Underdog: Der Mann gewinnt zwei US Open und zwei PGA Championship in Serie, kommt als zweifacher Doppeltitelhalter nach Pebble Beach – und Fox Sports vergisst Brooks Koepka bei seiner US-Open-Promotion einfach, keine Spur vom 29-Jährigen in einem der aufwändigen Werbe-Trailer für die stundenlangen Übertragungen aus Kalifornien. Auch wenn Koepka es aus der Vergangenheit gewohnt ist, immer irgendwie zwischen Dustin Johnson, Justin Thomas oder Jordan Spieth unter dem Radar zu segeln, wenn über perspektivreiche US-Golfgrößen debattiert wurde: Das hat ihn dann doch erbost. „Es war ein kleiner Schock“, sagte der Titelverteidiger bei seiner Pressekonferenz. „Sie hatten ein Jahr Zeit, sich darauf vorzubereiten; keine Ahnung, was sie geritten hat. Wahrscheinlich ist dafür auch jemand gefeuert worden – oder sollte jedenfalls gefeuert werden!“
Auch wenn es bei der Canadian Open nicht besonders gut lief für Koepka darf man getrost davon ausgehen, dass er seine weitere Antwort auf den Links an der Pazifikküste geben wird. Mal sehen, wie sich die Griffumstellung auswirkt, die er mit Kurzspiel-Coach Pete Cowen ausgetüftelt hat. Der vierfache Majorsieger trainierte mit einem umgekehrten Griff, hat die linke Hand unterhalb der rechten Führhand. „Cack-handed“ nennen die Amerikaner das, es soll die Rotation im Schwung und die Freigabe („Release“) des Schlägers verbessern.
One of Brooks Kopeka's favorite drills: Full swings left-hand low. Helps the body rotate through the shot more. pic.twitter.com/FkuEbgAEIT
— LKD (@LukeKerrDineen) 18. Mai 2019
Angesichts der Mitfavoritenrolle Koepkas taucht die Frage nach der historischen Einordnung eines möglichen dritten US-Open-Triumphs hintereinander auf. Es ist schnell beantwortet: Dies gelang schon oder besser erst ein Mal, allerdings in den Frühzeiten des US-Golfwesens. Der eingewanderte Schotte Willie Anderson, Golflehrer aus North Berwick, gewann 1901 und dann von 1903 bis 1905 in Reihe.
„Sehr wichtige Woche für Golf und für USGA“
Zusammenfassung: Die Medien und das Internet sind voll von Artikeln und Statements zum Reizthema „Kurs-Set-up bei der US Open“; der amerikanische Golfverband USGA steht spätestens seit den borkigen Grüns von Chambers Bay 2015, den harmlosen Fairways von Erin Hills 2017 und den marmorglatt ausgetrockneten Grüns von Shinnecock Hills samt unmöglicher Fahnenposition im vergangenen Jahr schwer in der Kritik und agiert sozusagen auf Bewährung.
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Vor Pebble Beach haben sich schon etliche Golfstars geäußert, das muss hier nicht wiederholt werden, der generelle Tenor lautet: „Bleibt einfach fair!“ Verbandsdirektor und Chef-„Buhmann“ Mike Davis hat gestern Stellung bezogen: „Es ist uns nicht verborgen geblieben, dass dies eine sehr wichtige Woche wird – nicht nur für den Golfsport, sondern auch für uns.“ Daher hat sich die USGA, auch mithilfe des als eine Art Mediator verpflichteten Tour-Professionals Jason Gore, im Vorfeld von Pebble Beach mit Dutzenden von Spielern in Sachen Set-up unterhalten, „um einerseits den ,härtesten Test im Golf‘ zu gewährleisten, aber nicht die Grenze zur Unfairness zu überschreiten“. Man wird sehen, wie es sich auslässt.
Einer vor allem hat zu ganzen Beschwerden der Vergangenheit eine klare Meinung: „Mich nervt das ständige Gejammer über einen angeblich schlechten Platz oder irgendwelche Wutausbrüche und Schlägerwürfe. Alle spielen denselben Kurs, jeder muss mit den Bedingungen klar kommen“, sagte Titelverteidiger Brooks Koepka. „Wenn du gut genug spielst, solltest du kein Problem haben. Wenn du Probleme hast, dann spielst du halt einfach nicht gut genug.“
Der Rough-Test darf nicht fehlen
Unser‘n ewigen Rough-Test gib uns heute: Es ist schon Tradition bei Majors außerhalb von Augusta National, dass im Vorfeld des Turniers irgendwer sich zur Beschaffenheit des Roughs äußert. Und Pebble Beach macht da keine Ausnahme, zumal das Grün am Rand der Spielbahnen nach einem feuchten Frühling wahrhaft prächtig ins Kraut geschossen ist. Diesmal macht sich Ashley Mayo von „Golf.com“ um Aufklärung verdient:
US-Open-Fluch: Viele gute Omen für Mickelson
Erlösung? Keine US-Open-Vorschau ohne Phil Mickelson. Die „Offene Amerikanische“ fehlt dem fünffachen Majorsieger zum Karriere-Grand-Slam, sechs Mal schon war „Lefty“ Zweiter. Er gewann allerdings im Februar auf den Pebble Beach Golf Links zum fünften Mal das National Pro-Am der PGA Tour; und am Finalsonntag, der traditionell auf den amerikanischen Vatertag fällt, hat Mickelson überdies Geburtstag, wird 49 Jahre alt. Außerdem liegt ihm das Putten auf Poa-Annua-Grüns wie in Pebble Beach ganz besonders. Sagt er. Wenn das keine guten Omen sind, dass sich der „US-Open-Fluch“ vielleicht doch endlich verflüchtigt …
Drei Pebble-Beach-Grüns für US Open überarbeitet
Modifikationen: Selbst Ikonen müssen gelegentlich aufpoliert werden, und so wurde auch Pebble Beach vor dieser 119. US Open ein wenig renoviert. Beispielsweise die Grüns 13, 14 und 17, die anhand historischer Fotos – allerdings nach dem letzten Stand moderner Bauweise und mit Untergrund-Belüftung – wieder dem Urzustand des 1919 eröffneten Geläufs angepasst, etwas vergrößert und neu konturiert wurden, um mehr Flaggenpositionen zu ermöglichen. Und während sich unsereins nach wie vor über „Sportkameraden“ ärgert, die auf den Grüns unreparierte Pitchmarken hinterlassen, haben die Greenkeeper von Pebble Beach das Ausbessern der Einschlagskrater auf ein gänzlich neues Niveau gehoben – es ist halt US Open:
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram anPebble Beach uses another level of ball mark repair to maintain perfect course conditions.
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Mit dem Kleiderbügel auf die Range
Trainingshilfe: Irgendwo in einem Hotel oder Miethaus rund um Pebble Beach wird ein Kleiderbügel vermisst. Nein, Scherz, die Drahtdinger gibt‘s ja kostenlos bei jeder Hemdenreinigung. Aber dass sie als Schwung-Korrektiv eingesetzt werden können, war doch neu. Der Däne Lucas Bjerregaard wurde damit auf der Driving Range gesichtet, er hatte den Bügel am unteren Bereich mit dem Griff gepackt und an den rechten Unterarm gelegt, um so die Neigung des Schafts beim „Impact“ besser zu spüren und zu verbessern.
Lucas Bjerregaard employing the use of a Hi-Tech training aid in the range: A coat hanger pic.twitter.com/Zua6CutnVD
— LKD (@LukeKerrDineen) 10. Juni 2019
Das mittlerweile unvermeidliche Champions Dinner
Major-Hit: Auch die US Open hat ihr Champions Dinner, es heißt bloß anders. Knapp 30 ehemalige Gewinner der „Offenen Amerikanischen“ versammelten sich in Pebble Beach zur „Reunion of Champions“, zur Wiedervereinigung.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram anEin Beitrag geteilt von U.S. Open Championship (@usopengolf) am
Ein Scherzbold schrieb auf Facebook, sie hätten am besten Phil Mickelson, den sechsfachen Zweiten, das Foto schießen lassen sollen …
US Open, die Erste
Rückblick: Die erste US Open wurde 1895 im Newport Golf Club auf Rhode Island abgehalten, Sieger war der englische Professional Horace Rawlins. Er setzte sich gegen zehn Mitbewerber durch und kassierte 150 Dollar. Heuer wird der Sieger bei einer Gesamtbörse von 12,5 Millionen Dollar mit 2,25 Millionen „Bucks“ überschüttet. Es dauert übrigens bis 1911, bevor mit John McDermott im Chicago Golf Club der erste Amerikaner das Championat gewann; im Jahr drauf verteidigte er den Titel.
Die Milchstraße über Pebble Beachs Nummer 7
Zum Schluss: … das schönste Foto der Woche „so far“. „Golf.com“-Fotograf Christian Hafer schoss dieses hinreißende Motiv von Pebble Beachs ikonischer Par-3-Sieben, stand dafür um kurz nach 3 Uhr morgens auf, schnappte sich Kamera und verschiedene Objektive und bezog am Abschlag Position: „Es war klarer Himmel, man konnte die Milchstraße mit bloßem Auge erkennen.“ Und damit „Tee frei für die 119. US Open!“
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram anEin Beitrag geteilt von GOLF.com // GOLF Magazine (@golf_com) am