Großer Sport auf Golfbahnen mit blümeranten Namen, ein giftgrünes Sakko aus konfektioniertem Allerweltsstoff als höchstes Glücksgefühl, perfekte Turnierarrangements und gesittete Fans – Pardon, „Patrons“, auf den grünsten 147 Hektar der Golflandkarte mit verschwenderischer Blütenpracht von Azaleen oder Magnolien: Augusta National erscheint wahrlich als Insel der Golf-Seligen, wenn alljährlich in der ersten vollen April-Woche das Masters inszeniert wird, als erstes Major einer jeden Saison. Hinter der prachtvollen, perfekt arrangierten Kulisse hat auch der Club der grünen Jacken seine kleinen Schönheitsflecken: Themen, über die man ungern redet, die man gern für sich hält oder am liebsten vergessen machen will. Das Portal „GeorgiaTrend.com“ sprach mal von einer „Transparenz wie das schwarze vulkanische Gesteinsglas Obsidian“; wir haben sechs Dinge herausgesucht, die in Augusta National eigentlich tabu sind.
Der Schwierigkeitsfaktor:
Für den Masters-Kurs gibt es kein offizielles Rating des amerikanischen Golfverbands USGA; auch hier ist immer noch die Hand des 1977 verstorbenen Mitbegründers Clifford Roberts spürbar, der nicht nur das Leaderboard mit Unter- und Über-Par-Darstellung von Ergebnissen, den Aufbau von Tribünen oder die unterirdische Bewässerung einführte, sondern auch ein eigenes Rating entwickelte, das bis heute genutzt, aber nicht kommuniziert wird.
„Golf Digest“ hat 2009 Dean Knuth, den Erfinder des USGA-Ratings, nach seiner Pensionierung mal spionieren und insgeheim schätzen lassen. Er kam auf einen CR-Wert von 78,1 und einen Slope von 137.
Die Mitglieder:
Mal abgesehen von Ex-US-Außenministerin Condoleezza Rice kann wohl kaum jemand die Augusta-National-Mitglieder benennen, die während des Masters im „Green Jacket“ umher laufen. Die Liste der von jeher auf rund 300 Personen limitierten Club-Angehörigen unterliegt, wie eigentlich alles, größter Diskretion. Investoren-Legende Warren Buffett soll dabei sein, auch Microsoft-Patron Bill Gates. Doch die zeigen sich diese Woche garantiert nicht.
Einziger Deutscher ist angeblich Linde-Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle. Und definitiv ist Jack Nicklaus eine „ordentliche Grünjacke“ so wie es auch der 2016 verstorbene Arnold Palmer war, kein Sondermitglied mit beschränkten Rechten wie all die anderen Champions trotz ihres Ehrenzwirns im Farbton Pantone 342.
Zu den wenigen Mitgliedern des exklusiven Augusta National Golf Club gehören einige der mächtigsten Männer und Frauen aus Wirtschaft, Politik und Sport. Die berühmtesten haben wir zusammengestellt.
Das Fernsehen:
Augusta National ist werbefreie Zone, alles ist in den Vereinsfarben „gebrandet“. Der Club ist so reich, dass er seine traditionellen drei Hauptsponsoren IBM, Exxon und AT&T eigentlich nur braucht, um die TV-Übertragungen des Senders CBS zu refinanzieren, mit dem man seit 1956 auf Basis von Jahresverträgen kooperiert. Wie das gehandelt wird, will Sponsoring-Berater Jim Andrews von der US-Marketing-Firma IEG vom Hörensagen wissen: „CBS sagt, wir brauchen 15 oder 20 Millionen Dollar, um unseren Aufwand zu decken und ein bisschen Gewinn zu machen. Dann agiert Augusta National wie ein Makler und arrangiert mit den drei Hauptsponsoren die Übernahme der Kosten. Ich habe von Größenordnung von jeweils fünf bis sechs Millionen gehört.“
Im Gegenzug bestimmt der Club Übertragungszeiten, Werbepausen, Kamerapositionen und ggf. auch unliebsame Kommentatoren. Und das Vogelgezwitscher, dass unsereins während der Masters-Übertragungen ständig hört, ist im Preis inbegriffen: CBS spielt es vom Band ein, um mehr gefiederte Fauna in Augusta National vorzutäuschen, als wirklich dort vorhanden ist.
Die Farbenpracht:
Im Augusta National Golf Club sind die Blumen bunter, ist das Gras grüner und das Wasser blauer als auf jedem anderen Platz dieser Welt. Es halten sich hartnäckig Gerüchte, Azaleen, Magnolien und Rhododendren würden notfalls mit Heißluftgebläsen oder Kühlpackungen dahin getrimmt, pünktlich zur Masters-Woche in voller Blütenpracht zu stehen. Der Club schweigt auch dazu. Bewiesen ist freilich, dass Augustas Teiche blaue Lebensmittelfarbe enthalten. Mike Stachura von „Golf Digest“ hat 1996 klammheimlich an der 15 eine Wasserprobe entnommen und im Labor untersuchen lassen.
Die Schuldenbereinigung
Trotz all der prächtigen Flora auf seinem Gelände war Augusta National finanziell nicht immer auf Rosen gebettet. Gelände (70.000 Dollar) und Platz (85.000 Dollar Baukosten) waren auf Pump finanziert, die Anlage viel teurer im Unterhalt als erwartet, das Masters nach der dank des Auftritts von Idol Bobby Jones noch gut besuchten Premiere 1934 längst kein solcher Renner wie heute.
Kurz: Mitte der 1930er Jahre saß der Club auf einem Haufen unbezahlter Rechnungen und Forderungen von insgesamt 151.000 Dollar und entwickelte in Sachen Schuldenbereinigung eine sehr fragwürdige Kreativität. Schritt eins war die eher schäbige Offerte, den Kreditoren Platz im ersten Programmheft des Masters einzuräumen, die sich für dieses Entgegenkommen wiederum mit einem Schuldenerlass erkenntlich zeigen durften.
Als auch das nur bedingt fruchtete, verfielen Chairman Clifford Roberts und Konsorten im Jahr drauf auf den perfiden Schachzug, mit dem Firmenrecht zu jonglieren. Besitzer des Grundstücks und damit Schuldner war nicht der Club, sondern eine gewisse Fruitlands Manor Corporation. Den ersten Rang bei den Hypotheken hatte die Georgia Railroad Bank & Trust. Diese leitete wegen ausbleibender Zahlungen die Zwangsversteigerung ein. Anschließend kaufte eine fünfköpfige Investorengruppe, allesamt Clubmitglieder, das Gelände für 30.000 Dollar aus der Konkursmasse und gründeten The Augusta National Inc. Der Club war gerettet, die Gläubiger schauten in die Röhre.
US Masters: Die Hausordnung für Spieler
Dass Augusta National für seine „Patrons“ einen sehr rigiden und strikten Verhaltenskatalog aufgestellt hat, ist weithin bekannt. Freilich, auch die Spieler unterliegen einer strengen Hausordnung. Gary Player beispielsweise wurde mal von einem Club-Offiziellen sehr harsch darauf hingewiesen, dass es auch in Übungsrunden nicht gern gesehen wird, wenn ein Spieler zwei Bälle spielt. Selbst als Champion, denn der Südafrikaner war da bereits zweifacher Masters-Sieger.
„Golf.com“ hat in einer anonymen Umfrage unter Masters-Teilnehmern weitere Ungebührlichkeiten ermittelt, die den Club mit mahnend erhobenem Zeigefinger auf den Plan rufen. Dazu gehört z. B. sich auf der Range auf den Boden zu setzen oder nicht von Augusta National sanktionierte Videos zu veröffentlich. 48 Prozent der befragten Spieler sagten zudem, dass sie sich im Augusta National Golf Club unter Beobachtung fühlen und das unangenehm finden. Einer bezeichnet die besondere Atmosphäre sogar als misstrauisch …