts.
Nachteil: Die Hände sind sehr statisch am Griff und lange Putts lassen sich schwerer dosieren.
Wichtig: Wenn Sie wenig Zeit für Putttraining haben, dann ist „The Claw“ eher nichts für Sie. Nutzen Sie lieber den Reverese oder den Cross Handed Griff.
Tour Pros: Sergio Garcia, Justin Rose, Phil Mickelson, Adam Scott
Variante Split Handed: Dabei sind beide Hände nicht miteinander verbunden, sondern liegen getrennt voneinander übereinander.
Broom Stick
Der Broom-Stick-Putter ist natürlich kein Griff, sondern eher als Besenstil Putten bekannt. Bis vor kurzer Zeit konnte man den Broom-Stick-Putter noch am Körper ansetzen, andocken oder anlehnen. Je nachdem, wie man es nennen will.
Vorteil: Der Broom Stick Putter sorgt aufgrund seiner Schaftlänge und damit steilen Lies für eine sehr gerade Bewegung. Ich selber habe diesen Putter mal genutzt und hatte das Gefühl, dass ich gar nicht anders kann, als den Schlägerkopf gerade nach hinten und vorne zu bewegen. Somit stand die Schlagfläche (fast) immer gerade zur Ziellinie im Impact und vor allem kurze Putts waren sicherer im Loch als mit jedem anderen Putter. Die Hände sind fast ganz aus dem Spiel genommen, weil der Arm der unten liegenden Hand ganz lang und gerade am Putter liegt und den Putter alleine führt. Ich habe damals sogar Cross Handed damit geputtet.
Nachteil: Was bei kurzen Putts von Vorteil ist, ist bei langen Putts von Nachteil. Weil nur der Arm der unteren Hand sich bewegt, sind lange Putts schwer zu dosieren.
Wichtig: Wenn Sie viel Zeit für Putttraining haben, dann ist der Broom Stick Putter sicherlich eine Alternative für Golfer, die Puttprobleme haben. Vor allem aufgrund der neuen Regeln, die ein anchoren, also ein am Körper ansetzen des Griffendes verbieten, ist diese Puttart eine Kunst für sich. Wenn Sie Bernhard Langer in dem Video anschauen, dann sehen Sie, dass er das Griffende kurz vor dem Schlag vom Körper entfernt und frei in der Luft hält. Ich stelle mir das sehr schwer für die Puttbewegung vor.
Tour Pros: Bernhard Langer, Adam Scott (bis vor kurzem)
Variante: Beim Broom Stick Putter lässt sich im Grunde jeder Griffart einsetzen. Cross Handed (so habe ich es gemacht), Claw und „normal“, die rechte Hand unten.
Belly Putter
Ähnlich wie der Broom Stick arbeitet der kürzere Belly Putter. Nur wird hier das Griffende im Bauchnabel angesetzt.
Vorteil: Auch diesem Puttertyp haben die neuen Regeln den Garaus gemacht. Durch das feststellen des Griffendes im Bauchnabel oder am Bauch konnte der Putter sehr konstant auf seiner Schwungebene bewegt werden.
Nachteil: Ebenso wie beim Broom Stick Putter sind lange Putts schwer zu spielen gewesen.
Wichtig: Hier ist nichts mehr wichtig, weil die Idee des Belly Putters mit den neuen Regeln begraben wurde. Manche Spieler nutzen den BP noch als Putter mit extra langem Schaft, um höher als normal zu greifen.
Tour Pros: Adam Scott, Phil Mickelson, Colin Montgomery, Fred Couples
Viele weitere Puttgriffe und -styles
Ganz zum Schluss möchte ich Ihnen noch drei Dinge mit auf den Weg geben, auf die erfolgreiche Tourpros beim Putten achten.
- Profis spielen einen gefitteten Putter. Tun Sie das auch?
- Wissen Sie, mit welchem Griffdruck Sie am besten putten? Das ist zwar ein ganz eigenes Thema für sich, aber trotzdem unheimlich spannend. Der eine greift ganz locker, ich zum Beispiel greife mittlerweile sehr fest.
- Tour Pros nutzen oft einen Trainer und das SAM PuttLab. Ein System, welches auf Ultraschall-Basis Ihre Puttbewegung in 28 Parameter zerlegt und mit dem Die danach ganz genau wissen, warum Sie so putten, wie sie putten.
Fazit
Es ist für jeden etwas dabei und vor allem trauen Sie sich auch einmal „unnormal“ zu greifen!
Wenn Sie mich aber jetzt fragen, was Sie machen sollen? Greifen Sie am besten Cross Handed. Das ist aus meiner Sicht der Griff, der am wenigsten Training benötigt, da beide Hände sehr stabil am Griff liegen und die Schultern parallel zum Boden stehen und der linke Arm lang und gerade am Putter liegt. Diese Art zu putten ist extrem konstant und nicht so anfällig für Fehler.
In diesem Sinne, Gut Loch!
„Up & Down“
Ihr Fabian