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Golf und Gesundheit

Interview: „Bernhard Langer stehen alle Möglichkeiten für ein optimales Heilungsergebnis offen“

07. Feb. 2024 von Tobias Hennig in Kökln / Dresden, Deutschland

Bernhard Langer hat sich im Training die Achillessehne gerissen. Dr. Tino Lorenz erklärt die Behandlung. (Foto: Getty)

Bernhard Langer hat sich im Training die Achillessehne gerissen. Dr. Tino Lorenz erklärt die Behandlung. (Foto: Getty)

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Eigentlich wollte Bernhard Langer in diesem Jahr einige Abschiede feiern. Doch daraus wird vorerst nichts. Seine letzte Masters-Teilnahme fällt wegen eines Achillessehnenrisses aus und auch seine letzte Rückkehr auf die DP World Tour in bei der BMW International Open in München steht in den Sternen. Dr. Tino Lorenz, Sportmediziner und Chirurg aus Dresden, hat zahlreiche Verletzungen dieser Art selbst operiert und war darüberhinaus 13 Jahre lang Mannschaftsarzt bei Dynamo Dresden. Bis heute ist er im Profisport aktiv, aktuell bei den Volleyballerinnen des DSC Dresden (1. Bundesliga) sowie den Handballern des HC Elbflorenz. Im Interview ordnet er die Verletzung Langers ein, erklärt die Reha-Maßnahmen und erläutert, warum er gute Chancen sieht, dass der 66-Jährige bald wieder auf der Tour zu sehen sein wird.

Bernhard Langers Achillessehnenriss und die Auswirkungen auf seine Karriere

Golf Post: Herr Lorenz, Bernard Langers Achillessehne ist im Training gerissen. Können Sie uns die Schwere dieser Art von Verletzungen einmal einordnen?

Dr. Tino Lorenz: Alle Sehnen-Verletzungen gehören zum Alltag der Sportmedizin. Diese ist natürlich eine schwerwiegende Verletzung, weil die größte Sehne des menschlichen Körpers betroffen ist, die in Extremsituationen bis zu 100 Kilogramm pro Zentimeter tolerieren muss und deren Behandlung auch nicht ganz unkompliziert ist. Man kann es sowohl konservativ als auch operativ behandeln. Ausschlaggebend dafür ist, wie sehr sich unter einer gewissen Bewegung die Teile der Achillessehne wieder annähern. Wenn man den Fuß nach unten streckt um etwa 20 Grad und sich die Enden der Achillessehne gut annähern, dann kann man überlegen, ob man das Ganze konservativ therapiert. Dann umgeht man die Risiken einer Operation. Meistens wird aber eine Operation durchgeführt, die hat auch nach der Studienlage etwas bessere Ergebnisse in der Heilung. Wenn ich jemanden habe, der die Achillessehne wieder höchst belastbar braucht, ist das die optimale Variante. Im Hochleistungssport ist Operation sicherlich die Methode der Wahl.

Golf Post: Wie sehen die Phasen der Rehabilitation aus und mit welcher Ausfallzeit ist zu rechnen?

Dr. Tino Lorenz: Ohne den Kasus genau zu kennen, werden die Patienten generell unmittelbar nach der Operation mit einem Spezialschuh versorgt, der eine Fersenerhöhung von mehreren Zentimetern hat, damit die Achillessehne ohne Zug zusammenheilen kann. Diese Fersenerhöhung wird dann sukzessive in wöchentlichen Abständen zurückgenommen, bis wieder die normale Fußhöhe erreicht ist. Dabei vergehen sechs bis acht Wochen, dann kann man diesen Spezialschuh weglassen. Im Anschluss folgt natürlich eine intensive Physiotherapie und Rehabilitation.

Der Schuh ermöglicht das Laufen und damit wird die Atrophie der Wadenmuskulatur in Grenzen gehalten. Der dreiköpfige Wadenmuskel, der in die Achillessehne einstrahlt, wird dann nicht über die gesamte Zeit deaktiviert und kann so nicht zurückgehen, sondern bleibt relativ aktiv. Vorausgesetzt, die Wundheilung ist optimal - das heißt es gibt keine Wundheilungsstörungen oder Entzündungen - dann ist nach sechs bis acht Wochen diese Phase abgeschlossen.

"Zwischen drei und sechs Monaten dauert es"

Golf Post: Worum geht es bei der Reha und wie lange dauert es, sofern man das vielleicht an einem Durchschnittswert festmachen kann, bis Vollbelastung wieder möglich ist?

Dr. Tino Lorenz: Die Reha hat natürlich in erster Linie das Ziel, dass die Achillessehne möglichst ihre alte Funktionsfähigkeit wieder erreicht. Das heißt sowohl in Stabilität als auch Flexibilität, dass die Muskulatur wieder ihre alte Stabilität erreicht. Zwischen drei und sechs Monaten dauert es, dann kann man die Sportfähigkeit wieder erreichen.

Golf Post: Ist das bei Hochleistungssportlern wie Bernhard Langer eine kürzere Zeit als bei Amateursportlern?

Dr. Tino Lorenz: Ja, die Verkürzung der Zeit ergibt sich daraus, dass die Behandlung intensiver ist. Dass ein Amateursportler täglich zur Behandlung geht, ist unwahrscheinlich. Ein Profi hat mehrere Stunden am Tag für die Behandlungen und damit schreitet natürlich auch die Rehabilitation schneller voran als normal.

Golf Post: Mit wie viel Prozent der Leistungsfähigkeit kann man nach Genesung wieder rechnen?

Dr. Tino Lorenz: Im Optimalfall kann das voll wiederhergestellt werden. Ich nehme an, dass das Umfeld des Profis ordentlich gestaltet ist, dass man darauf abzielt, eine volle Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit zu erreichen. Das ist einfach eine Frage des Engagements, des Umfelds - was zweifellos exzellent sein wird - und natürlich auch des Sportlers selbst. Und das wird auch ausreichend sein, dass das bestmöglich wiederhergestellt wird.

Golf Post: Welchen Belastungen ist die Achillessehne im Golfschwung ausgesetzt?

Dr. Tino Lorenz: Im Golfsport ist natürlich Schnellkraft gefragt. Gerade das Verdrehen im Fuß ist eine erhebliche Belastung, zumal die Bewegung relativ einsseitig ist. Es ist schon eine starke Belastung dieser verletzten Struktur. Aber wie gesagt: Es ist unter den Umständen möglich, wieder eine volle Sportfähigkeit herzustellen. Es hängt von vielen Faktoren ab. Zum einen von der Verheilung, übermäßiger Narbenbildung, die dann störend wäre. Es sind in so einer Sehne ja auch bestimmte Rezeptoren, die für die Stellung des Sprunggelenkes beziehungsweise des Fußes verantwortlich sind, die sogenannten Propriozeptoren. Propriozeptives Training wird das A und O sein. Aber wie gesagt, ihm werden alle Möglichkeiten offen stehen, um ein optimales Heilungsergebnis zu erzielen.

Golf Post: Berner Langer ist 66 Jahre alt, er gilt zwar als einer der fittesten Spieler auf der Senioren Tour, gehört tatsächlich aber auch schon zu den ältesten. Kann so eine Verletzung das Karriereende bedeuten, oder sind Sie zuversichtlich, dass ein Achillessehnenriss auch in diesem Alter gut rehabilitiert und verarbeitet werden kann?

Dr. Tino Lorenz: Der Meinung bin ich. Zumal ich der festen Überzeugung bin, dass er dafür ein optimales Umfeld hat, sowohl was die Operation unmittelbar nach dem Unfall betraf, als eben jetzt die Zeit der Heilung und der Rehabilitation. Ich denke, dass es durchaus möglich ist, dass wir ihn wieder auf der Tour sehen.

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