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US Open

Bryson DeChambeau – einsamer Weg eines Nerds oder Zukunft im Profi-Golf?

24. Sep. 2020 in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Community Artikel

An Bryson DeChambeau scheiden sich die Geister. (Foto: Getty)

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Bryson DeChambeau - Der Triumph in allen Ehren

So, die Tinte unter dem Kapitel US Open 2020 ist getrocknet, und es wird Zeit, mit etwas Distanz auf das zu schauen, was in Winged Foot passiert ist: Ein „Hulk mit dem Holz“ hat die Wiese zerlegt, sie zum Pitch&Putt-Parcours degradiert – wenig elegant, gleichwohl enorm effektiv. So weit, so gut?

Vorweg: Niemand will Bryson DeChambeau den Triumph madig machen. Er hat hart gearbeitet, die Kombination aus körperlicher Kraft und modernem Material konsequent genutzt – und war besser als alle anderen. Chapeau!


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Bryson's change in numbers ?

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Verstörend freilich ist der Hype um diese Kraftmeierei. „Golf Channel“-Schlaumeier Brandel Chamblee attestierte prompt, jetzt habe die Zukunft begonnen. In der ist „BDC“ das personifizierte extreme Exempel einer Entwicklung, die Golf-Ästheten das Haar zu Berge stehen lässt.

Platz ist kaum noch im Spiel

Golf war stets ein Spiel gegen den Platz. Doch der ist bei den Schlaglängen der Profis kaum mehr im Spiel; DeChambeaus drosch seine Drives durchschnittlich 298 Meter weit. Layout und Design sind dadurch auf klassischen Kursen nahezu obsolet geworden, mit dem Wedge werden die Bälle auch aus robustem Rough spiel- und kontrollierbar, allenfalls raffinierte Grünkomplexe und marmorglatte Puttflächen stehen in Sachen Score noch zwischen Par und Posse.

Golf als Kraftsport?

Experten prognostizieren, dass der neue US-Meister demnächst beim Masters theoretisch bloß auf Loch 4 und 8 lange Eisen für den zweiten Schlag zücken muss; auf acht Bahnen hingegen könnte ein Wedge reichen. So werden Platz-Preziosen wie Augusta National der Lächerlichkeit preisgegeben.

Und wo soll das hinführen? Zu 9.000-Meter-Monstern mit hohen Flächen-, indes geringen Pflegekosten, weil lediglich nadelöhrschmale Schneisen in wild wucherndes Rough gemäht werden, aus dem selbst ein DeChambeau die Murmel nicht mehr befreien kann? Oder zum Long-Drive-Contest mit finalem Ausputten? Golf als Kraftsport?

Diese Zukunft ist zappenduster

Eventuell bringt das ja jene Coolness und Action, derer es im Zeitgeist für Öffentlichkeitswirksamkeit offenbar bedarf. Vielleicht muss ein Sport mutieren, um gesellschaftlich kompatibel zu bleiben. Möglicherweise animiert die muskelstrotzende Hau-drauf-Attitüde gar den zeigefreudigen Instagram-Nachwuchs zu vermehrtem Mittun – immerhin protegiert „Golf.com“ bereits DeChambeaus Proteinshakes.

Dennoch: Man schelte mich gestrig, aber wenn das die Perspektiven des geschmeidigen, strategischen, schlagfertigen Spiels sein sollen, dann sieht es in Zukunft zappenduster aus für „Golf as it was meant to be“.

(Text: Michael F. Basche)


 

Bryson DeChambeau - zielstrebig, konsequent, kompromisslos

Fast scheint es, als sei der Aufruhr über Bryson DeChambeaus Sieg bei der US Open ein größerer Aufreger als der Masters-Sieg des ungeliebten Patrick Reed 2018. Während Reed ein schwieriger Charakter und überführter Betrüger ist, scheiden sich die Geister nun an – ja was eigentlich?

Was will man Bryson DeChambeau vorwerfen? Er hat mit seiner „Transformation“, wie er selbst seine üppige Gewichtszunahme nennt, alles für den Erfolg getan. Er hat für sich eingehend analysiert, was er an sich und seinem Spiel ändern muss, um ein Major und noch mehr Turniere zu gewinnen. Dazu nutzt er Zahlen und Daten, die andere nicht im Ansatz verstehen. Anschließend hat er kompromisslos umgesetzt, was er und sein Team als wichtig ausgemacht haben und seinen Traum verwirklicht. Er ist jetzt ein Champion. Dass die Ästhetik seines Schwungs darunter gelitten hat, ist unbestritten. Doch hat sich jemals jemand über den zweifachen Masters-Champion Bubba Watson aufgeregt? Oder Jim Furyk, der schwingt, „als ob ein Oktopus aus dem Baum fällt“? Belächelt wurden sie, doch mehr auch nicht. Ihre Siege wurden ob ihres Spiels nie in Frage gestellt.

Dont hate the player, hate the game

Während es bei Amateuren gern heißt, es seien ja keine Bilder auf der Scorekarte, kann man sich DeChambeaus Sieg in aller Ausführlichkeit wieder und wieder anschauen. Was bekommt man da zu sehen? Einen Mann, der eine Taktik hatte und auch diese kompromisslos durchzog. Ob diese schön anzusehen war, liegt im Auge des Betrachters, aber sie führte zum Erfolg. Jede andere Taktik, das beweisen die 143 anderen Teilnehmer, war dem Winged Foot Golf Club, dem Austragungsort der 120. US Open, nicht gewachsen.


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Bryson's stock yardages ?

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All jene, die das Ende des Golfspiels gekommen sehen, sei gesagt, dass es seit Jahren eben jene Entwicklung gibt, die DeChambeau nun auf die Spitze getrieben hat. Seit einer gefühlten Ewigkeit wird über längere Golfplätze und reglementierte Bälle debattiert, doch passiert ist bislang nichts. „Er zieht halt konsequent seine Vorteile aus dem aktuellen Stand des Golfsports“, resümierte Rory McIlroy. „Ob das gut oder schlecht ist, sei dahingestellt.“ Oder anders gesagt: Don’t hate the player, hate the game.

(Text: Tobias Hennig)

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