Rot, Gelb, Blau: So weht sie im Wind, die nordfriesische Trikolore. Mit ihrem Anstrich hat sie auch den drei Neunloch-Schleifen des Golf Club Föhr die Farbgebung verliehen hat. Lange trübte ein Malus den Eindruck von diesem exquisiten Ensemble. Weil sechs Start- und Schlusslöcher des einstigen 18-Loch-Layouts die Zeit überdauert hatten – sprich, den 2009 eröffneten Ausbau auf 27 Loch und die Anpassung des „inneren“ Bereichs an den dort vollzogenen dramatischen Designwechsel im Jahr 2014. Doch der Wermutstropfen in den ansonsten übervollen Freudenbechern aller Rezensenten gehört der Vergangenheit an: Seit dem Sommer vergangenen Jahres meldet Föhr die Vollendung.
Aufmerksamkeit und Applaus
In einem dritten Bauabschnitt hat Architekt Christian Althaus (Düsseldorf) auch die Bahnen Blau 1, 2 und 9, Rot 8 und 9 sowie die gelbe 9 der von ihm konzipierten Charakteristik angepasst. Aller guten Dinge sind bekanntlich drei: Jetzt ist der GC Föhr von Anfang bis Ende jene kesse, manchmal tolldreiste Mischung aus Links-Laudatio und Heideland-Hurra, die vor allem eines ist: unkonventionell.
Die Spur wurde bereits ab 2006 mit der Gestaltung der 16 damals hinzugekauften Hektar gelegt, als Althaus noch für Städler Golfdesign (heute Städler & Reinmuth Golfdesign) tätig war. Die Arbeit auf der Nordseeinsel erregte derart viel Aufmerksamkeit und Applaus, dass Althaus, der sich inzwischen selbständig gemacht hatte, 2014 vom Club beauftragt wurde, seine Handschrift aufs originäre Layout zu übertragen. Der Landschaftsarchitekt und EIGCA-Absolvent (European Institute of Golf Course Architects) heuerte dafür den legendären, mittlerweile verstorbenen schottischen Shaper Mick McShane an, der seine Virtuosität in der Handhabung des Raupenschilds bereits in Kingsbarns und auf dem Castle Course von St. Andrews unter Beweis gestellt hatte. Das kongeniale Duo kreierte eine Spielwiese aus strategisch anzugehenden Fairways und ordentlich ondulierten Grüns, das Ganze gewürzt mit viel Sand und eingebettet zwischen zerfranste Bunker sowie zerzauste Randbereiche.
„Vom Allerwelts- zum Spitzenkurs“
Was stellenweise wirkt, als hätte die Nachkommenschaft des Riesen Timpetu Sandkastenspiele veranstaltet, ist gleichwohl bis ins Letzte durchdacht. Althaus versteht es meisterhaft, mit Proportionen, Sichtachsen und optischen Täuschungen zu jonglieren. Das hatte allerdings rein gar nichts mehr mit dem Parcours zu tun, den Frank Pennink 1971 über neun Loch am Rand der Inselhauptstadt Wyk angelegt und Donald Harradine 1989 auf 18 Loch erweitert hatte. Bloß die bereits erwähnten, von Baumreihen gesäumten Ein- und Ausgangsbahnen mit flachen Bunkern und platten Grüns ließ man unangetastet. Wohl aus Rücksicht auf Traditionen und Gewohnheiten, Clubmitglieder sind schließlich eine sensible Klientel.
Der Beifall aus Experten- und Gästekreisen hielt zwar an, doch es mischten sich prompt kritische Untertöne in die Ovationen. „Binnen eines halben Jahrzehnts hat sich der Kurs von einem Allerwelts- zu einem Spitzenkurs entwickelt“, notierte beispielsweise das renommierte Portal Top 100 Golf Courses nach der Design-Angleichung 2014. „Mit mehr als 20 richtigen Golflöchern sollte Föhr in der Spitzengruppe der Plätze auf dem europäischen Kontinent mitspielen, aber wegen der verbliebenen alten Löcher am Anfang und am Ende jeder Neunloch-Schleife verbieten sich solche Lorbeeren vorerst.“
Bewährte Unterstützung durch Brehmer
Seither waren neun Jahre vergangen – und die Hemmnisse für uneingeschränktes Lob wurden buchstäblich aus dem Weg geräumt. Mithilfe des irischen Shapers Mark Turner und der bis zu 15 Mann starken Crew von Brehmer Golfplatzbau unter Leitung des Firmenchefs Dennis Brehmer schuf Althaus in den Ein- und Ausgängen der drei Schleifen eine stringente Golfplatzlandschaft. Die sechs Bahnen, von Turner in bester McShane-Manier mit dem auf der Anlage reichlich vorhandenen und in der Zusammensetzung bestens geeigneten Sand modelliert, laufen zwar nach wie vor durch die bekannten Schneisen, wurden indes komplett neu arrangiert und auf strategisches Risk-and-Reward-Design getrimmt.
Wie es sich bei einem Umbau gehört, wurde ein landschaftspflegerischer Begleitplan für den entsprechenden Bereich mit dem Ziel ökologischer Aufwertung erstellt: Nicht-indigene Arten wurden entfernt, standortgerechte lichte Gehölzbestände gefördert und landschaftsbildende Einzelbäume freigestellt, um Platz für Sandbrachen, Heideflächen, Blühwiesen und offenen Rohboden für Insekten zu gewinnen und den Blick aufs Clubhaus zu ermöglichen. „Unsere Veränderungen zielten auf ein Terrain ab, das es vorher so schon gab“, verdeutlicht Clubmanager Thomas Anlauf.
Übungsgrüns und effiziente Beregnung
Zusätzlich zu den sechs Grüns der Spielbahnen wurden vier weitere Übungsgrüns konstruiert, die neu angelegten Fairways zudem im Sinne eines effizienten Wasserverbrauchs mit einer zweireihigen Beregnung und einem Teich ausgestattet. „Wir hatten den Anspruch, das Projekt in zehn Wochen umzusetzen und mit dem Einsäen noch 2022 zu beginnen“, sagt Anlauf über die arbeitsintensive Phase im Herbst vergangenen Jahres. Ein ambitionierter Zeitplan, vor allem mit den logistischen Herausforderungen durch die Insellage. Doch Brehmer gelang es, drei Dozer, mehrere Bagger, Spezialgeräte, Siebanlage und das Material für den Teichbau wie für die Beregnungsanlage stets „in time“ aufs Nordsee-Eiland zu schaffen. Bei alldem waren stets 18 vollwertige Bahnen bespielbar.
Althaus gelang überdies das Kunststück, die bereits erwähnte gelbe Neun direkt vor der Terrasse des Clubhauses – seit jeher Finalbahn für alle Turniere des GC Föhr – so behutsam zu modernisieren, dass der Wiedererkennungseffekt gewahrt bleibt. „Das war schon immer unsere 18 und soll es bleiben“, erklärt Clubmanager Anlauf. „Wir wollten das Loch gestalterisch nicht stark verfremden, sondern uns von der Tradition leiten lassen.“
Föhr feiert 2025 hundertjähriges Bestehen
Insgesamt 4,8 Millionen Euro, teils durch Spenden finanziert, hat sich der GC Föhr laut Clubkorrespondentin Dagmar Garbe diese gut 15 Jahre währende Transformation kosten lassen, die der seinerzeitige Präsident Nickels Peter Hinrichsen mit dem Flächenzukauf initiiert, sein Nachfolger Dr. Joachim Schweim fortgesetzt und der amtierende Vorstand Dr. Achim von Stutterheim vollendet und mit dem Abschlag eines goldenen Balls auf Blau 1 eröffnet hat.
„Ich lehne mich jetzt mal weit aus dem Fenster und bezeichne den Golf Club Föhr als ein verstecktes Juwel in der Entwicklung“, schrieb 2021 ein Leser unter die Rezension von Top 100 Golf Courses. „Von einem eher banalen, buchstäblich versteckten Inselplatz zu einem wilden Abenteuer voller Kunstfertigkeit und verrückter Formen […] Wenn das Ihre Aufmerksamkeit als Golfplatzliebhaber nicht erregt, dann stimmt irgendwas ganz und gar nicht.“ Dem ist aus Sicht des Autors uneingeschränkt beizupflichten. Föhr galt stets als eine Art Geheimtipp, obwohl die Anlage in allerlei Rankings immer wieder zu den besten Anlagen in Deutschland gezählt wurde. Das gilt jetzt erst recht, da die Entwicklung abgeschlossen ist und reifen kann, bis der Club 2025 sein 100-jähriges Bestehen feiert.