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Panorama

Winstonlinks und seine „Dünen“: Sehr spezieller Golfkurs

05. Jul. 2016 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

Interessantes Kurs-Layout: WINSTONlinks. (Foto: Golf Post)

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Hasenklee. Der wächst hier überall. Rechts und links der Fairways, die Hügel rauf und runter, zieht auch gern Bälle an. Anfangs. „Trifolium arvense, ein Heilkraut“, erklärt mir damals Course Manager Andy Matzner. Hasenklee soll gegen Auswirkungen eines nervösen Magens helfen.

Nicht, dass der Ruf von "WINSTONlinks" tatsächlich für Hosenflattern gesorgt hätte. Aber etwas aufgeregt fühlt es sich an Tee eins doch an. Allerhand wurde diesem Sprössling von "WINSTONgolf" seit der Eröffnung 2011 nachgesagt: Wegen der eigenwilligen Gestaltung vor allem. Da kann einer den Start schon mal in vorfreudiger Spannung verziehen. Ein Pitch bringt den Ball wieder auf die Bahn – das „Abenteuer“ Winstonlinks ist in vollem Gang.

Am Design von David Krause scheiden sich die Geister. Besonders die spitzen „Dünen“ rund um den Platz und zwischen den einzelnen Bahnen sorgen landauf, landab für Gesprächsstoff.

„Golf auf dem Mond“

1,2 Millionen Kubikmeter Erde hat der arrivierte Architekt über dem einstigen Ackerland verteilt, um diesen sehr speziellen Parcours zu modellieren. Die Inspirationen holte er sich mit Winstongolf-Patron Wijnand Pon in Schottland. Krause ließ unzählige Kegel auftürmen, Fairways mit unterschiedlichen Höhenniveaus bauen und sie durch Bruchkanten und Rough-Abhänge verbinden. Dazu „Waste Areas“, die eher an Tagebau erinnern.

„Golf auf dem Mond“ sei das, meint während unserer Runde der niederländische Journalist Fred Veldman. Von Zipfelmützen oder dem Charme einer Abraumhalde sprechen andere. Es gibt auch unfeinere Vergleiche für die Erdhaufen, so in Richtung „Hinterlassenschaften“. Gewöhnungsbedürftig sind „Krauses Kegel“ allemal.

Ein Linkskurs also? Nicht wirklich! Man mag sich über die Definition uneins sein, indes zählen immerhin Lage, Wetter und Untergrund. Im Oxford Dictionary steht: „Gewellter sandiger Boden mit grobem Gras in Küstennähe.“ Fußläufig zumindest möchte man offenes Wasser schon erreichen. Von Vorbeck nahe Schwerin bis zur Ostsee bei Wismar sind‘s freilich mindestens 31 Kilometer Luftlinie.

Winstonlinks: Augenfällig künstliche Dünen

Das mit dem linkstypischen Wind ist ebenfalls so eine Sache an diesem Spätsommertag. Auf der Drei, einem schönen Par-fünf-Dogleg nach links, steht die Luft unten in der Senke des Fairways, wo der Drive landet, wie in einer Sauna. Dafür spielen sich die glatt geflorten Fairways butterzart. Jenny Elshout, die Direktorin von Winstongolf, wird hinterher sagen: „Wir machen ja auch keinen Hehl daraus, dass es kein echter Linkskurs ist.“

Pünktlich zum schwersten Loch regt sich endlich eine Brise. Die Vier ist wieder ein Dogleg; das Birdie-Book warnt davor, die Kurve zu sehr zu schneiden, „da sich der Ball sonst in den Hügeln verfängt“.

Die Hügel: Sie sind der Knackpunkt, weil der Platz mit diesen Aufschüttungen so augenfällig künstlich wirkt. Ein K.o.-Kriterium für den Anspruch als Linkskurs. „Wir haben geglaubt, dass die Erosion durch Wind und Regen die Hügel zu einer natürlichen Form ,abschleift‘“, sagt Designer Krause. „Da werden wir noch etwas nachhelfen müssen.“

Innen drin ein feiner Platz

Gut, „Links“-Firmierung und „Krauses Kegel“ mal ausgeblendet – auch wenn hier an der Acht gerade eine mordsmäßige Pyramide zehn Meter hoch in den Himmel ragt: Innen drin ist dieses Spielfeld mit seinen Links-Elementen, mit Pottbunkern, Gras-Kuhlen, welligem Geläuf, und ondulierten Grüns, ein wirklich feiner Platz. Ambivalent, stellenweise überdies vielleicht krude. Allerdings mit Charakter. Selten genug.

Und perfekt in Schuss. Dafür sorgt heute Jordan Tschimperle, Matzners Nachfolger als Course Manager, mit seiner Crew. Der amtierende „Herr der Grüns“ hat sein Handwerk übrigens ursprünglich auf dem US-Open-Kurs Chambers Bay erlernt, so einer weiß, wie Festuca-Gras „tickt“.

Vier Löcher und einen schwachen Drive später sind selbst die Hügel willkommen: Sie fangen verzogene Bälle sehr effizient ab. Gelegentlich hopst die Kugel auch zurück auf den Rasen. Ansonsten muss halt gekraxelt werden. An steilen Hängen nicht allen Golfern möglich und wegen des Risikos auch nicht jedermanns Sache, zugegeben.

Hingucker und nie eintönig

Winstonlinks ist nicht schwierig, jedenfalls heute nicht, wenngleich ein Mindest-Handikap von -36 gilt. Schon gar nicht unfair. Das Par-72-Layout misst von Gelb 5.925 Meter, das längste Par-4 hat keine 400 Meter. Dennoch ist es nicht einfach, den Platz gut zu spielen. Die Fairways verzeihen manches; die Bunker und die Grüns samt Umfeld wenig. Erst recht, wenn die Bälle über's Ziel hinausgehen oder man versucht, die Bunkerwände nach vorne zu überwinden. Zwei Schläge kostet das an der Par-3-Elf, bis sich das Hirn durchsetzt und der nächste Schuss in positivem Sinne nach hinten losgeht.

Der Rest ist reine Spielfreude auf einem Platz, der Kopf wie Auge fordert, positiven Konzentrations-Stress erzeugt, Hingucker fast im Überfluss hat und nie eintönig wird. So gesehen erfüllt Winstonlinks, was der legendäre Bernard Darwin von Linksgolf erwartet hat: „Vergnügliche Ungewissheit!“

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