Irgendwer hat mal geflachst: „Als Besitzer eines Golfplatzes wirst du ganz schnell zum Millionär – du musst bloß vorher noch sehr viel reicher gewesen sein.“ Das klingt wie ein Scherz, nährt überdies das Image vom Sport der Begüterten, aber beim Blick auf die nackten Zahlen offenbart sich mehr als nur ein Quäntchen Wahrheit. Weniger schnoddrig klingt das so: „Die Anfangsinvestitionen für einen Golfplatz sind einfach zu hoch, als dass sie sich schnell amortisieren würden.” Der Satz stammt vom Chef der Clubhaus AG und einstigen Vorsitzenden des Bundesverbands Golfanlagen (BVGA); man darf Alexander Freiherr von Spoercken (Lüdersburg) getrost als Doyen der deutschen Golfplatzbetreiber bezeichnen.
„Kosten nach oben, Ergebnisse nach unten“
731 Golfanlagen gibt es aktuell in Deutschland: Kurzplätze oder 54-Loch-Ensembles, kostengünstige Betriebe und exklusive Refugien, hergerichtete Äcker ebenso wie aufwändig gestaltete Spielwiesen. Allen ist gemein, dass hinter den Kulissen jeden Tag sorgfältig gewirtschaftet werden muss. Oder wie von Spoercken es im Interview mit Golf Post formulierte: „Das Wachstum ist flach, Kosten gehen nach oben und die Ergebnisse nach unten.“
Der Deutsche Golf Verband (DGV) weist in seinem alljährlichen Betriebsvergleich für eine 18-Loch-Anlage durchschnittliche Betriebskosten von mehr als 900.000 Euro aus. Ohne Abschreibungen, Zinsen und Steuern. Dem stehen allenfalls Erträge in gleicher Größenordnung gegenüber. 2014 beispielsweise lag das Verhältnis von Kosten und Erträgen bei 883.096 Euro zu 926.843 Euro. Im Ergebnis bringt das bestenfalls eine schwarze Null.
Und der Kapitaldienst ist noch gar nicht eingerechnet. Die Erstellung einer Golfanlage kostet mindestens etliche hunderttausend Euro, selbst wenn‘s ganz einfach sein soll. Aufwändigere Plätze mit allem, was dazugehört, gehen in die Millionen. Bei stadtnahen Anlagen, egal welcher Qualität, machen sich Pachtkosten von bis zu 4.000 Euro pro Jahr und Hektar sowie Auflagen aller Art besonders kostenintensiv bemerkbar. Investitionen und Kredite verlangen über Jahre nach Tilgung, Anlaufverluste müssen gestemmt werden.
„Gut gemanagte Anlage kann langfristig profitabel laufen”
Bei allen Betrachtungen sind die Relationen zu berücksichtigen: Ein schlicht und preiswert gebauter Platz mit Service-Mindeststandard kann nur angemessene Gebühren (Mitgliedsbeiträge, Greenfees) erheben. Eine qualitativ hochwertige Anlage in 1-a-Lage mit dem entsprechenden Zusatzangebot hingegen darf im Markt hochpreisig agieren. dafür freilich weist der DGV auch schon mal rund 1,9 Millionen an Betriebskosten pro Jahr aus.
„Eine gut gemanagte Golfanlage mit innovativem Marketing-Mix kann langfristig profitabel laufen. Aber eine Goldgrube wird sie – abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen – nie sein“, weiß Dr. Reinhard Koss (Stuhr/Bremen). Als Sachverständiger für Wirtschaftlichkeitsbewertungen von Golfanlagen hat er tagtäglich im Auftrag von Banken, Investoren und Betreibern die Zahlen des Golfbetriebs vor Augen.
Unabhängig von Produkt, Angebot und Preispolitik ist die Verhältnismäßigkeit letztlich stets gleich. Die drei „M“ schlagen mächtig zu Buche: Menschen, Maschinen, Material. Die meisten Mitarbeiter entfallen auf das Greenkeeping, erst recht, seit ein verschärftes Pflanzenschutzmittel-Gesetz noch mehr „Man Power“ zur Pflege des Grüns notwendig macht. Der Anteil von Lohn- und Lohnnebenkosten am Betriebsaufwand einer 18-Loch-Anlage liegt durchschnittlich bei rund 350.000 Euro (2014) und in der Spitze mittlerweile bei 47 Prozent.
Der Kostenfaktor Mensch
Eine interessante Rechnung liefert der BVGA in seinem eigenen Betriebsvergleich. Demnach wurden 2016 auf Deutschlands 18-Loch-Golfanlagen durchschnittlich 18.284 Mitgliederrunden gespielt. Allein der Anteil der „Personalkosten pro gespielte Runde“ betrug dabei im Mittel 21,1 Euro. 2015 waren es noch 17,6 Euro, das ist ein Anstieg von 19,9 Prozent. Für die Relation: Das hierzulande durchschnittlich erhobene Greenfee liegt bei unter 50 Euro – und ist damit angesichts der allgemein grassierenden Rabattschlacht ohnehin oft „subventioniert“.
Und wer über die Kosten eines Maschinenparks nachdenkt, der braucht bloß die täglichen Gruselmeldungen in Sachen Energie- und Treibstoffkosten zu übertragen. Zudem bewegt sich der jährliche Aufwand für Dünger, Saatgut, Sand und andere Baustoffe sowie Bewässerung, gerade bei älteren Anlagen mit hohem Pflegeaufwand, längst im deutlich sechsstelligen Bereich. Tendenz steigend.
Die Habenseite ist schnell gegengerechnet. Im Golfmarktbericht 2016 weist der DGV einen durchschnittlichen Jahres-Clubbeitrag von 1.164 Euro aus. Eine 18-Loch-Anlage braucht folglich rund 800 Mitglieder, um wenigstens die Betriebskosten zu decken. Und zwar Vollzahler! Bei vielen Anlagen freilich macht deren Anteil höchstens 30 Prozent der Gesamtmitgliedschaft aus. So wundert nicht, dass es laut Branchenkreisen einem Drittel der deutschen Golfanlagen richtig schlecht geht und ein weiteres Drittel gerade mal so über die Runden kommt.
Verluste in der Summe höher als Überschüsse
Dazu passen die Zahlen, die Koss‘ Münchener Kollege Dr. Falk Billion, ebenfalls Golfanlagen-Sachverständiger, dem elektronischen Unternehmensregister entnommen, ausgewertet und im Januar veröffentlicht hat. Demnach haben 2015 nur 167 der 374 im Register gelisteten Golfanlagen Gewinne gemacht, im Mittel jeweils rund 55.000 Euro. Die restlichen 207 Betriebe hingegen wiesen Verluste aus, durchschnittlich 107.000 Euro pro Anlage. In der Addition sind die Fehlbeträge damit fast drei Mal so hoch wie die erzielten Jahresüberschüsse.
Alexander von Spoercken hat es schon vor Jahren auf den Punkt gebracht. Es sei wie bei jeder Gewerbeimmobilie auch, sagte der Lüdersburger Baron dem „Handelsblatt“: „Drei Parameter entscheiden über Erfolg oder Misserfolg: die Lage, das Produkt und das Management.“ Ansonsten wird ein Golfplatz tatsächlich zum kostspieligen Groschengrab.