Es war die beste Runde des Tages, und damit ist es Zeit, Rory McIlroy zu würdigen. Wird dieses Masters doch zur Erlösung für den 35-Jährigen, der seit nunmehr elf Jahren dem fünften Majorsieg hinterherläuft und mit einem Triumph im Augusta National Golf Club als Sechster in den Kreis derer mit einem Karriere-Grand-Slam einziehen würde. Am Donnerstag sah es nicht so aus, als McIlroy sich mit Doppelbogeys auf der 15 und auf der 17 eine bis dato mehr als solide Runde versaute. Es schien einmal mehr, als wäre das Masters die Nemesis des Nordiren, wie TV-Kritikaster Brandel Chamblee es ihm bereits angedichtet hat.
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Doch gestern schlug McIlroy im Wortsinn zurück, lieferte eine fehlerfreie 66er-Runde (-6) ab und geht nun mit dem Kanadier Corey Conners hinter dem Spitzenduo Justin Rose (-8) und Bryson DeChambeau (-7) in den Moving Day. Besonders beeindruckend war „Rors’“ Risikobereitschaft, als er auf der Par-5-13, der berühmten „Azalea“, mit dem Abschlag das Fairway überschlug und dennoch aus der Pinienstreu das schwierige Grün und die Fahne attackierte und sich dann für diesen Mut mit einem Eagle belohnte.
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McIlroy selbst fand an der Runde gar nichts so Besonderes. Er habe sich und der Welt an diesem Freitag nichts beweisen wollen und nichts bewiesen, resümierte er hernach: „Ich habe lediglich unterstrichen, dass ich an mich glaube und dass ich mit Rückschlägen umgehen kann. Das konnte ich schon während meiner gesamten Karriere und habe es heute wieder bewiesen.“ Wohl gesprochen, und womöglich ist das die Reife, die es für Erlösung braucht. Dann würde McIlroy heute und morgen den Ehrenstartern Gary Player, Jack Nicklaus – beide selbst „Karriere-Grand-Slammer“ – und Tom Watson recht geben, die unisono auf seinen Sieg setzen:
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Fred Couples und die Sache mit den 42 Jahren
Oldies but Goldies: Bernhard Langer (67) hat das Wochenende denkbar unglücklich und letztlich deshalb verpasst, weil der Backspin seines Annäherungsschlags auf der 15 den Ball ins Wasser rollen ließ. Das daraus resultierende Doppelbogey in Summe mit dem Schlagverlust auf der 18 nach einem um Zentimeter verpassten Par-Putt beendete dieses 41. und letzte Masters des zweifachen Champions leider vorzeitig, er lag einen Schlag über der Cutlinie. Auch der zwei Jahre jüngere Fred Couples ist nach einer 77er-Runde nicht mehr dabei, sechs Bogeys bei einem Birdie waren denn doch des Schlechten zu viel. Dafür hatte „Boom Boom Freddie“ am Donnerstag mit seiner Tasche voller Hölzer und den gelben Bällen Außergewöhnliches geleistet. Er wird nun nämlich in der Masters-Geschichte als der Spieler mit der größten Zeitspanne zwischen zwei Unter-Par-Runden geführt. Kann man mal so machen.
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Tyrrell Hatton und seine „Platzliebe“
Unverbesserlich: Eigentlich hätte Tyrrell Hatton allen Grund, Augusta National zu lieben. Immerhin rangiert der Engländer mit fünf unter Par in den Top-Ten und geht im erweiterten Verfolgerfeld ins Wochenende. Doch Szenen wie dieser aus kürzester Entfernung verpasste Putt sind Wasser auf die Mühlen von Wutnickel Hatton, der keinen Hehl daraus macht, jeden Platz wegen der geringsten Kleinigkeiten zu hassen – selbst wenn er gewinnt.
Tyrrell Hatton misses random 1-footer, is perplexed
byu/DontDoCrackMan ingolf
Auch vor dem Masters hat er sich auf die Frage nach irgendeiner Form von Sympathie für das Geläuf in Georgia bereits eindeutig geäußert:
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Bei Scheffler war was im Busch
Das Bild des Tages: Scottie Scheffler hatte es gestern mit den Büschen im Augusta National Golf Club. Auf der berühmten Zwölf half ihm noch die Hanglage hinter dem Grün, die den Ball wieder aus der Vegetation herausrollen ließ – was der Weltranglistenerste zu einem Birdie-Chip auf „Golden Bell“ nutzte.
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Auf der 18 hatte Scheffler nicht so viel Glück, musste selbst in die Büsche, um sein Glück zu versuchen, handelte sich noch ein finales Bogey zur 71 (-1) und war anschließend offenkundig bedient. Die zweite Runde hatte er sich gewiss anders vorgestellt.
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Max Homa: Nach fünf Reinfällen mal wieder ein Cut
Durchatmen: Apropos Erlösung, einer hat sein Trauma schon am gestrigen Freitag überwunden. Die Rede ist von Max Homa, der in dieser Saison acht Turniere gespielt und nach dem geteilten 53. Platz beim Pebble Beach Pro-Am (kein Cut) fünf Mal in Serie den Cut verpasst hat. Beim The Sentry war der 34-Jährige auch nur geteilter 26. und steckt offenkundig heuer in einem tiefen Formloch. Sowieso ist Homa seit der Open 2024 nicht mehr in ein Turnierwochenende gekommen. Mit so einer Bürde zum ersten Major des Jahres anzureisen, ist heftig. Umso erfreulicher ist die gestrige Runde von zwei unter Par (70), nachdem Homa zum Auftakt eine 74 geschossen und den Freitag damit begonnen hatte, auf der späteren Cutlinie zu balancieren. Oder wie er selbst es nennt: „Schwierige Zeiten sind nicht von Dauer. Zähe Menschen schon …“
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Einer für alle: Nick Dunlap Verbesserung um 19 Schläge
Apropos Cut: Nick Dunlap soll an dieser Stelle für all diejenigen stehen, die es nicht ins Masters-Wochenende geschafft haben. Der 21-Jährige aus Alabama startete am Donnerstag mit einer unterirdischen 90er-Runde, in Worten Neunzig, in sein zweites Masters und konnte sich die 18 über Par am Ende selbst nicht erklären. Gestern dann rehabilitierte sich der zweifache PGA-Tour-Sieger, der das American Express 2024 noch als Amateur gewonnen hatte, mit einer 71.
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Das reichte zwar nicht, um endlich mal bei einem Major den Cut zu schaffen – die Bilanz steht 0:6 –, aber wenigstens konnte Dunlap dann doch erhobenen Hauptes den Augusta National Golf Club verlassen. Vorher hat er noch erzählt, wie er sich wieder in die Spur gebracht hat: „Ich habe in der Nacht von Donnerstag auf Freitag von der Terrasse meines Airbnb-Quartiers einen Eimer Bälle in den Wald geschlagen.“ Hoffentlich hat die Forstverwaltung nicht zugehört …
Modenschau beim Masters
Zum Schluss: … ein bisschen Modenschau im Augusta National Golf Club. Gesucht werden die best- oder schrägstgekleideten Spieler an den ersten beiden Masters-Tagen, hier eine Auswahl:
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Und weil es nur fair ist, auch ein entsprechender Blick auf die Patrons:
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