Alsbald feiert er im Bezahlfernsehen Wiederauferstehung – „Der Kaiser“. Hach, was waren das noch für Fußballzeiten, als … Stopp, falsche Sportart. Aber immerhin hat Franz Beckenbauer nicht nur genial gekickt und gecoacht, bevor er sich mit WM-Vergabepraktiken und „Keine Sklaven in Katar“-Blindheit“ angreifbar machte: Er hat im Jahr 2000 ebenso einen unsterblichen Werbespruch rausgehauen, der gern zur Anwendung kommt, wenn das Fest erneut und immer noch völlig überraschend unmittelbar vor der Tür steht: „Ja, ist denn heut’ schon Weihnachten.“
Heute noch nicht, aber ganz bald. Und alle Jahre wieder stellt sich die Frage: Was dem Golfer schenken, der gefühlt schon alles hat? Oder was sich selbst gönnen, wenn man gefühlt bereits viel zu viel Golfkram hat? Wir wollen jetzt nicht darüber philosophieren, dass dies womöglich auch jedes Mal schwieriger wird, weil die Bestände an Utensilien rund ums Spiel im Lauf der Jahre kontinuierlich anwachsen. Oder wann haben Sie letztmals Garage, Keller, Golfers Cave, Abstellkammer oder so ausgemistet?
Sei’ drum: Wir haben ein paar Anregungen, wenn Ihnen noch die zündende Präsent-Idee fehlt. Nicht alles ist wirklich seriös gemeint – Spaß muss sein, selbst in so einem bitterernsten Thema, weil die Uhren unerbittlich dem Heiligabend entgegen ticken. Also:
Immobilie mit Tiger-Garantie?
Eine Residenz mit Blick auf die Pebble Beach Golf Links oder ein Apartment am Rand des Old Course in St. Andrews sind’s diesmal in der Abteilung Betongold nicht. Vielmehr empfehlen wir die Bahamas. Dort wird nach der Bauchlandung des FTX-Kryptowährung-Zauberers Sam Bankman-Fried vermutlich demnächst ein Penthouse frei. In Albany, nur eine kurze Strecke mit dem Cart vom örtlichen Golfclub entfernt, wo die Hero World Challenge mit einem gewissen Eldrick Tont Woods als Gastgeber ausgetragen wird. Folglich darf man durchaus auf Tiger-Sichtungen spekulieren, selbst wenn der 15-fache Majorsieger nicht (mehr) spielt. Und Spekulation passt ja durchaus zum Geist, der durch die vier Wände weht, dessen Besitzer übrigens derzeit im Knast sitzt. Daher: Beobachten Sie den Immo-Markt auf den Bahamas.
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Golf auf der Whisky-Insel
Aber erstens: Besitz belastet. Und zweitens: Warum so weit in die Ferne schweifen? Ein Traumziel mit Abgeschiedenheitsgarantie liegt an Schottlands Nordwestküste – sozusagen am Rand von Europa –, auf der Isle of Islay, der südlichsten Insel der Inneren Hebriden. The Machrie hat alles, was man von einem splendiden Country Club erwartet, samt feinem Linkskurs inmitten rauher Natur. Und wie das Land so der Whisky: Islay ist berühmt für sein „uisge beatha“, das „Wasser des Lebens“, und hat neun Destillerien mit klangvollen Namen wie Ardbeg, Bowmore, Lagavulin oder Laphroaig. Im Sommer schlafen vier Personen zwei Nächte in der 68 Quadratmeter großen Suite „Machrie Lodge“ mit zwei Doppelzimmern, Wohnzimmer, Küche und atemverschlagenen Blicke auf die Links für rund 2.500 Euro. Bloß die Anreise ist etwas kompliziert, gerade weil die letzte Etappe via Fähre schon mal unruhig werden oder bei Sturm gar ausfallen kann. Die Lösung: Nach Ankunft am Flughafen Glasgow einfach einen Helikopter chartern.
Augenweide-Bildband
Für die Vorfreude auf Golfreisen jedweder besonderen Art ist „Golf: The Impossible Collection“ der ideale Trigger. George Peper, renommierter Golf-Journalist und Platz-Experte, entführt den Leser mit seinem Augenweide-Bildband im exquisiten Schuber „auf eine unvergleichliche Golfreise, bei der er 100 bedeutende, historisch bemerkenswerten und architektonisch herausragenden Golfplätze der Welt beschreibt“, so der Begleittext zum Buch. „Golf: The Impossible Collection“ erscheint bei Assouline in Paris, wo man sich dem luxuriösen Lebensstil verschrieben hat, und kostet 920 Euro. Die weißen Handschuhe fürs schonende Blättern im kostbaren Werk werden direkt mitgeliefert.
Über 200 Golfplätze im „Wohnzimmer“
Andererseits ist das mit Reisen ist das in diesen Zeiten immer noch so eine Sache: Was wird aus Corona, wie steht’s um den ökologischen Fußabdruck und so weiter? Da holt man sich die Golfplätze dieser Welt doch einfach ins heimische Wohnzimmer. Simulatoren wie Trackman machen es möglich, beamen uns in die Leinwand-Illusion von Sehnsuchtsorten fürs große Spiel mit dem kleinen Ball – und vermitteln durch knallharte Analysedaten die Imperfektion, die nun mal zum Wesen des Golfsports gehört. Gamification ist im Trend, und der golfverrückte Gareth Bale hat für den kurzen (Vorrunden-)Aufenthalt seiner walisischen Nationalmannschaft bei der Fußball-WM in Katar sogar eine „Spielecke“ im Teamquartier installieren lassen. Auf der Homepage von Trackman heißt es: „Simulator-Lösungen beginnen bei Euro 43.990 Euro“. Dem Drumherum sind ohnehin keine Grenzen gesetzt.
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Übrigens: Selbst Augusta National lässt sich virtuell spielen, die Trackman-Spezialisten haben den Masters-Platz für die Grünjacken aus Georgia digitalisiert. Das Ganze hat freilich einen Haken: Wie das echte Geläuf ist auch die virtuelle Version ausschließlich ANGC-Mitgliedern vorbehalten. Aber vielleicht kennen Sie ja jemanden, der an 2604 Washington Rd, Augusta, GA 30904, USA ein- und ausgeht – Kontakte schaden bekanntlich nur dem, der keine hat.
In Shanqin Bay mit einer Million Dollar dabei
Apropos Mitgliedschaft: Im Augusta National Golf Club geht’s diesbezüglich ebenso wenig um Geld wie in Pine Valley oder beim Royal and Ancient Golf Club of St. Andrews – manches lässt sich halt selbst mit noch so viel Zaster nicht kaufen. Es braucht Einladungen, Bürgen, persönliches Erscheinen vor dem Aufnahme-Tribunal Komitee. Im Shanqin Bay Golf Club an der Ostküste der chinesischen Insel Hainan sind trotzdem noch eine Million Dollar an „Eintrittsgebühr“ zu berappen, nachdem all diese Hürden überwunden wurde. Aber Shanqin Bay hat auch nur 20 Mitglieder.
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Eine etwas preisgünstigere „Insellösung“ ist Liberty National vor New York: Dort sind Sie – unbenommen diverser Aufnahme-Rituale – schon mit 500.000 Dollar Aufnahmegebühr und einem Jahresbeitrag von 25.000 Dollar dabei.
„The 1457 Society“
Immer noch zu teuer? Wie wäre es dann mit einer ideellen Mitgliedschaft für den wahren Golf-Puristen, die mit weniger als fünf Euro pro Monat vergleichsweise preiswert daher kommt? Die Schotten Jamie Darling, Malcolm Duck und Allan Minto, Linksgolf-Nerds, ausgewiesene Kenner des Spiels in seinem Geburtsland sowie Betreiber des Reise-Serviceportals „Scotland Where Golf Began“, haben eine Community für Golfer in aller Welt gegründet, die getreu dem Credo „Golf as it was meant to be“ ein Faible für die Ursprünglichkeit und Unverfälschtheit des Spiels pflegen.
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„The 1457 Society“ – der beziehungsreiche Name erinnert ans Jahr der ersten offiziellen Erwähnung, als König James II „ye futebawe and ye golf“ vom schottischen Parlament verbieten ließ – feiert auf moderne Weise die Glorie des Spiels. Unter anderem mit sportlichen Treffen auf ikonischen Links. Freilich, die diesbezüglichen Kosten sind im Mitgliedsbeitrag von 49 Pfund pro Jahr nicht enthalten.
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