Alle Jahre wieder, kommt… ist zwar kein Lied über Golf aber trotzdem für mich sehr passend zum US Masters Turnier, denn jedes Jahr bekomme ich, um die Weihnachtszeit, ein Schreiben vom Augusta National Golf Club in dem ich eingeladen werde, mich um eine Akkreditierung zu bewerben. Und ja, zugegeben, die ersten paar Mal habe ich mich wie ein kleiner Junge an Weihnachten gefühlt.
US Masters: Wer einmal dabei ist, bleibt dabei
Das US Masters ist eins der wenigen Sportereignisse – wenn nicht das einzige – bei dem man nicht einfach über das Internet einen Akkreditierungsantrag stellen kann. Nein, wie gesagt, man bekommt eine Einladung mit einem Link, der auf die jeweilig Person beschränkt ist. Und so sieht man immer wieder die gleichen Gesichter im Pressezentrum, man sitzt meist sogar auf dem gleichen Platz auf dem man im Jahr zuvor gesessen hat. Und im Jahr zuvor…und im Jahr davor. Genauso wie die Sieger des Masters ein lebenslanges Spielrecht erhalten, gilt ähnliches für Journalisten: Wer einmal dabei ist, bleibt dabei.
In diesem Jahr werde ich zum neunten Mal vor Ort sein (für Masters-Verhältnisse bin ich dadurch immer noch ein Baby, es gibt Journalisten, die sind seit über 40 Jahre dabei) und ich habe mich so langsam an die etwas "andere" Art und Weise gewöhnt, wie im Augusta National alles gehandhabt wird. Das gehört einfach zu dem, was das US Masters von anderen Turnieren unterscheidet. Das fängt mit der Akkreditierung an und hört am Sonntag damit auf, wenn dem Sieger eine grüne Jacke vom Vorjahres Sieger angezogen bekommt. Auch diese grüne Jacke, deren Herstellungswert bei 250 Dollar liegen soll, gehört zu der Aura, die das ganze US Masters umfüllt.
Doch es sind nicht nur die Sieger, die die Jacken tragen dürfen – allerdings nur für ein Jahr, danach sind sie wieder beim Club abzugeben und dürfen dann nur vor Ort angezogen werden. Auch die Mitglieder des exklusiven Clubs kann man an ihren grünen Jacketts erkennen. Zumindest einmal im Jahr, wenn man – als normal sterblicher - Zugang zum Augusta National Golf Club hat.
Die Vorteile eines Journalisten beim US Masters
Die Journalisten tragen zwar nicht das grüne Jackett, aber für die eine Woche gehören wir zur Masters-Familie. Wir dürfen in das Clubhaus, können in die Umkleidekabinen der Spieler und dürfen im Proshop einkaufen. Wir bekommen im Restaurant des Pressezentrums tolles Essen serviert und ein Golfbuggie fährt uns zum ersten Loch.
Was wir allerdings nicht bekommen, jedenfalls nicht leicht bekommen, sind Antworten auf Fragen, die nicht ganz direkt mit dem Spiel auf dem Platz zu tun haben. Aber auch das gehört zur Aura des US Masters. Vor einigen Jahren schrieb ich mal ein Geschichte über die Volunteers, die vor Ort sind. Ich fragte, wie viele denn in der Zeit des Masters tätig sind. Die Antwort: „Genau die richtige Anzahl, genau die richtige.“ Auch ein Jahr später als ich über das Essensangebot für Fans schreiben wollte, wurde mir nur gesagt, dass von den berühmten Pimento Cheese Sandwiches (zwei Scheiben Weißbrot, etwas Piment, verschieden Käsesorten, Mayonnaise, bisschen Salz und Pfeffer und schon hat man ein weiters Wahrzeichen des Masters) eine Menge verkauft werden. Dass das Journalisten dabei nicht unbedingt hilft ihre Arbeit zu tun, ist selbstverständlich. Genauso wenig, wie die Tatsache das Handys auf dem Platz verboten sind. Auch wenn man damit seine Interviews aufzeichnen will, gibt es keine Ausnahmen.
Einmal den Augusta National spielen
Aber wenn man erst Mal durch das Pressezentrum – das eher einem kleinen exklusiven 5-Sterne Hotel ähnelt – läuft, steigt die Toleranzgrenze dramatisch. Und dann gibt es ja auch noch die Lotterie! Denn jedes Jahr dürfen etwa 25 Journalisten einen Tag nach Turnierschluss eine Runde auf dem Platz spielen. Allerdings muss man, wenn man einmal gespielt hat, sieben Jahre warten bevor man sich wieder bewerben kann.
Auch ich gewann einmal. Das war 2013 als mir Adam Scott und Angel Cabrera fast einen Strich durch die Rechnung machten. Scott gewann das Stechen beim zweiten Versuch am zehnten Loch. Es war auch das letzte Loch, das sie noch spielen konnten. Danach wäre es zu Dunkel gewesen und sie hätten am Montag weiterspielen müssen. An meinem Montag, auf meinem Platz. Doch es kam nicht dazu und so konnte ich spielen. Am ersten Loch kam ich mir vor wie Scott am Tag zuvor am Zehnten. Nur verspürte ich mehr Druck, dachte ich zumindest.
Two days until Monday at the Masters.
Nantz and Faldo capture the excitement of the moment when Adam Scott birdies the 72nd hole on the way to capturing his first Green Jacket in 2013. pic.twitter.com/D2QHsbCTho— Masters Tournament (@TheMasters) 7. April 2019
Mit vier auf dem Grün, mit sechs drin (immerhin drei Schläge weniger als Ernie Els 2016 brauchte). So ging es meist weiter, bis zum zwölften Loch, wo ich einen 30-Fuß-Putt versenkte und mein erstes Par spielte. Den Höhepunkt der Runde (oder doch meines Lebens) spielt ich an der Par-3 16. Schon als der Ball in der Luft war, sagte mir mein Caddie, das mich das kosten wird. Mein Ball – so sagte mir ein anderer Caddie später, da man das Loch vom Abschlag nicht sehen kann – rollte auf das Loch zu, verpasste es um etwa einen Zentimeter und blieb dann auf der anderen Seite etwa 40 Zentimeter vom Loch stehen. Ich versenkte den Ball. An dem Wochenende hätte mich keiner der weltbesten Golfer an dem Loch geschlagen, denn in den vier Runden gab es kein Hole-in-One.
Ich fiebere jetzt schon Weihnachten entgegen. Dann kommt nämlich wieder die Einladung und dann darf ich, im nächsten Jahr, auch wieder an der Lotterie teilnehmen. Und wenn ich sie gleich wieder gewinnen würde, bräuchte ich nur bis 2027 warten um wieder dieses einmalige Gefühl zu erleben.
Denn das ist das Masters: Einmalig!