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US Open

US Open 2023: Der Wiederbelebte und ein Underdog spielen um ihr erstes Major

18. Jun. 2023 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Wyndham Clark (links) und Rickie Fowler bei der US Open 2023. (Foto: Instagram.com/golf_com)

Wyndham Clark (links) und Rickie Fowler bei der US Open 2023. (Foto: Instagram.com/golf_com)

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Bühne frei für ein Duell, dessen Parameter wohl nur ein zeit- und altersloser Individualsport wie Golf bieten kann: Im Los Angeles Golf und Country Club spielen heute Rickie Fowler und Wyndham Clark um die 123. US Open, für beide gleichbedeutend mit dem ersten Majoritel. Bei Ersterem feiern die US-Medien seit Tagen „Resurgence“, die golferische Wiederbelebung, nachdem Fowler über Jahre mit sich und seinem Spiel zu kämpfen hatte, in den Abgründen der Weltrangliste versank und allmählich erst wieder auftauchte und zu sich fand, als die Ehe mit Allison Stoke und vor allem die Geburt von Töchterchen Maya aus dem einstigen It-Boy einen Familienmenschen mit Sinn und Blick fürs Wesentliche machte. Unvergessen sind der weit zurückliegende Zornesausbruch von Fowlers damaligem Coach Butch Harmon, der seinen Schützling anraunzte: „Du musste Dich entscheiden, ob Du ein Kardashian sein willst oder ein ernsthafter Athlet.“ Oder Sir Nick Faldos Süffisanz, als Fowler vor zwei Jahren das Masters verpasste: „Vor lauter Werbe-Auftritten hat er eh keine Zeit für Augusta National.“

Clark wiederum, Sieger der Wells Fargo Championship im Mai, tritt mit dem Segen seiner an Brustkrebs verstorbenen Mutter an. „Sie hat mich stets bestärkt oder auch geerdet. Alles, was ich auf dem Platz mache, tue ich in Gedanken an sie.“ Was für eine Konstellation! Und damit nicht genug, lauern hinter diesem ungleichen Pärchen ja noch Golfgrößen vom Kaliber eines Rory McIlroy und Scottie Scheffler. Der eine hat seit neun Jahren kein Major mehr gewonnen, bereits aber deren vier. Der andere würde gern den Masters-Triumph von 2022 erweitern – in der dafür notwendigen Form sind McIlroy und Scheffler allemal.

 

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Für Rickie Fowler freilich gilt: Bangemachen gilt eben nicht. „Ja,“ sagt der 34-jährige Kalifornier über Wyndham Clark und sich, „wir haben eine echt große Chance. Andererseits empfinde ich aber auch keine Versagensangst. Ich habe in meiner Karriere genug durchgemacht und kennen das alles schon. Also werden wir einfach versuchen, Spaß zu haben und alles zu geben. Wir werden sehen, wo wir stehen, wenn wir das 18. Grün erreicht haben.“

 

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McIlroy: „Mein Spielplan muss noch einen Tag funktionieren“

Es braucht Bestätigung: War Rory McIlroy jemals besser als bei der US Open? Darüber mögen die Statistikgelehrten streiten – seine Datenlage auf dem North Course des Los Angeles Country Club ist jedenfalls bestechend gut. Der 34-jährige Nordire führt die „Strokes gained“-Rankings in den Kategorien „Off the Tee“ und „Tee to Green“ an, er traf während der bisher gespielten Runden 44 von 54 Grüns „in regulation“. Noch ermutigender ist freilich, dass der vierfache Majorsieger eine enorme Gleichgültigkeit gegenüber all den Ablenkungen im Zusammenhang mit dem von Saudi-Arabien finanzierten Konkurrenzkonstrukt LIV an den Tag legen, die noch bis vor wenigen Wochen sein Denken und Handeln mehr bestimmt haben als die sportlichen Aufgaben. „Bislang ist mein Spielplan hier sehr gut aufgegangen“, sagt McIlroy. „Das muss ich noch einen weiteren Tag hinkriegen.“ Heute gilt’s – damit diese unerledigte Angelegenheit des fünften Major endlich vom Tisch ist.

 

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Scheffler: Fünf Schläge für gut 900 Meter

Kompensation: Wer braucht schon einen „heißen“ Putter, wenn solche Schläge gelingen, Scottie Scheffler jedenfalls nicht. Der Weltranglistenerste, der sich vor dieser US Open lange mit dem „Short Stick“ herumgeplagt hatte und schließlich auf ein anderes Modell gewechselt war, legte gestern einen sensationellen Schlussspurt hin. Der Texaner lag sieben Schläge hinter Spitzenreiter Rickie Fowler, dann kam Loch 17: Das 470,9 Meter lange Par 4 gilt als schwierigste Loch von LACC North; und Scheffler ist in 20 Jahren US-Open-Geschichte der Erste, der auf dem schwierigsten Loch des jeweiligen Austragungsorts ein Eagle geschafft hat. Er lochte gestern mithilfe des Backspin sein Eisen aus 179 Metern, ließ auf der 18 ein Birdie folgen, absolvierte auf diese Weise insgesamt 919 Meter an Distanz mit bloß fünf Schlägen (inklusive des einen Putt auf dem Schlussloch) und bildet nun mit Rory McIlroy das erste Verfolgerduo.

Wenn Welten zwischen Front und Back Nine liegen

Strategiewechsel: Eigentlich lautete die Aufgabe bei dieser US Open, die Fairways auf dem North Course des Los Angeles Country Club zu finden, strategisch zu denken und bei günstiger Gelegenheit anzugreifen. Doch mit der zunehmenden Verschärfung des Set-up durch Sonneneinstrahlung, wenig Bewässerung und viel Grüns-Bügeln kam ein Faktor hinzu – überleben. Will heißen: auf der Front Nine und vor allem auf den kurzen Par-5-Löchern 1 und 8 Birdies oder besser spielen und auf der Back Nine irgendwie ungeschoren davon kommen. Statistik-Guru Justin Ray hat ausgerechnet, dass das Feld nach der dritten Runde auf den ersten Neun „lediglich“ insgesamt 86 über Par lag, auf der zweiten Schleife hingegen 595 über Par!

„Ich sage nicht, dass es einfach ist. Aber man kann definitiv auf den ersten sechs Löchern drei oder vier Schlaggewinne raus holen“, bestätigte beispielsweise Harris English: „Hintenraus heißt es dann einfach nur, durchzuhalten.“

LACC North: Zwischen „unfair“ und „teuflisch“

Das Gemecker hält an: Erst war der North Course für eine US Open nicht brutal genug, jetzt ist es die Atmosphäre entlang der Fairways. „Die Stimmung ist lausig, und das enttäuscht auch hinsichtlich der USGA, die hier eigentlich ein großartiges Turnier aufziehen wollte und sollte“, sagte Titelverteidiger Matt Fitzpatrick, der sich auch Gedanken über die Zusammensetzung des Publikums macht. „Angeblich haben die Club-Mitglieder eine Menge Tickets gekauft, sodass weniger Fans von außerhalb da sind, die Stimmung machen. Hoffentlich ist das bei künftigen US Open nicht auch so.“

 

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Der Platz kriegt ebenfalls wieder sein Fett weg. „Für meinen Geschmackt gibt es einfach zu viele Löcher mit blinden Abschlägen und Fairways, auf denen der Ball wegen des Gefälles nicht hält“, erklärte Fitzpatrick. „Einige der Abschläge sind meiner Meinung nach einfach unfair.“ Viktor Hovland schlägt in dieselbe Kerbe: „Um ehrlich zu sein, ich bin kein großer Fan dieses Platzes. Es gibt ein paar gute, aber beileibe keine großartigen Löcher gibt.“ Ok, Anhänger von intelligenten und kreativem Kursdesign sind da anderer Ansicht, aber Hovlands Aussage spiegelt letztlich die Tendenzen im Profigolf der Herren, wo die meisten darauf fixiert sind, einen Platz mit möglichst langen Schlägen auseinanderzunehmen. Kurse wie LACC North hingegen verlangen eine gehörige Portion Strategie und Shotmaking sowie Skills mit allen Schlägern im Bag. Zu denen, die das erkannt haben und respektieren, gehört Bryson DeChambeau – erst recht, seit die Sonne das Set-up gestern in Sachen Härte noch mal überpoliert hat. „Es ist geradezu teuflisch; eine ganz andere Herausforderung als normalerweise bei einer US Open“, befand DeChambeau. „Es ist fast eine Art Links-Stil, anders kann ich es nicht beschreiben. In weiten Teilen fühlt es sich an, als würde man eine British Open spielen.“ Auch Michael Kim hält ein Plädoyer für den Platz:

 

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Potgieter schlägt die Longhitter

Klarstellung: Wer schlägt die längsten Drives bei dieser 123. US Open? Rory McIlroy? Bryson DeChambeau? Nein, es ist ein 18-jähriger Amateur. Der Südafrikaner Aldrich Potgieter führt nach 36 Loch das Distanz-Ranking mit durchschnittlich 310,8 Metern vom Tee an. DeChambeau beispielsweise bringt es nur auf 305,5 Meter. Das Duell der Longhitter geht übrigens am Wochenende weiter, denn British-Amateur-Champion Potgieter rutschte auf der Linie von +2 über den Cut.

Si Woo Kims Schauspieleinlage à la Hollywood

Oscarreif: Die Nähe des US-Open-Schauplatzes Los Angeles Country Club zur Traumfabrik Hollywood scheint auf manche eine inspirierende Wirkung zu haben. Beispielsweise auf Si Woo Kim. Der Koreaner wurde auf der 15. Teebox von einem verirrten Ball am Rücken getroffen, den Keith Mitchell auf dem Fairway der 14 geschlagen hatte, packte daraufhin sein schauspielerisches Talent aus und ging theatralisch zu Boden, wo er sich unter scheinbaren Schmerzen wälzte. Als Mitchell am „Unfallort“ eintraf, löste Kim seinen Scherz auf und erzählte dem Kollegen: „Ich habe Dir gerade einen Schlag gerettet.“ Hätte Kims Körper den Ball nicht gestoppt, wäre der nämlich ansonsten im Rough gelandet.

 

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Homa: Training im LACC nach verpasstem Cut

Arbeitsmoral: Max Homa hat bekanntlich den Cut ebenso verpasst wie beispielsweise Justin Thomas. Letzterer sprach nach seiner „demütigenden“ 81er-Runde von einem „Tiefpunkt meiner Karriere“. Homa wiederum entschuldigte und bedankte sich via Twitter bei seinen enttäuschten Fans, das Heimspiel nicht besser genutzt zu haben – immerhin hält der 32-Jährige mit 61 Schlägen sogar den Platzrekord auf dem North Course.

 

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Und gestern Morgen sah man den Absolventen der University of California in Los Angeles beim Training auf der Driving Range des LACC – wenn man eh schon mal da ist …

Nachschlag aus dem LACC-Clubhaus

Zum Schluss: … ein Nachschlag. Das Portal „Golfclubhauses“ liefert noch ein paar Innenansichten des LACC-Clubhauses. Wie ultra-elitistisch es im Los Angeles Country Club zugeht, dessen Grundstück am Rand von Beverly Hills von nachgerade unschätzbarem Wert ist, haben wir ebenfalls schon erzählt.

 

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