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Panorama

Was tun, wenn die Allergie das Golfspiel beeinträchigt?

29. Mrz. 2019 in Köln, Deutschland

Viele Menschen sind von Allergien betroffen - was tun, wenn es einem am golfen hindert? (Foto: Getty)

Viele Menschen sind von Allergien betroffen - was tun, wenn es einem am golfen hindert? (Foto: Getty)

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Viele Menschen leiden unter Allergien. Ob Heuschnupfen oder eine Allergie gegen Insektengift, die Reaktion des eigenen Körpers auf verschiedendste Stoffe verringern die Leistungsfähigkeit des eigenen Körpers. Doch es gibt einiges, was man tun kann. Priv.-Doz. Dr. med. Dieter Vieluf klärt im Gespräch mit Golf Post Gesundheitsexperte Daniel Philipp über Risiken und Behandlungsmöglichkeiten auf.

Das Interview ist Teil der Reihe Golf und Gesundheit, in der die Golf Post Gesundheitsexperten Daniel Philipp und Markus Zilligers über alle Belange des Golfsports informieren, die das Spiel gesünder machen. Mehr über Daniel Philipp und Markus Zilligers erfahren Sie hier.

Allergien auf der Golfrunde

Daniel Philipp: Was sind Allergien und wie wirken sie sich auf uns aus?

Dr. Vieluf: Allergien sind spezifische Immunreaktionen auf Umweltstoffe. Am häufigsten ist der Heuschnupfen einhergehend mit  Augenjucken, -tränen, -rötung und/oder -schwellung, Fliessschnupfen, Niesattacken bzw. verstopfte Nase, ggfs. zusätzlich anfallsweise trockener Husten und/oder Verengung der unteren Atemwege mit Atemnot (vor allem bei körperlicher Anstrengung), erschwerter/verlängerter Ausatmung, Kurzatmigkeit und/oder pfeifenden Atemgeräuschen im Sinne eines Asthma bronchiale.

Häufigste Auslöser dieser Beschwerden sind im Frühjahr (bis Mitte Mai) die Baumpollen (Birke, Erle, Hasel Esche), ab Anfang Mai bis Juli die Gräser- und Roggenpollen (in dieser Zeit fliegen auch die Schimmelpilzsporen von Alternaria) und im Spätsommer die Kräuterpollen (Beifuß, Ragweed, Wegerich).

Daniel Philipp:Was kann man generell und speziell (vor/während/nach) dem Golfen tun, um die Beeinträchtigungen durch eine Allergie zu verringern?

Dr. Vieluf: Um den Golfsport trotzdem möglichst unbeeinträchtigt betreiben zu können, sollte eine konsequente und regelmäßige symptomatische Behandlung mit Antihistaminika (als Augentropfen, Nasenspray und/oder Tabletten/Tropfen mit zumeist guter und schneller Wirksamkeit gegen Augenjucken/-brennen/-tränen/-rötung, Fliessschnupfen und Niestattacken) und ggf. zusätzlich mit lokalen Kortikosteroiden (zusätzlich wirksam gegen die Schwellung der Nasenschleimhaut /verstopfte Nase, Wirkeintritt allerdings erst nach Anwendung über mehrere Tage).

Auch das Tragen von (Sonnen-)Brillen mit einem Seitenschutz können bei Augensymptomen hilfreich sein. Nach der Golfrunde sollten Sie Ihre Kleidung zu Hause nicht im Schlafbereich wechseln und abends die Haare waschen. Außerdem können Nasenspülungen mit speziellen Salzlösungen hilfreich sein, um die Pollenallergene von der Schleimhaut zu entfernen. Auch eine Neurodermitis kann sich während der Pollenflugzeit, nach Sonnenexposition und unter Stress (also locker bleiben!) verstärken.

Was kann ich tun, wenn ich besonders stark unter einer Allergie leide?

Dr. Vieluf: Bei stärkeren Beschwerden besteht zudem die Möglichkeit einer gezielten Behandlung der Ursachen des Heuschnupfens bzw. des allergischen Asthmas in Form der allergenspezifischen Immuntherapie (Hyposensibilisierungsbehandlung). Dabei werden dem Körper die für die Symptomatik verantwortlichen Allergene in ansteigender Menge zugeführt, entweder in Form einer Injektionsbehandlung, bei der die Allergene unter die Haut gespritzt werden oder als Tropfen-/Tablettenbehandlung, bei der die Allergene unter der Zunge gegeben und für 2-3 Minuten belassen werden. Diese Behandlung wird über mindestens drei Jahre durchgeführt.

Daniel Philipp: Was gibt es bei einer anstehenden Golfrunde zu beachten?

Dr. Vieluf: Eine Golfrunde sollte unter Berücksichtigung des Pollenflugs (Informationen zu Art und Stärke des Pollenflugs z. B. über eine entsprechende App) geplant werden. Insbesondere sind bei sehr starkem Pollenflug starke körperliche Anstrengungen zu vermeiden. Um sich bei der Fahrt zum Golfplatz nicht zusätzlich den Pollenallergenen auszusetzen, ist die Klimaanlage im Auto mit einem Pollenfilter auszustatten und im Verlauf regelmäßig zu wechseln.

Viele Pollenallergiker leiden direkt nach einem starken Regenguss verstärkt unter ihren Allergiesymptomen. Der Regen führt dazu, dass die Pollen aus oberen in die bodennahen Luftschichten gelangen. Durch den Kontakt zu feuchter Luft/Wasser quellen die Pollen auf und setzen dann verstärkt ihre Allergene frei, welche sich zudem mit Feinstaub verbinden und dadurch leichter eingeatmet werden können. Das kann zu einem akuten Auftreten von Allergiesymptomen führen. Daher sollten Allergiker in den ersten 30 Minuten nach einem Gewitter oder einem heftigen Regenschauer nicht ins Freie gehen. Danach allerdings ist die ideale Zeit für einen Aufenthalt an der frischen Luft und damit auch für eine Golfrunde.

Auch im Golfurlaub sind Allergien ein Begleiter

Daniel Philipp: Was gibt es im Bezug auf Allergien zu beachten, wenn ich eine Golfreise plane?

Dr. Vieluf: Urlaubs-/Golfreisen sollten während der Pollenflugsaison in pollenfreien/-armen Regionen erfolgen. Vor Reisen ins Ausland sollten man sich über die Art und Zeiten des Pollenflugs am Urlaubsort/Reiseziel (z. B. mittels eines europäischen Pollenflugkalenders) eingehend informieren.

Daniel Philipp: Gibt es weitere Formen von Allergien, die beim Golfsport auftreten können?

Dr. Vieluf: Bei einer Insektengiftallergie kommt es nach einem Bienen- oder Wespenstich zu einer Allgemeinreaktion (u. a. Auftreten einer Urtikaria/Nesselsucht, Schleimhautschwellungen, Herz-Kreislaufsymptomen).

Bei derartigen Reaktionen, die meist schnell nach dem Stich einsetzen, ist sofortiges Handeln notwendig. Daher benötigen Insektengiftallergiker Medikamente für den Notfall, die auch auf der Golfrunde immer griffbereit sein sollten. Zu einem Notfallset gehören auf jeden Fall:
1. Antihistaminika mit schneller Wirkung,
2. Cortison zum Einnehmen mit ebenfalls schneller Wirkung,
3. Adrenalin zur (Selbst-)Injektion.
4. Ggf. ein Asthmaspray (Salbutamol)

Falls eine solche Allgemeinreaktion aufgetreten sein sollte, ist nach entsprechender allergologischer Diagnostik ggf. eine allergenspezifische Immuntherapie über drei bis fünf Jahre notwendig, damit wieder angstfrei Golf gespielt werden kann.
Bei der Neigung zu verstärkten Lokalreaktionen nach Insektenstichen sollte sofort nach einem Stich gekühlt und mit einem Antihistaminikum sowie mit einer Kortisoncreme behandelt werden.

Um Insektenstiche auf dem Golfplatz zu vermeiden, sollten in der Nähe von Bienen und Wespen rasche Bewegungen vermieden und nicht nach ihnen geschlagen, die Wespen aber auch nicht weggepustet werden Weitere Gefahren für Insektenstiche auf dem Golfplatz: reifes Fallobst, Suchen des Balls im Klee (Bienen) oder in der Nähe von Bodenlöchern (Wespen) sowie Blumenreichen Arealen, Abfallkörbe (an den Sitzbänken beim Abschlag) stehen/sitzen. Außerdem sollte auf Parfüms, Haarsprays sowie stark parfümierte Pflegeprodukte verzichtet
werden.

Auch kann es nach der Einnahme von Medikamenten (z. B. Schmerzmitteln, Blutdrucksenkern, Antibiotika) in Kombination mit Sonnenexposition (UV-Licht) zum akuten Auftreten von Hautausschlägen in den lichtexponierten Hautarealen kommen, bei einer echten Allergie auch zu Streureaktionen am übrigen nicht der Sonne ausgesetzten Hautarealen. Daher sollte der Golfspieler seinen Haus- oder Hautarzt fragen, ob die einzunehmenden Arzneimittel mit einer erhöhten Lichtempfindlichkeit einhergehen können.

Bei der sogenannten Sonnenallergie handelt es sich um keine echte allergische Reaktion. Allerdings kommt es vor allem im Frühjahr bzw. nach erstmaliger stärkerer Sonnenexposition zum Auftreten von zumeist juckenden Hautveränderungen in den belichteten Hautarealen. Um diese lichtbedingten Reaktionen zu vermeiden, ist das Tragen von langen Hosen und langärmligen Shirts sowie einer Kopfbedeckung und/oder die Anwendung von speziellen Lichtschutzmitteln (mit hohem Lichtschutzfaktor auch im UVA-Bereich) und die Einnahme von Antihistaminika zu empfehlen.

Des Weiteren kann es auch nach Kontakt zu verschiedensten Pflanzen in den Kontaktarealen zu akuten entzündlichen Hautveränderungen kommen, die ebenfalls mit einem Antihistaminikum sowie mit einer Kortisoncreme behandelt werden. Schützen kann man sich nur durch das Tragen von langen Hosen und langärmligen Shirts.

Golfspieler können auch ein allergisches Kontaktekzem an den Händen z. B. durch das Tragen eines Golfhandschuhs aus Leder oder durch die Materialien an den Griffen der Golfschläger entwickeln. Sollte es immer wieder zu solchen entzündlichen Hautveränderungen (Rötung, Bläschen, Schuppung, Hauteinrisse, verstärkte Verhornung) kommen, ist die Durchführung eines speziellen Allergietests (sog. Pflaster- bzw. Epikutantest) bei einem Hautarzt erforderlich, um das auslösende Kontaktallergen zu ermitteln und dies dann meiden zu können.

Daniel Philipp: Kann eine Allergie jeden treffen?
Dr. Vieluf: Grundsätzlich kann jeder von einer Allergie betroffen sein. Aufgrund einer genetischen Veranlagung besteht die Neigung zum Auftreten einer oder mehrerer der 3 atopischen Erkrankungen (saisonale/ganzjährige Rhinokonjunktivitis allergica, Asthma bronchiale und/oder Neurodermitis (=atopisches Ekzem)), welche ggf. auch mit einer Nahrungsmittelallergie verbunden sein können (z. B. im Sinne eines sog. oralen Allergiesyndroms auf pollenassoziierte Nahrungsmittelallergene wie z. B. Stein- und
Kernobst, Nüsse, Kräuter).

Das Risiko für das Auftreten einer dieser Erkrankungen liegt bei etwa 15 Prozent, wenn beide Elternteile keine dieser drei Erkrankungen aufweisen. Wenn ein Elternteil eine der drei atopischen Erkrankungen aufweist, besteht ein Risiko für die Entwicklung einer atopischen Erkrankung von 20-40%, wenn beide Eltern unter unterschiedlichen atopischen Erkrankungen leiden 40-60% und wenn Vater und Mutter unter derselben atopischen Erkrankung leiden, steigt das Risiko auf 60-80%, dass eine atopische Erkrankung im Verlauf des Lebens auftritt (häufiger die gleiche Erkrankung wie die Eltern). Neben dieser genetischen Veranlagung müssen verschiedene Faktoren auf das Immunsystem einwirken, damit es zur Sensibilisierung und schließlich zur Manifestation einer Allergie kommt.

Priv.-Doz. Dr. med. Dieter Vieluf ist Facharzt für Dermatologie und Leiter des Zentrums für Allergologie, Berufsdermatologie und Photodermatologie am Dermatologikum Hamburg.

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