Nix war‘s mit dem Rematch vom Ryder Cup: Am Sonntag dieses 82. Masters mussten Rickie Fowler und Jordan Spieth einspringen, um den US-Landsmann und Spitzenreiter Patrick Reed unter Druck zu setzen. Rory McIlroy kämpfte währenddessen mehr mit sich selbst als mit dem Flightpartner und erzeugte allenfalls Adrenalin, wenn er im Verlauf seiner 74er Runde wieder einen Putt vorbei schob – das leidige alte Problem war wieder da. „Natürlich war das ein frustrierender Tag“, gab der Nordire nach dem neuerlich missglückten Anlauf auf den Karriere-Grand-Slam zu. „Momentan ist es schwierig, irgendwas positives von hier mitzunehmen.“ Dann fand er doch noch einen gemütserhellenden Aspekt: „Wenigstens habe ich mich endlich mal wieder in Reichweite eines Sieges gebracht. Gestern habe ich teilweise großes Golf gezeigt,“ spielte er auf die 65 vom Samstag an, „auch wenn ich heute nicht genug getan habe, um das zu Ende zu bringen. Ich bin nie ins ,Momentum‘ gekommen. Aber eines Tages werde ich hier gewinnen, davon bin ich zu hundert Prozent überzeugt!“
Großartiger Rickie Fowler „war einfach zu weit weg“
Rehabilitiert: Ok, wir lassen das künftig mit den Hinweisen, dass Rickie Fowler es bei den Majors nicht „gebacken“ kriegt. Der 29-Jährige widerlegte gestern selbst seinen Trainer Butch Harmon, der zuvor bei „Sky Sports“ noch erklärt hatte, Fowlers größtes Manko sei ein guter Sonntag. Die 67er Runde war eines Champions würdig (siehe weiter unten), nach dem Bogey an der Fünf brach der Kalifornier eben nicht ein, sondern ließ sechs Birdies inklusive Schlaggewinn auf dem Schlussloch folgen. „Ich habe alles gegeben, mich auf dem Platz völlig verausgabt, und hätte es fast geschafft“, resümierte Fowler und erinnerte an seine Ausgangsposition: „Ich war einfach ein bisschen zu weit weg.“ Da wird er sich vor allem über seine Even-Par-Runde vom Freitag grämen, aber „ich bin bereit, endlich ein Major zu gewinnen!“.
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— Masters Tournament (@TheMasters) 8. April 2018
Jordan Spieth und sein Spaß auf Augusta National
Schwacher Trost: Mit seiner brillanten 64er Runde manifestierte Jordan Spieth die besondere Beziehung zum Masters und zu Augusta National. Der dritte Platz nach dem Sieg 2015, die geteilten zweiten Plätze 2014 und 2016 sowie der Rang elf 2017 dokumentieren das. Nur der „Goldene Bär“ Jack Nicklaus, der sechs „Green Jackets“ gewann, war in seinen ersten fünf Masters-Jahren mit drei Siegen sowie einem geteilten zweiten und einem geteilten 15. Platz besser als Spieth. Nach der Finalrunde bekannte der 24-jährige Texaner übrigens, dass er erst nach dem Bogey auf der 18 mal aufs Leaderboard geschaut habe. „Gott ist mein Zeuge. Das war auch mein Plan heute: Du liegst neun Schläge zurück, denk nicht ans Turnier, geh einfach raus und hab Spaß.“ Hatte er, und wir auch mit seiner Runde!
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— Masters Tournament (@TheMasters) 9. April 2018
Patrick Reed beherzigte die Birdies an den Par-5-Löchern
Statistische Nachlese: Auch wenn Patrick Reed es nicht geschafft hat, als erster Spieler alle vier Runden eines Masters in den 60ern zu spielen, gab es am Sonntag interessante Ziffern für die Freunde des Zahlenspiels. Der spätere Champion legte den Grundstein seines Erfolgs auf den Par-5-Löcher, die er mit 14 unter Par absolvierte. Besser waren mit -15 nur Greg Norman 1995, Tiger Woods 2010, Ernie Els 2013 und Phil Mickelson 2015, aber keiner von ihnen hat im jeweiligen Jahr gewonnen. Die finale 64 von Jordan Spieth haben im Verlauf der Masters-Geschichte sechs andere Spieler ebenfalls geschafft, aber nur Gary Player siegte 1978 mit diesem Sonntagsscore. Charley Hoffmans Ass auf der 16 war das erste des aktuellen Turniers, aber das 20. an diesem Par-3; das allererste erzielte der Kanadier Ross Somerville schon beim Premieren-Masters 1934. Und Rickie Fowler hätte mit seinen 274 Schlägen (-14) allein 15 der 18 Masters seit 2000 gewonnen.
.@hoffman_charley aces No. 16 for the first hole-in-one of the Tournament. #themasters pic.twitter.com/xezbJ0cslf
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„Bookies“ haben schon US Open im Visier
Nach dem Major ist vor dem Major: Die Wettquoten fürs Masters sind noch nicht ausgezahlt, da haben die Buchmacher schon die US Open auf dem Schirm. Besonders kreativ freilich fällt die Kür der Titelkandidaten für Shinnecock Hills nicht aus, mit Rory McIlroy, Dustin Johnson, der in Augusta mit -7 geteilter Zehnter wurde, und Jordan Spieth (alle 10:1) sind es die üblichen Verdächtigen. Masters-Champion Patrick Reed rangiert bei 30:1, ebenso Phil Mickelson, der in Southampton/US-Bundesstaat New York schon 2004 Zweiter war – was auch sonst. Beide liegen damit noch hinter Tiger Woods, der derzeit 25:1 zahlen würde.
Tiger Woods erfüllt Herzenswunsch
Handschlag mit dem Helden: Für Tiger Woods war es, abgesehen von der Finalrunde, kein Masters nach Maß, aber für den an Lungenkrebs erkrankten Shane Caldwell ging ein Herzenswunsch in Erfüllung. Freunde ermöglichten ihm einen Besuch auf dem „heiligen Rasen“ von Augusta National, und er traf am Donnerstag sogar sein Idol Woods an der Driving Range. Stieftochter Jordan Miller hatte die Begegnung per Twitterkampagne initiiert, die bis zur Tiger Woods Stiftung sowie zu Caddie Joe LaCava und Woods‘ Freundin Erica Herman durchdrang. Der Tiger selbst haderte mit seinem Eisenspiel („Ich konnte weder Schnitt noch Länge kontrollieren“) und macht jetzt erst mal Pause bis zur Wells Fargo Championship am ersten Mai-Wochenende.
PLEASE RETWEET!! I need help making my step dads dream of meeting @TigerWoods come true. He has stage 4 lung cancer and is very sick. This would mean the absolute world to him. Please help me make this happen for him pic.twitter.com/m7xRCi5NKr
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WE DID IT pic.twitter.com/JF7R7oF8Rx
— Jordan Miller (@jordsierra27) 5. April 2018
Georgia freut sich über satte Masters-Preisgelder
Abgaben und Gebühren: „Nur zwei Dinge auf dieser Welt sind uns sicher: der Tod und die Steuer“, hat Benjamin Franklin mal gesagt. Und so darf sich nebst dem US-Finanzamt auch der Bundesstaat Georgia über die satten Masters-Preisgelder freuen. Sechs Prozent an staatlicher Einkommenssteuer werden ab 10.000 Dollar erhoben; das betrifft dann alle Aktiven im Augusta National, denn der Club zahlt 10.000 Dollar auch denen, die am Cut gescheitert sind. Champion Patrick Reed muss 118.800 Dollar (knapp 97.000 Euro) blechen, aber darf wie alle anderen natürlich seine Ausgaben von der Steuer absetzen. Dafür wird der 27-Jährige daheim nicht noch mal berappen: Texas gehört wie Florida zu den US-Bundesstaaten, die keine zusätzliche Einkommensteuer erheben. Auf Bundesebene unterliegen Reed und Co. der generellen Einkommenssteuer, deren Höhe sich an den Einkünften orientiert – sofern nicht eine steuersparende Firmenkonstruktion vorgeschaltet ist.
Rasendiebe bedienen sich auf Green Eagle
Dreister Diebstahl: Die Green Eagle Golf Courses in Winsen/Luhe, wo vom 25. bis 29. Juli wieder die Porsche European Open stattfindet und Miteigentümer Michael Blesch schon jetzt tief in Vorbereitungsarbeiten steckt, beklagen den Verlust von Gras. Drei Paletten Rollrasen wurden in der Nacht von Donnerstag zu Freitag auf dem Südkurs geklaut und sogar die Grassoden vom Boden geklaubt, die das Greenkeeping-Team an der Böschung eines Teichs verlegt hatte. Tja, es ist Frühling, da werden die Garten-Heimwerker wieder aktiv...
„Liebesspiel“ mit dem Grün
Zum Schluss: Die Chronistenpflicht gebietet zu berichten, dass am Ostermontag im Brackenwood Golf Course im britischen Bebington ein Mann bei der Kopulation mit dem neunten Loch unter Zuhilfenahme des Flaggenstocks beobachtet und sogar gefilmt wurde. Die Polizei ermittelt, und das soll‘s dann auch gewesen sein mit unappetitlichen Details. Abschließend nur soviel: Da komme noch mal jemand mit dem ebenso abgedroschenen wie dümmlichen Klischee „Hast du noch Sex oder spielst du schon Golf?“…