Der Verlierer nahm seine Niederlage mit der feinen englischen Art, ganz gentlemanlike. Als Rory McIlroy beim Playoff auf dem 18. Grün den erlösenden Putt zum Masters-Sieg versenkt hatte, schloss Justin Rose den Champion in die Arme und sagte: „Hey, ich war froh, dass ich hier auf dem Grün war, um zu sehen, wie du den Karriere-Grand-Slam gewinnst.“ McIlroy sei ziemlich überwältigt von den Emotionen und nicht in der Lage gewesen, zu diesem Zeitpunkt viel aufzunehmen, erzählte der 44-jährige Engländer später: „Aber es war ein großer Tag im Golfsport.“ Ein Tag, an dem Rose selbst Historisches hätte für sich finalisieren können, als „Spätblüher“, der zwölf Jahre nach dem Gewinn der US Open in Merion und neun Jahre nach der olympischen Goldmedaille von Rio wieder ein Major gewinnt, zumal das im Augusta National Golf Club: „In der Mitte der Finalrunde ist sicher etwas passiert“, beschrieb Rose das Momentum mit den drei Birdies im Amen Corner und den Schlaggewinnen auf den Löchern 15 und 16. „Ich war einfach an einem Ort, von dem man träumt, wenn man ihn erreicht. Ich begann zu spüren, dass ich mich in das Turnier hineinspielen würde, nachdem mich der Samstag etwas zu weit zurückgeworfen hat . Ich war da draußen Laser-fokussiert.“ Und der Putt zum Birdie auf dem Schlussloch – dem zehnten in dieser Finalrunde –, mit dem er das Bogey von der 17 ausglich, sei sowieso einer gewesen, „von dem du als Kind träumst, dass du damit das Masters gewinnst“.
„Man kann nicht durch eine Karriere gehen, ohne ein bisschen Herzschmerz zu haben.“
Justin Rose
Solche Putts hatte Rose schon früher gezeigt. Beispielsweise beim Ryder Cup 2012 in den USA, als er nachts auf dem Teppich in seinem Hotelzimmer übte und am nächsten Tag im Einzel Phil Mickelson niederrang und damit sein Teil zum „Miracle of Medinah“ beitrug. Geschichte wiederholt sich also. Aber auch die ohne Happy End. 2017 hatte Justin Rose in Augusta schon mal ein Stechen verloren, damals gegen seinen Freund Sergio Garcia. Mit McIlroy hatte diesmal wieder einer das bessere Ende, den Rose lange und gut kennt, mit dem er sich prima versteht: „„Leider enden die Playoffs immer so schnell – sudden death halt. Wenn man nicht derjenige ist, der einen tollen Schlag macht oder einen tollen Putt locht, ist es vorbei. Aber es gibt nichts, was ich heute besser hätte machen können.“
„Er ist ein großer Champion und hat in seiner Karriere so viel Charakter und Klasse gezeigt. Ich fühle mit ihm, weil er hier so eine phänomenale Bilanz hat und wieder so nah dran war. Er ist ein guter Freund, und hoffentlich hat er noch ein paar Gelegenheiten. Ich bin froh, dass mit Justin ein weiterer Europäer im Playoff war. Immerhin sind wir in einem Ryder-Cup-Jahr, und ganz offensichtlich haben wir Euros derzeit einen guten Lauf.“
Rory McIlroy über Justin Rose
Da war der Schmerz der Niederlage schon ins Bewusstsein durchgesickert. Doch auch hier zeigte Rose Größe: „Ich sehe mir all die guten Dingen an, die mich überhaupt erst in diese Situation gebracht haben. „Es macht keinen Sinn, zu verzagt zu sein, und man sieht sich all die guten Dinge an, die mich in diese Situation gebracht haben. Wenn man Majors gewinnen will, muss man sich selbst in Gefahr bringen. Man muss riskieren, sich so zu fühlen, um das Gegenteil zu erreichen.“
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Wenn der Heimatclub hofft, bangt – und am Ende ausflippt
Daheim in Holywood: Wie das bei großen Sportwettbewerben mit Favoriten und Idolen so üblich ist, wird gern mal die Stimmung bei den Fans zuhause eingefangen. Angesichts der Tatsache, dass Rory McIlroy bislang vier von fünf Mal gewonnen hat, wenn er bei einem Major als Führender ins Finale gegangen ist, lag der Besuch in Nordirlands Hauptstadt Belfast absolut nahe, wo der Holywood Golf Club seinem prominenten Clubmitglied einen eigenen Trophäen- und Devotionalienraum eingerichtet hat:
Klar, dass angesichts des Verlaufs der Finalrunde die Stimmung zwischen Hoffen und Bangen wogte, weil McIlroy das Masters mehrfach vom Schläger zu rutschen schien – mit dem Doppelbogey auf der Eins schon, beim Blackout auf Bahn 13 oder schließlich beim verschobenen Putt auf dem 72. Loch.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Aber am Ende war dann alles gut, die Erleichterung grenzenlos und der Jubel überschwappend. McIlroy ging nach dem verwandelten Playoff-Putt auf dem Grün in die Knie und in Holywood sprangen sie fast unter die Decke:
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
DeChambeau: Puttwettbewerb mit den Fans nebenan
Netter Nachbar: Colt Knost, Ex-Profi und einer der Masters-Kommentatoren des etatmäßigen TV-Partners „CBS“ hat eine tolle Story vom Samstagabend erzählt. Demnach soll Bryson DeChambeau am Vorabend des Duells mit Rory McIlroy einen Spaziergang durch die Umgebung seines angemieteten Quartiers gemacht haben und auf eine Gruppe von Golffans gestoßen sein, die sich auf einem Puttinggrün im Garten ihres Hauses vergnügten. Bryson DeChambeau wäre nicht der Publikumsliebling, der er nun mal ist, wenn er bloß Hallo gesagt oder gewinkt hätte. Nein, der Masters-Finalist ließ sich mit Freuden auf einen Puttwettbewerb einladen und blieb eine geschlagene Stunde. Das nennt man volksnah.
Spieth und das „Abklatschen“ der anderen Art
Autsch: Nicht jeder hat beim Versuch der Volksnähe ein glückliches Händchen, wie man in diesem Video am Beispiel von Jordan Spieth sieht. Der Masters-Champion von 2015 will beim Gang durchs Spalier der Fans zum nächsten Abschlag jeden abklatschen. Das macht man normalerweise per Handschlag, und nicht als Touch mit dem Griff des Putters in die Kronjuwelen. Aber sehen Sie selbst:
Spieth whacks a patron in the nuts with his club
byu/Longjumping-Box5691 ingolf
Gewaltige Zahlen: Die Merchandise-Umsätze beim Masters
Das Millionending: Die Grafik über die Umsätze mit Merchandise-Artikeln und Memorabilia muss man nicht noch mal wiedergeben. Sie zeigt ganz eindeutig, was für eine umsatzstarke Marke das Masters ist. Übrigens: Unbestätigten Informationen zufolge sollen mal jemand für sage und schreibe 36.000 Dollar eingekauft haben – in einem Rutsch.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Erstaunlich: Keine Reaktion auf Ballesters Etikette-Fauxpas
Reuiger Wildpinkler: US-Amateur-Champion José Luis Ballester, dessen Blase am Masters-Donnerstag so arg gedrückt hat, dass er seine Notdurft auf Bahn 13 hilfsweise in Rae’s Creek verrichten musste, hat bereits tags drauf in aller Form beim Augusta National Golf Club (ANGC) für den Etikette-Bruch entschuldigt. „Das sollte es gewesen sein, lasst uns einfach weitermachen im Turnier“, sagte der 21-jährige Spanier, der freilich mit zehn über Par am Cut scheiterte. Die Granden in Grün haben bislang weder auf den Fauxpas, noch auf die Entschuldigung reagiert. Unappetitliche Vorkommnisse werden im ANGC allerdings auch gern unter den Teppich gekehrt – was für eine Metapher –, aber der Club ist bekanntermaßen nachtragend, und sollte Ballester sich noch mal fürs Masters qualifizieren, wird er garantiert eine Ansage bekommen.
Mit Matt Thurmond, Ballesters Coach an der Arizona State University, waren sie weniger gnädig. Der stand Anfang der Woche in Shorts auf der Range und wurde umgehend gebeten, sich zu entfernen und sich umzuziehen. Kurze Hosen bei Spielern und Entourage fallen in offiziellen Bereichen unter die lange Liste der Verstöße gegen den Anstand.
Oje: Masters-Sonntag anderweitig verplant
Hilferuf: Mit dem Posting dieses bedauernswerten Sportkameraden schließen wir die Masters-Sektion der Back Nine. Man muss das Lamento nicht übersetzen, die Tragik dieses von irgendwelchen gesellschaftlichen Arrangements der Gattin torpedierten Masters-Sonntags tropft aus jedem Buchstaben. Interessant ist aber auch eine der Kommentare: „Schwerer Anfängerfehler. Meine Frau hat seit zwei Monaten Memos in Sachen Masters bekommen.“
PGA Tour Enterprises als Ryder-Cup-Partner?
Geschacher um den Ryder Cup: Wie das britische Blatt „The Guardian“ während des Masters aus mehreren Quellen erfahren haben will, plant PGA Tour Enterprises ein Angebot an die PGA of America, um Teilhaber bei der Organisation und Ausrichtung des Kontinentalwettbewerbs auf US-Seite zu werden. Ein Deal würde hunderte Millionen Dollar kosten, aber das kommerzielle Unternehmen der PGA Tour sitzt seit dem milliardenschweren Einstieg der Strategic Sports Group auf einem fetten Finanzpolster. Und die PGA Tour stört sich von jeher daran, dass man bei keinem der bedeutenden Wettbewerbe im Profigolf der Männer – den Majors und eben dem Ryder Cup – die Finger im Spiel hat. Sollte das Ansinnen Erfolg haben, würde die PGA Tour mit der European Tour Group gleichziehen, die durch die Ryder Cup Ltd. die Kontrolle über die Events auf europäischem Boden hat.
John Daly macht für Alk den Hampelmann
Das Letzte: Wenn sich einer für Alk beziehungsweise für Alkohol-Werbung zum Horst und zum Hampelmann macht – hier in der John-Daly-Version. Jeder weitere Kommentar erübrigt sich.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an