Für gewöhnlich sind die kommenden Monate eher grau und kalt. Der Golfsport hält Winterschlaf. Wer nicht verreist, dem bieten Golfsimulatoren Alternativen, um auch im Winter in Schwung zu bleiben. Macht das Sinn? Ein Versuch in zwei Facetten.
Virtuelle Realitätsanmutung
Die Technik moderner Simulatoren ist durchaus beeindruckend. Die hoch entwickelten Sensoren, Radarmessungen, die gesamte Elektronik errechnet aus den Komponenten des individuellen Schwunges wie etwa der Schlägerkopfgeschwindigkeit, der Spin-Rate, dem Impact oder der Schwungebene einen Ballflug von verblüffender Realitätsnähe. Ein saftiger Slice ist auf der Leinwand als solcher zu erkennen. Meist können die normalen Simulatoren – die bei 8.000 Euro Anschaffungskosten anfangen – jedoch keine umfassende Realitätsanmutung leisten. Voraussetzung sei, meint etwa Teaching-Pro Mike Kolloff, ein integrierter Trackman sowie eine Kamera-Installation. Gerade der Trackman mache aus dem gemütlichen Bälleschlagen eine ernste Trainingseinheit, da man nun die ganzen Facetten des Schwunges anhand von Zahlenwerten sowie Bildmaterial unterfüttern könne. Es bliebe dennoch der Grundsatz: Realität ist anders. Selbst ein Simulator wie er im Studio vom GolfChannel installiert ist (Top-Modelle beginnen bei ca. 20.000 Euro) kommt über eine, wenn auch gelungene, Realitätsanmutung nicht hinaus.
Ganzjähriges Training „dahoam“
Der Simulator als Trainingstool mache also gerade im Winter Sinn und wird von vielen Pros forciert. Es ist der Motivation sicher auch nicht abträglich, nach dem Schlag dem „Ball“ hinterher zusehen, anstatt stupide in ausgeleierte Netze zu Schlagen. „Ich merke, dass der winterliche Trainingseifer proportional zu den Fortschritten der Simulator-Technik zunimmt“, fährt Mike Kolloff, Golflehrer in Berlin-Blankenburg fort. Entscheidend sei jedoch, dass ein Lehrer zugegen sei. Er habe die Erfahrung gemacht, dass viele Golfer mit dem Zahlenmaterial überfordert seien. Ein Trainingseffekt könne sich jedoch nur einstellen, wenn den Golfern die Werte auch erklärt würden.
Auch der angehende Teaching-Pro Manuel Demanega ist von den Möglichkeiten in einem guten Simulator zu trainieren überzeugt. Er könne diese Form des Trainings nur empfehlen - und sei es am Ende einfach nur um in der Motorik des Schwunges über den Winter nicht einzurosten. Natürlich hätten auch die billigeren Modelle ihre Daseinsberechtigung. Denn zum einfachen Fitting würden sie allemal ausreichen, wie die beiden versichern. Davon, dass es ganz allgemein dem verkopften Schwung förderlich sein kann sich mal locker zu machen und einfach mal eine virtuellen Platz zu laufen – ob mit oder ohne Highendtechnik –, ganz zu schweigen.
Amen Corner Live
Neben dem winterlichen Trainingsmehrwert eröffnet sich dem leidenschaftlichen Golffreund die Chance, die verblüffendsten Plätze der Welt zu bespielen. Und sich dabei ein Bier aufmachen. Einfach mal nicht laufen, die Tasche lässig in der Ecke der Abschlagbox geparkt und mit Freunden in Augusta zocken. Ein Spaß bringender Vorteil ist die Möglichkeit nicht Putten zu müssen (leider ist dieser Teil des Spiels trotz aller Fortschritte in Simulatoren nicht gut nachgeahmt). Stattdessen kann man dem Golf-Simulator sagen: Bitte alles, was auf dem Grün liegt, vom Computer lochen lassen. Allerdings sind die Ergebnisse der Runde nicht auf den Heimatplatz übertragbar. Ohne die Radartechnik wie etwa beim Trackman bleibt vieles Spekulation. So wird der Schwung nur rudimentär und lediglich die ersten Meter des Ballfluges erfasst und der Rest des Weges nach (un-)wahrscheinlichen Statistiken errechnet.
Willkommene Abwechslung
Entscheidend sei es also, mit welchem „Mindset“ man sich in welche Indoor-Abschlagbox stelle: Zum Beispiel als modernstes Trainingstool, bei dem der „Coach“ anhand der Aufzeichnungen mit dem Schüler am Schwung feilt. Oder als spaßbringende, nicht ganz ernste genommene Golfvariante, um bei Bier und seeliger Stimmung auf eine virtuelle Runde zu gehen. Wer in der Winterzeit auf Rasenduft und ein saftiges Divot verzichten kann, für den bietet sich so oder so eine willkommende Abwechslung.
Der obige Komentar ist doch sehr realitätsfremd. Wir haben in Marienbad bisher einen Simulator, auf dem man die besten Plätze der Welt spielen kann. 80% die dort spielen, köönten nie diese Plätze spielen. Die Drives werden sehr realistisch dargestellt. Liegt man in hohem Raff, oder in der Pampa , hat man auf manchen Plätzen auch seine liebe Not um herauszukommen.
Einziges Manko ist das kurze Spiel. Hier muß man leichter Schlagen oder Chippen. Sonst ist man zu lang. Da sollte man im Frühjahr sobald die Range freigegeben ist, 2-3x eine Stunde für kurzes Spiel wieder die reale Entfernungen üben. Beim Bunker Siel ist es das gleiche.
Putten ist schon sehr nahe an der Realität. Auf unserem Simulator gibt es ab 1m geschenkt, natürlich mit einem Zähler zuzüglich. Das schöne ist, man kann bei jedem Wetter bis spät in die Nacht spielen. In einer vergnügten Runde bis zu 8 Spieler.
Wir spielen dort auch richtige Turniere. Es macht Spaß und mehr soll es auch nicht sein,
und man bleibt dabei auch etwas in Schwung. Unser Simulator wird so gut genutzt, dass man schon Tage vorher Startzeiten eintragen muß. In den Nächsten Tagen, wird unser 2. Simulator eingeweiht. Also Leute laßt Euch nicht von Schlechtrednern abhalten!!!!!!
mfg
Günther Kölln „Royal GC Marienbad“
… wenn der Verfasser des Artikels so golft wie recherchiert, dann würde es mir nicht ausmachen, nicht mit ihm zu spielen. Seine beiden Kollegen, die zum gleichen Thema für die Golfpost in die Tasten gehauen haben, scheinen Ihre Aufgabe als Redakteure ernster zu nehmen. Ausgerechnet das System zu erwähnen, mit der anerkannt schwächsten Technologie für die Messung bei kurzen Ballflugdistanzen, spricht Bände. Das Statement „Realität ist anders“ bei einer Abweichung von unter 3% bei guten Systemen, ist schon sehr realitätsfern, wie ich finde. Erfolgreiches Putten ist sicherlich am Simulator schwierig, weil man selten auf dem Grün weiß, dass es noch 4,68m zum Loch sind und dabei 23 cm bergauf geputtet werden soll, visualisierte Gefühle leiten den Putt, nicht cm und Meter. Gute Systeme am Markt können Putts sehr wohl simulieren, wenn sie nicht mit der Radar Technologie arbeiten. Selbst einfach Messtechnik (unter 500,– Euro) gibt gutes Feedback zum Schwungpfad, auch beim putten.
Irgendwie Schade, dass es, speziell im Online Journalismus, immer mehr selbsternannte Profis gibt.
Grüße aus München
HP Schmid