Immer wieder hört man es, wenn man Golfübertragungen im Fernsehen verfolgt. Ein Spieler oder eine Spielerin, dessen Ball an einer scheinbar unangenehmen Stelle liegt, bittet um die Hilfe eines Regeloffiziellen, um die Situation zu klären und welche Optionen er oder sie ergreifen kann. Plötzlich erhält der Spieler oder die Spielerin Erleichterung, und Zuschauerinnen und Zuschauer zu Hause fragen sich, was vor sich geht. Im Fernseh-Kommentar wird erklärt, dass nichts Verdächtiges oder Regelwidriges vorgeht. Vielmehr nutzen Profis die Tatsache aus, dass sie die Regeln gründlich verstehen und wissen, dass es bestimmte Situationen gibt, in denen sie davon profitieren können. Tatsächlich können die Regeln des Golfs oft Ihr Freund sein. Dies gilt besonders, seit im Jahr 2019 mehrere wichtige Regeländerungen in Kraft getreten sind, als die USGA und die R&A das Regelbuch modernisierten.
Fünf einfache Möglichkeiten, die Golfregeln zum eigenen Vorteil zu nutzen
Golf ist auch ein Spiel der Regeln. Wer sie beherrscht, kann oft davon profitieren und seinen Score verbessern. Hier sind einige raffinierte Wege, wie Sie die Golfregeln zu Ihrem Vorteil nutzen können:
1. Bodenkontakt in einer Penalty Area
Dies war eine der größten Regeländerungen im Jahr 2019. Seitdem dürfen Sie Ihren Schläger in Strafzonen auf den Boden aufsetzen. Sie können ein paar Probeschwünge machen, die den Boden berühren. Natürlich immer unter der Prämisse, dass sich die Lage des Balls nicht verbessert. Aber Sie können so ein besseres Gefühl dafür bekommen, wie Sie Ihren nächsten Schlag spielen wollen. Der dazugehörige Absatz findet sich im Regelbuch unter Punkt 17 und lautet in der neuen Fassung wie folgt: "Der Spieler darf den Ball so spielen, wie er liegt, ohne dass eine Strafe verhängt wird, und zwar nach denselben Regeln, die für einen Ball im allgemeinen Bereich gelten (d.h. es gibt keine besonderen Regeln, die das Spielen eines Balls aus einer Penalty Area einschränken)."
2. Sie müssen nicht unter denselben Bedingungen droppen
Liegt Ihr Ball in der Nähe einer ungewöhnlichen Platzbedingung, die freie Erleichterung erlaubt, können Sie innerhalb einer Schlägerlänge vom nächsten Erleichterungspunkt spielen. Diese Regel ermöglicht es Ihnen sogar, straffrei auf dem Fairway oder sogar dem Grün zu droppen, selbst wenn Ihr Ball im Rough liegt. Der Referenzpunkt in den Regeln ist Nummer 16.1b: "Befindet sich der Ball eines Spielers im allgemeinen Bereich und wird durch eine anormale Platzbedingung auf dem Platz gestört, kann der Spieler ohne Strafe droppen."
3. Neu aufteen im Abschlagsbereich
Ein schwacher erster Abschlag kann die Spiellaune trüben, aber es gibt Hoffnung. Bleibt Ihr Ball im Abschlagsbereich, können Sie ihn ohne Strafe neu aufteen. An Punkt 6.2. der Regeln steht hierzu: "Wenn ein aufgeteeter Ball vom Tee fällt oder vom Spieler vom Tee geschlagen wird, bevor der Spieler einen Schlag ausgeführt hat, kann er ohne Strafe irgendwo im Abschlagbereich wieder aufgeteet werden. Wenn der Spieler jedoch einen Schlag durchführt ist der Ball im Spiel. Wenn der Ball des Spielers nach einem Schlag (z.B. ein Abschlag nach einem Schlag, der den Ball verfehlt hat) oder nach der Entlastung im Abschlagbereich liegt, darf der Spieler den Ball straffrei aufheben oder bewegen, und diesen Ball oder einen anderen Ball im Abschlagbereich von einem Tee oder vom Boden aus spielen."
4. Bunker vermeiden
Bunkerschläge können frustrierend sein, aber es gibt eine Regel, die Ihnen Zeit und möglicherweise Schläge sparen kann. Droppen Sie den Ball außerhalb des Bunkers, basierend auf einer Referenzlinie vom Loch durch die Stelle des ursprünglichen Balls im Sand. Trotz der zwei Strafschläge, die es dafür gibt, kann dies strategisch eine Überlegung wert sein, wenn die Position im Bunker besonders trickreich ist. Diese Sonderregel findet sich unter Punkt 19.3b: "Als zusätzliche Erleichterung, wenn der Ball eines Spielers in einem Bunker liegt, kann der Spieler für insgesamt zwei Strafschläge eine Erleichterung auf der Linie außerhalb des Bunkers nach Regel 19.2b in Anspruch nehmen."
5. Probeschwünge auf dem Grün
Ja, es ist erlaubt Probeschwünge auf dem Grün auszuführen. Dabei müssen Sie nicht einmal fürchten, sich Strafschläge einzuhandeln. Wenn Sie aus Versehen Ihren Ball auf dem Grün mit einem Probeschwung treffen und er sich bewegt, gibt es keine Strafe. Setzen Sie ihn einfach zurück und spielen Sie weiter. Das gilt auch, wenn Sie ihn auf andere Weise versehentlich bewegt haben. Die Regel hierzu besagt "Wenn Sie Ihren Ball versehentlich durch Ihren Übungsschwung verschieben, während er sich auf dem Putting Green befindet, muss der Ball wieder an seinen ursprünglichen Platz platziert werden (wenn dieser nicht bekannt ist, muss er geschätzt werden) und es gibt keine Strafe."
Also Regel 9.4b, Ausnahme 1 besagt doch nicht, dass man nach einem kompletten Fehlabschlag – also z.B. Luftschlag oder augeteeten Ball unterschlagen, so dass er im Abschlagsbereich liegen bleibt, straffrei nochmals aufteen und durchführen darf. Missverstehe ich hier etwas in der Formulierung in diesem Artikel oder habe ich Probleme mit sinnerfassendem Lesen?
Hallo Michael,
wie es aussieht haben wir hier die falsche Regelnummer als Referenz angegeben, das Thema „Spielen eines Balls vom Abschlag” wird ausführlich in Regel 6.2 behandelt. Regel 9.4b, Ausnahme 1 tangiert das Thema nur, ich werde das im Text deutlicher machen. Die im Artikel beschriebene Verhaltensweise ist nach unserem Verständnis der Regeln aber durchaus zulässig.
In Regel 6.2 heißt es nämlich, dass die Regeln für den Abschlag gelten, sowohl wenn der Spieler das Loch beginnt, als auch wenn der Ball des Spielers auf dem Abschlag nach einem Schlag im Spiel ist. Letzteres gilt ja zum Beispiel nach einem Luftschlag oder wenn der Ball getroffen wurde, aber immer noch im Abschlagsbereich liegt.
Dann ist nach Regel 6.2 (6) folgendes erlaubt:
Liegt des Spielers Ball im Spiel nach einem Schlag innerhalb des Abschlags (zum Beispiel ein aufgeteeter Ball nach einem Schlag, der den Ball verfehlt hat) oder nachdem Erleichterung in Anspruch genommen wurde, darf der Spieler:
– den Ball straflos aufnehmen oder bewegen und
– diesen oder einen anderen Ball innerhalb des Abschlags von einem Tee oder dem Boden nach Ziffer (2) spielen oder den Ball spielen, wie er liegt.
Diese Regeln gelten allerdings nur auf dem Abschlag, von dem der Spieler zu Beginn des zu spielenden Lochs spielen muss und der erste Schlag wird natürlich regulär gezählt. Für den zweiten Schlag darf der Ball dann aber wieder aufgeteet werden.
Ich hoffe, das hilft Dir weiter.
Schöne Grüße
Alexandra (vom Golf Post Team)