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US Open

Basketball-Fan Gary Woodland: Die 119. US Open als erster „Slam Dunk“?

16. Jun. 2019 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Kann Gary Woodland seine Führung verteidigen und sich den ersten Majortitel seiner Karriere sichern? (Foto: Getty)

Kann Gary Woodland seine Führung verteidigen und sich den ersten Majortitel seiner Karriere sichern? (Foto: Getty)

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Gary Woodland hält stand: Am gestrigen „Moving Day“ wehrte der Außenseiter mit einer soliden 69er Runde die ersten Attacken seiner Verfolger ab, allen voran Justin Rose und Brooks Koepka. Es scheint, als sei der 35-Jährige aus Kansas keine jener Eintagsfliegen, die es ab und an, zumal bei moderaten Bedingungen und dank eines einzigen außerordentliche Umlaufs wie Woodlands freitäglicher 65, an die Spitze eines Majorfelds spült. Der Spitzenreiter lässt sich auch fürs heutige Finale nicht bange machen, obwohl es die erste Führung zur Finalrunde eines Grand-Slam-Turniers ist: „Ich kenne das doch schon ein wenig, war vergangenes Jahr bei der PGA Championship in Bellerive nach 18 und nach 36 Loch vorne. Damals hat es sich für mich nicht nach Wunsch ausgelassen, aber daraus habe ich eine Menge gelernt.“

Woodland, der mit Ehefrau Gabby einen Sohn hat (der Zwilling verstarb während der Schwangerschaft) begann seine Karriere im Basketball-Team der Washburn Universität. Heute könnte er den ersten (Achtung, Wortspiel!) „Slam Dunk“ seiner Golfkarriere landen. Bereit dafür ist er: „Mein Spiel fühlt sich gut an und ich fühle mich gut. Und wir sind in Pebble Beach, um eine US Open auszuspielen, das kann nur aufregend und großartig werden.

US Open 2019 Liveticker

„Kopfnuss“ von Stenson als Glückstreffer

Gemengelage: „Vor fliegenden Golfbällen wird gewarnt“, diesen Hinweis kennt jeder. Gestern wurde er am Rand des 16. Lochs von Pebble Beach für einen Zuschauer zur schmerzhaften Realität, als er einen verzogenen Ball von Henrik Stenson abbekam. Doch die „Kopfnuss“ erwies sich als Glückstreffer, denn als Stenson am Ort des Geschehens eintraf, lag der Mann zwar am Boden, war aber wohlauf genug, um den „Iceman“ nach einem Selfie zu fragen. Und Stenson, cool wie er nun mal ist, legte sich prompt zu dem Mann und seiner Freundin auf den Boden und ließ sich mit den beiden ablichten. „Wahrscheinlich hat ihm der Treffer eh nicht so weh getan“, schmunzelte Stenson nach seiner Runde: „Es schien, als hätte er zuvor schon ein paar letztlich schmerzlindernde alkoholische ,Erfrischungen‘ gehabt.“

Spieth wird der Appetit zum Putt-Verhängnis

Geschwänzt: Nicht, dass jemand denkt, wir würden hier Jordan-Spieth-Bashing betreiben. Aber der Texaner liefert nun mal eine News nach der anderen. Nach Caddie-„Dissen“ und Bunkerharken-Gate wurde Spieth gestern sein Appetit „zum Verhängnis“. Der 25-Jährige ließ vor seiner Tee Time um 12.22 Uhr Ortszeit die normale Putting-Session auf dem Übungsgrün sausen und setzte sich lieber zum Lunch in die Player‘s Lounge. Prompt lief später auf dem Platz mit dem „Flat Stick“ nichts zusammen, abgesehen von der mageren Ausbeute eines Birdies aus anderthalb Metern zur 73 auf dem 18. Grün. Ansonsten lag Spieth mit 28 Putts genau im 1,56er Schnitt des Felds pro Grün. „Mir fehlte vor allem das Gefühl für die Geschwindigkeit“, gab der dreifache Majorsieger zu und fügte an: „Aber wenigstens hatte ich während der Runde keinen Hunger.“

Brooks Koepka: Der Mann fürs Kaltgetränk

Breaking News: Wussten Sie schon …, dass Brooks Koepka noch nie in seinem Leben ein heißes Getränk zu sich genommen hat? Hat er jedenfalls gestern nach seiner dritten Runde als Gast bei Fox Sports erzählt, als Interviewer Joel Klatt dem vierfachen Majorsieger wegen der Kühle am Pazifik einen Kaffee anbieten wollte. „Wenn man wie ich in Florida aufwächst, dann trinkt man nichts Heißes“, lieferte Koepka die Erklärung nach. „Ich trinke selbst morgens keinen Kaffee, und heiße Schokolade beispielsweise hatte ich auch noch nie.“ Leider hakte Klatt nicht investigativ-journalistisch nach: Heiße Suppe? Brühe? Tee bei Erkältung? Andererseits, warum auch? Koepka trinkt eben wie er Golf spielt, mit dem Fokus aufs Wesentliche, sprich auf Majors: Sekt oder Selters halt.

Pebble Beach zum Finale: Schönheit oder Biest?

Ambivalenz: Erst sind die US-Open-Schauplätze zu schwierig bis unspielbar – siehe Chambers Bay 2015 oder Shinnecock Hills 2018 –, jetzt erheben sich schon Stimmen, die Pebble Beach als zu einfach für eine „Offene Amerikanische“ empfinden. Und es gibt gar Leute, die räsonieren, der amerikanische Verband USGA sei vor den Spielern und ihrer ätzenden Kritik eingeknickt und habe eine Art Allerwelts-Set-up an der kalifornischen Pazifikküste ausgerollt. So richtig US Open like war das in den vergangenen drei Tagen tatsächlich nicht, auch wenn Rory McIlroy sagt, dass alle Zweifler erstmal „kommen und selbst spielen“ sollen: zwar fettes, aber moderat hohes Rough, breite Landebahnen, erst relativ weiche Grüns, dann gestern – bei durchtrocknendem Belag – sehr günstige Fahnenpositionen.

Oder anders: Diese Pebble Beach Golf Links haben im Jahr 2000 jeden außer Tiger Woods über Par enden und am Finalsonntag 2010 sogar ihn sowie z. B. Ernie Els und Phil Mickelson alt aussehen lassen; diesmal jedoch hat das ikonische Geläuf seine Zähne noch nicht gezeigt. Mal sehen, was die rund 120 Greenkeeper, die bei dieser 119. US Open täglich im Einsatz sind, für heute arrangiert haben …

Tiger Woods: „Jeder Schlag tut weh“

Zähne zusammenbeißen und durch: Tiger Woods plagt sich. Mit seinem Score bei dieser 119. US Open, die spätestens mit der 71 vom Samstag gelaufen war; und mit den Witterungsbedingungen von Pebble Beach. „Ich merke jeden Schlag“, sagt der 43-Jährige gegenüber Journalisten zu seinem maladen Rücken, der sich in der feucht-kühlen Pazifik-Luft mit Temperaturen von um 15 Grad als besonders wetterfühlig erweist. „Wenn es so kalt ist, dann tut alles weh. Das ist schon seit Jahren so, damit muss ich leben“, sagte Woods, der momentan auf dem Platz oft steif und ungelenk erscheint. „Irgendwo wirken sich die beim Schwung entstehenden Kräfte und Belastungen nun mal aus: Wenn es nicht der untere Rücken ist, dann spüre ich es im Nacken, und wenn es nicht der Nacken ist, dann ist es der mittlere Rücken oder das Knie. Ihr könnt es euch aussuchen …“

Rhys Enoch verblüfft Golfstars und Golfwelt

Noch‘n harter Hund: Noch zu Anfang der Woche glaubte Rhys Enoch, die mühsam erspielte Qualifikation für dieses US Open sei für die Katz‘ gewesen, weil ihn ein schwerer grippaler Infekt plagte. Doch der Waliser, Nummer 358 der Welt und zumeist auf der Challenge Tour unterwegs, biss sich durch die erste Runde, brachte allerdings lediglich eine 78 ins Clubhaus und wurde von den Buchmachern mit einer Quote von 4.000:1 schon als „todsicheres“ Cut-Opfer gehandelt. Dann freilich ließ der 31-Jährige am Freitag eine brillante 66 folgen, für seinen Caddie „die beste Golfrunde, die ich je gesehen habe“, und schaffte es auf der Linie ins Wochenende. Nur Tiger Woods, Justin Rose und Gary Woodland haben jemals bei einer US Open auf Pebble Beach niedriger gescort. „Anfangs tat jeder Schlag weh, aber als ich merkte, dass es irgendwie lief, stieg mein Adrenalinpegel und ich spürte nur noch Hochgefühl“, erzählte Enoch. Als Dreingabe wurde ihm dann gestern die Paarung mit Patrick Reed, dem Masters-Champion von 2018, beschert, den der Qualifikant bei seiner Drittrunden-71 prompt um einen Schlag hinter sich ließ.

Reed: Immerhin habe ich dem Platz nichts angetan

Beschwichtigung: Dass Rhys Enochs gestrige Leistung beinahe unterging, lag nicht zuletzt am „besiegten“ Flightpartner. Mit seinem überm Knie zerbrochenen Wedge hatte Patrick Reed alle Aufmerksamkeit und jede Menge Schlagzeilen. Was den 28-jährigen mächtig erstaunte. „Das war ja nun wirklich keine große Sache“, sagte „Captain America“ gestern: „Der Ärger musste einfach raus.“

Er nennt so was „61 and done“; den Sekundenbruchteil, in dem der Frust sich Bahn bricht und auch gleich wieder verraucht. „Natürlich sollte so was nicht passieren. Aber wir sind auch nur Menschen. Ich lasse es lieber raus, als daran zu ersticken. Und weder habe ich dem Platz was angetan [wie Sergio Garcia mit seiner Hack-Attacke aufs Grün beim Saudi International, Anm. d. Red.], noch irgendeinen lästerlichen Fluch losgelassen oder einen Mitspieler in Mitleidenschaft gezogen, also ...“

Fowler macht Überstunden für Amateurkollegen

Zum Schluss: … der gute Mensch von Pebble Beach. Nach getaner Arbeit auf dem Platz hängte Rickie Fowler eine „Überstunde“ dran und machte für den am Cut gescheiterten Amateur Austin Eckroat noch ein bisschen den Golflehrer – die beiden verbindet immerhin mit der Ohio State University die gleiche Alma Mater. Und auch wenn Fowler nie ein Major gewinnen sollte. Ein „Class Act“, wie die Amerikaner richtig feine Kerle nennen, ist er so oder so.

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