Der Begriff wird ziemlich strapaziert und geradezu inflationär verwendet: Legende ist laut Wörterbuch eine „Person oder Sache, die so bekannt geworden ist, einen solchen Status erreicht hat, dass sich bereits zahlreiche Legenden um sie gebildet haben.“ Als Synonym wird auch Mythos genannt. Das sind hohe Hürden für die Verwendung. Es muss über die betreffende Person eine Menge zu erzählen sein, von Leistungen und Verdiensten gar nicht zu reden – und nicht jeder hat verdient, vorschnell als Legende tituliert zu werden. Bernhard Langer schon.
Lehre als Golflehrer statt „was Gescheites“ zu lernen
Der Maurersohn aus dem schwäbischen Anhausen wurde mit dem Spiel zum Weltstar, das in Deutschland tatsächlich ein extravagantes Erlebnis für Gutbetuchte war, als Langer Anfang der 1970er-Jahre mit Caddy-Jobs begann und eine Lehre als Golflehrer machte, statt „was Gescheites“ zu lernen. Heuer bestreitet der mittlerweile 67-Jährige das 41. und letzte Masters seiner kolossalen Karriere – jenes Major, das er 1985 und 1993 gewann. Um 14.35 Uhr deutscher Zeit geht es los – und erstmal darum, es ins Wochenende zu schaffen, nachdem er 2020 als bis dato ältester Spieler in Augusta den Cut gemeistert hat.
Zum 41. und letzten Mal tritt Bernhard Langer beim US Masters 2025 an. Wir blicken auf einige der besten Bilder seiner langen Masters-Karriere zurück.
Seit Tagen, ja Wochen wird eine Menge Aufhebens darum gemacht, selbst Mainstreammedien widmen sich dem finalen Flirt mit Golden Bell, Azalea und Co., auch das zu Recht. Lange genug wurde Langer hierzulande links liegen gelassen, bei Sportlerwahlen vergessen. Vielleicht lag’s daran, dass er seit Jahr und Tag in Boca Raton/Florida lebt, verheiratet mit der Amerikanerin Vikki Carol, Vater von vier Kindern und seit 2020 überdies – mittlerweile vierfacher – Opa.
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Evergreen, der noch mal richtig aufgeblüht ist
Jetzt steht Langer im Rampenlicht und vielfach Rede und Antwort. Er bekommt außergewöhnliche Geschenke und im Augusta National Golf Club wird ihm der rote Teppich ausgerollt. Mehr als verdient. Dank seiner Akribie und Disziplin zählt der Rekordsieger unter den PGA Tour Champions und zwölffache Senioren-Majorgewinner – auch das eine Bestmarke – zu den Ausnahmeathleten seiner Zunft. Langer als Evergreen zu bezeichnen, ist fast eine Untertreibung.
Nach zwei Masters-Triumphen, 40 sonstigen Titel auf der European Tour und dem einen Erfolg auf der PGA Tour bei der Sea Pines Heritage 1985 ist „Mr. Consistency“ im Spätsommer des Sportlerlebens noch mal regelrecht aufgeblüht. Wenngleich er anlässlich seines 60. Geburtstags gestand: „Mittlerweile vergeht kaum ein Tag, wo nicht was zwickt oder irgendwo wehtut.“ Aber: „Man kann ein bisschen dagegen arbeiten.“
Eckdaten der Erfolgslaufbahn sind Golfgeschichte
Arbeit ist das Stichwort. Langer ist unermüdlich, seit er 1976 mit knapp 19 Jahren ins Profilager wechselte. Die Eckdaten der Erfolgslaufbahn sind Golfgeschichte: der erste Tour-Sieg 1980, der Status als Premieren-Primus der 1986 eingeführten Weltrangliste, die jeweils vier Siege bei der German Open und beim German Masters, schließlich der wegen Dunkelheit geteilte Sieg mit dem großen Schotten Colin Montgomerie beim Playoff des Volvo Masters Andalucia 2002, seinem letzten regulären Start auf der European Tour.
Ryder Cup und Ritterschlag
Dazu die Ryder-Cup-Laufbahn mit neun Teilnahmen, sechs Siegen und dem Höhepunkt als erfolgreicher Kapitän 2004 in Oakland Hills/US-Bundesstaat Michigan. Anschließend die anhaltende Dominanz im Senioren-Circuit, wo er heute noch mit schöner Regelmäßigkeit sein Alter unterspielt und munter bei den oft wesentlich jüngeren Kollegen mitmischt.
Außerdem die Aufnahme in die World Golf Hall of Fame 2001/2002, der britische Ritterschlag 2006 zum „Officer of the Most Excellent Order of the British Empire“ (OBE) durch Queen Elizabeth II., das Bundesverdienstkreuz sowie das Silberne Lorbeerblatt, – und zuletzt 2016 der wahrlich überfällige Einzug in die Hall of Fame des deutschen Sports.
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„Altern ist eine schlechte Gewohnheit …“
Langer gilt als tadelloser Sportsmann. Es gibt keine Skandale oder negative Schlagzeilen – sofern nicht gerade mal wieder jemand seinem Puttstil wider den Yips mit dem Broomstick übel nachredet oder meckert, dass er beim Gewinn der PNC Championship 2024 mit Sohn Jason von den vorderen Tees abgeschlagen hat. Man hört den überaus gläubigen Christen nicht fluchen, sieht ihn keine Schläger werfen, erlebt ihn nicht mal wirklich schlecht gelaunt, allenfalls mit stoischer Miene.
Der französische Schriftsteller André Maurois hat mal notiert: „Altern ist eine schlechte Gewohnheit, die ein beschäftigter Mann gar nicht erst aufkommen lässt.“ In diesem Sinne: Play well and have fun, Bernhard Langer!