Wie das wohl wäre, Augusta National zu spielen? Eine Runde auf dem ge- und berühmten, für „Normalsterbliche“ fast unzugänglichen Masters-Geläuf: Der „Golfhimmel“ auf Erden, sagen welche, die auserwählt waren. Eingeladen muss man werden. Im Augusta National Golf Club geht alles nur von oben herab. Zur Mitgliedschaft wird man aufgefordert, irgendwann liegt ein Überweisungsformular im Briefkasten, so heißt es. Völlig banal, die Tatsache an sich ist Büttenpapier mit Goldkante genug. Wichtig muss man sein, betucht – und streng konservativ. Als Mitglied wiederum darf man Gäste einladen, natürlich nicht nach Belieben, da seien die Club-Oberen vor.
Peters Birdie an der 16
Der Autor hat‘s bloß geschafft, sich am Tor zur Magnolia Lane die Nase platt zu drücken. „Golf-Post“-Kollege Peter Auf Der Heyde indes gehört zu denen, die bereits das Vergnügen mit Augusta National hatten. Auch das per hochoffizieller Einladung. Als Journalist beim Masters zog er 2013 das große Los: Sein Name wurde für die traditionelle Montagsrunde der Medienvertreter aus dem Hut gefischt. „Ich bin nicht sonderlich religiös,“ erinnert sich Peter, „doch am ersten Tee habe ich schon gebetet, dass ich einen ordentlichen Abschlag hinkriege.“
Der Himmel hatte ein Einsehen, und Auf der Heyde belohnte sich und seine guten Geister mit einem Birdie an der 16. Nicht ganz so bejubelt wie Tiger Woods‘ legendärer Chip 2005 auf „Redbud“, aber: „Eine Runde in Augusta ist natürlich etwas ganz Besonderes. Das hast du immer im Hinterkopf", berichtet der Südafrikaner. „Ähnlich wäre, wenn ich als Fußballfan mit Beckenbauer und Pelé im legendären Maracana-Stadion in Rio spielen dürfte.“
Steph Curry eröffnete mit „Dreier“
Besonders Prominenz hilft enorm, um‘s auf den „heiligen“ Rasen zu schaffen. Stephen Curry ist das As der Golden State Warriors aus Oakland/Kalifornien sowie amtierender „Most Valuable Player“ in der US-Basketball-Liga NBA und machte neulich „eine Erfahrung, die ich mein Leben lang nicht vergessen werde“. Der 28-Jährige durfte in Augusta spielen, mit Teamkamerad Andre Iguodala, seinem Vater Dell Curry und Warriors-Besitzer Joe Lacob, „es war ein Traumtag!“. Eingefädelt hatte das Ganze Trainer Steve Kerr als besonderen Dank für den Gewinn der Meisterschaft 2015: „Steph und Andre sind unglaublich passionierte Golfer“, sagte Kerr. „Und einer meiner besten Freunde ist Mitglied in Augusta.“ Beziehungen schaden ohnehin nur dem, der keine hat.
Curry, bester Drei-Punkte-Werfer der NBA, eröffnete seine Runde übrigens standesgemäß. Der 1,2-Handikapper spielte auf „Tea Olive“, dem Par-4-Startloch, ein Birdie.
Apropos Mitglieder. Der beste Weg, keine Beitritts-Einladung zu bekommen, ist es, den Club um eine solche zu bitten. Wolfgang Reitzle hat nicht gefragt, der einstige Automobilmanager und heutige „Linde“-Aufsichtsratschef ist auch deshalb seit 1993 einziger Deutscher in Augustas rund 300-köpfiger grüner Gilde.
„Leute, die in diesem Land Bedeutung haben“
Die Aufnahmegebühr soll laut eines Insiders im „niedrigen fünfstelligen Bereich“ liegen, der Jahresbeitrag 3.000 Dollar kaum übersteigen. Es kursiert eine inoffizielle Mitgliederliste, anscheinend von 2002, mit etlichen klangvollen Namen aus der amerikanischen Politik und Wirtschaft. „Aufgenommen werden nur Leute, die in diesem Land Bedeutung haben“, hat Jackson T. Stephens, Clubchef von 1991 bis 1998, mal gesagt.
Arnold Palmer, Jack Nicklaus und Champions-Tour-Akteur John Harris sind die einzigen Profi-Golfer im Club. Die Masters-Sieger erhalten zwar das begehrte „Green Jacket“ und einen personalisierten Spind, sind indes allenfalls eine Art Ehrenmitglieder mit sehr limitierten (Spiel-)Rechten.
„Oh mein Gott, es ist unglaublich“
Der Club selbst hält sich dazu bedeckt, so wie er sich insgesamt ungern bis gar nicht in die Karten schauen lässt. Reitzle ist in Sachen Augusta ebenfalls diskret, wird lediglich mit der Bemerkung zitiert: „Es ist wie im Himmel!“
Andere Promis sind da schon redseliger. „Wenn du die Magnolia Lane rauf fährst – oh, mein Gott, es ist unglaublich!“, schwärmt Hollywood-Star Mark Wahlberg, Linkshänder mit einstelliger Vorgabe. „Das Gras ist grüner, die Fairways sind prächtiger …“ Und Eishockey-Heros Wayne „The Great One“ Gretzky, Schwiegervater von Dustin Johnson, denkt laut darüber nach, was „Average Joe“, die US-Version von „Otto Normalbürger“, vielleicht dafür geben würde, in Augusta abschlagen zu dürfen. Gute Frage: Was wäre Ihnen eine Runde über die Masters-Wiese wert?