Für viele deutsche Golfer sind die Universitätskader und Sportstipendien in den Vereinigten Staaten die Gelegenheit, an der Karriere zu schrauben. Danach geht es häufig zurück nach Deutschland, ins Profilager und damit auf die Pro Golf- oder Challenge Tour - aber nur selten zur Major-Qualifikation.
Deutsche Nachwuchstalente im College-Golf
Für deutsche Golfer ist der Weg an eine amerikanische Universität ein gängiger. Die beiden besten deutschen Golferinnen Sandra Gal und Caroline Masson gingen ihn, ebenso die beiden Zwillinge Jeremy und Yannik Paul, die bei der BMW International Open vor einigen Wochen als Amateure an den Start gingen. Das Geschwisterpaar nutzt beziehungsweise nutzte seine Chance auf zeitintensives Training und viel Turniererfahrung. Während Yannik den Colorado Buffaloes nach der Saison 2014/2015 den Rücken kehrte, ist Jeremy nach wie vor ein äußerst erfolgreicher Teil der Mannschaft.
Auch in den Kadern der Hochschulen, die von Golf.com zu den "10 besten Colleges für Studenten, die Golf lieben" erklärt wurden, befinden sich einige Namen, denen der geneigte Golffan in Zukunft noch häufiger begegnen könnte. So studiert und spielt die Deutsche Quirine Eijkenboom in Stanford, Antonia Eberhard in Wake Forest und bei den "Sun Devils" der Arizona State University waren bis vor kurzem gleich zwei junge deutsche Talente vertreten: Sophia Zeeb und Max Rottluff, der allerdings inzwischen ins Profilager wechselte und bereits seinen ersten Sieg auf der Canadian Tour feiern konnte. Trainiert wurde der Herren-Kader bis vor kurzem von Phil Mickelsons Bruder Tim, der aber beinahe zeitgleich mit dem kürzlich ins Profi-Lager gewechselten Spanier Jon Rahm das Team verließ.
Auf zwei weiteren der größten Universitäten der USA, deren Teams im Schnitt das höchste Niveau erreichen, sind Antonia Scherer (Vanderbilt) und Alexander Matlari (Duke) anzutreffen.
Lassen deutsche Youngster Chancen liegen?
Das macht alljährlich jede Menge vielversprechende Nachwuchstalente, die nach dem College-Golf oft ihren Weg zurück in die Heimat antreten. Ted Long, der unter anderem Max Kieffer und Moritz Lampert trainiert, weiß als gebürtiger Amerikaner über das College-Golf Bescheid, auch sein Schützling Kieffer nutzte einst erfolgreich ein Golfstipendium an der Universität von Florida erfolgreich für sich. Die USA seien das "Nonplusultra", sagte er vor einigen Monaten im Golf Post Talk, auch in Bezug auf die dortige PGA Tour, "die Plätze sind meistens schöner, der Weg zu den Golfplätzen ist angenehmer."
Nach dem College wieder zurück in der Heimat aber werden die Chancen, die sich bieten, oft nicht ausreichend genutzt - das betonte Long im Golf Post Talk vom 11. Juli. Er findet es, besonders mit Blick auf die beiden Opens unter den Majors, "schade, dass die Topspieler der Nationalmannschaft nicht das Qualifying mitspielen". Dabei sei es eine "geile Erfahrung" zu sehen, dass man es mit einigen der besten Spieler aufnehmen könne, meint Long, der früher selbst schonmal versuchte, so sein Ticket zum Major zu erspielen.
Auch der Horizont der jungen Pros ginge meistens nicht weit über die Pro Golf Tour hinaus - "die haben überhaupt keine Weitsicht!" Weder für die British Open noch für die US Open haben seiner Meinung nach genügend deutsche Spieler den versucht gewagt. Immerhin sei er selbst derzeit nicht weiter von der British Open entfernt gewesen als die fünf Topspieler auf der Pro Golf Tour: "Sie haben es nicht versucht, ich habe es nicht versucht." Gleiches gilt laut dem Pro im Golfclub Mannheim-Viernheim für seine Trainerkollegen: "Wir müssen unsere Topspieler so erziehen, dass sie auf allen diesen großen Ebenen mal mitgespielt haben". Bereits in der Jugend fange es an - also schon lange vor der beinahe obligatorischen Reise in die USA, mit dem Golfstipendium in der Tasche.