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Turnberrys 1.000-Pfund-Greenfee: Eine riskante Rechnung zwischen Geiz und Reiz

23. Aug. 2024 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Der Blick über den Ailsa-Kurs des Trump Turnberry - bald einer der teuersten Golfplätze der Welt. (Foto: Azalea Group)

Der Blick über den Ailsa-Kurs des Trump Turnberry - bald einer der teuersten Golfplätze der Welt. (Foto: Azalea Group)

Von Schottlands Westküste kamen in jüngster Zeit einige Nachrichten: Xander Schauffele gewann in Royal Troon die 152. Open Championship, sein zweites Major heuer. Esther Henseleit belegte bei der Scottish Women’s Open auf den Dundonald Links Platz zwei und schafft es damit womöglich zum Solheim Cup. Aber auch diese News ging um den Golfglobus: Trump Turnberry ruft ab Juni kommenden Jahres 1.000 Pfund Sterling pro Person für eine Runde Golf über den Ailsa Course auf – einen Riesen oder „a grand“, wie die Briten sagen, umgerechnet 1.177 Euro. Das ist mal eine Ansage.

Nach dem Lunch „nur“ noch 545 Pfund

Quasi im Kleingedruckten steht allerdings, dass die Summe nur für Greenfees vor 13 Uhr und für externe Gäste gilt. Dennoch macht der Preissprung das Geläuf unterhalb des Leuchtturms und mit dem Ailsa Craig in der maritimen Kulisse des Firth of Clyde vormittags und bezogen rein auf 18 Loch zum teuersten Platz der Welt. Aufs Loch umgerechnet sind das pro Bahn 55,55 Pfund oder 65,45 Euro – allein damit würde man hierzulande schon die Geiz-ist-geil-Mentalität des Rabattschlacht-Golfers triggern. Ab 13.01 Uhr ist die Golfgebühr dann etwas günstiger: 545 Pfund (642 Euro) für Greenfee-Spieler, 425 Pfund (500 Euro) für Resort-Gäste.

 

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Vorwürfe an Trump

Natürlich kriegt auch Donald Trump sein Fett weg, dessen Golforganisation Turnberry 2014 gekauft und mit einer aufwendigen Sanierung aus dem Dornröschenschlaf des schleichenden Niedergangs geweckt hat. In den sozialen Medien wird ihm unter Bezug auf ein Interview mit dem US-Magazin „Fortune“ im Jahr 2015 vorgeworfen, weniger privilegierte Golfer über den Preis „out of bounds“ drücken zu wollen. „Die Menschen sollen hart arbeiten und danach streben, sich eines Tages Golf leisten können. Heutzutage versucht man Leuten Golf beizubringen, die nie in der Lage sein werden, es wirklich zu spielen“, hatte Trump damals das elitistische Image des Sports noch unterstrichen.

Selbst nachmittags liegt Turnberry mit der Ailsa-Rate immer noch deutlich über anderen Kursen dieser Güte und Reputation auf den britischen Inseln. Royal County Down in Nordirland, in jedem Ranking der weltbesten Plätze immer ganz vorn mit dabei, nimmt in der Spitze 425 Pfund Greenfee (500 Euro), Kingsbarns nahe St. Andrews verlangt 448 Pfund (527 Euro), für Old Head an der irischen Südküste sind es 404 Pfund (475 Euro).

Ardfin und andere

Und dann sind da noch die Ardfin Estates auf der Hebriden-Insel Jura, wo sich der exzentrische australische Multimillionär Greg Coffey in spektakulärer Küstenlage seinen Traum-Golfplatz hat bauen lassen, den manche gar als Schottlands Besten bezeichnen. Spielen darf freilich nur, wer mindestens zwei Übernachtungen gebucht hat und dann fürs Zimmer 3.200 Pfund (3.769 Euro) sowie pro Greenfee weitere 500 Pfund (588 Euro) hinblättert. Das alles gilt indes eh nur, wenn Coffey nicht da ist. Der einstige Hedgefonds-Manager will auf seinem Anwesen nämlich gern ungestört sein.

Ähnlich verrückt geht es in den USA zu, wo die Greenfees ebenfalls gern mit Hotelaufenthalten gekoppelt werden. Shadow Creek in Las Vegas gilt generell nach wie vor als kostspieligste Spielwiese des Planeten, die 1.250 Dollar (960 Pfund/1.130 Euro) toppt Turnberry eben bloß vor dem Lunch, und sowieso darf lediglich auf den Platz, wer in einer der MGM-Nobelherbergen nächtigt.

„Kein nachhaltiges Geschäftsmodell, nur Golfrunden zu verkaufen“

Aber zurück nach South Ayrshire, wo Turnberrys General Manager Nic Oldham die Preiserhöhung mit dem Schutz von Tee Times für Hotelgäste und Clubmitglieder erklärt. „In der Hochsaison haben viele Leute von außerhalb Abschlagszeiten auf dem Ailsa Course gebucht. Unsere Hotelgäste hatten dadurch nur sehr eingeschränkt Zugang zum Platz“, so Oldham. „Künftig können wir ihnen wieder mehr Spielmöglichkeiten bieten.“

Will heißen: Die 1.000 Pfund sollen Greenfee-Spieler vergraulen abhalten und überdies dazu verlocken, sich direkt im Hotel einzuquartieren. „Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist dann eindeutig besser“, bestätigt der General Manager. „Wenn man bei uns wohnt und den Ailsa Course spielt, kostet das weniger als 1.000 Pfund. Das ist besser für den Golfer, weil er ein komplettes Fünf-Sterne-Erlebnis bekommt, aber es ist auch besser für Turnberry. Wir sind nun mal ein Resort, und einfach nur Golfrunden zu verkaufen, ist kein nachhaltiges Geschäftsmodell.“

Ganze Busladungen golfwütiger Greenfeespieler aus Übersee

Das mag sein, gleichwohl ist es eine riskante Rechnung, die auf den „Geiz“ spekuliert, aber vielleicht den Reiz verkennt. Die auf Sand gebauten Platzpreziosen an den Küsten der britischen Inseln werden mittlerweile zur Hochsaison förmlich geflutet, erst recht nach Corona. Ob Royal County Down, Royal Portrush (340 Pfund/400 Euro) oder Royal Dornoch (310 Pfund/365 Euro fürs Tagesticket), ob Portmarnock am Rand von Irlands Hauptstadt Dublin (405 Euro) oder Royal Troon und die anderen Plätze der Open-Rota in Schottland und England, vom Großraum St. Andrews und Scotland’s Golf Coast in East Lothian gar nicht zu reden: Allüberall werden sommers ganze Busladungen golfwütiger Greenfeespieler aus Übersee herangekarrt.

Schreckt so viel Geld für eine Runde Golf wirklich ab?

Und Amerikaner wie Asiaten zahlen nahezu jeden Preis für ein prestigeträchtiges Erlebnis. Der Markt spielt dabei natürlich gern mit und bedient lustvoll das Klischee vom „Was nichts kostet, kann nichts sein“. Das ist wie beim Rotwein: Selbst mittelmäßige Tropfen gegen für Mörderkohle über den Tresen – egal, was in der Flasche ist, solange  irgendwo-irgendwie steht Bordeaux, Burgund, Barolo oder Brunello auf dem Etikett.

Es bleibt abzuwarten, ob 1.000 Pfund für eine Runde auf dem Prachtstück Turnberry mit dem zusätzlichen Nimbus von vier Open Championships wirklich abschreckende Wirkung haben. Der Mensch validiert nun mal gern seinen Lebensstil, und mit einem derart illustren Tag an der Tasche lässt sich halt mächtig Staat machen.


Nachfolgend noch ein paar ausgewählte Top-Greenfees von Top-Plätzen – frei nach der Devise „Gut, aber nicht günstig“:

Pinehurst, North Carolina: 3.000 bis 3.500 Dollar (2.695/3.144 Euro) für ein Dreitagespaket mit Halbpension und „unlimited play“ auf den Kursen No. 2 und No. 10; Wynn Golf Club, Las Vegas/Nevada: 750 Dollar (673 Euro); Pebble Beach, Kalifornien: 725 Dollar/675 Dollar für Resortgäste (651, 606 Euro); Royal Melbourne, Australien: 850 australische Dollar plus 170 A$ für den vorgeschriebenen Caddie (513/102 Euro); Kiawah Island, South Carolina: 600 Dollar (539 Euro); Whistling Straits, Wisconsin: 555 Dollar (498 Euro); Casa da Campo/Teeth of the Dog, Dominikanische Republik: 550 Dollar (494 Euro); Sunningdale, England: 395 Pfund (465 Euro) für Old oder New Course, 700 Pfund (825 Euro) für beide Plätze; Royal Birkdale, England: 370 Pfund (436 Euro); Muirfield, Schottland: 365 Pfund ( 430 Euro); Cape Kidnappers, Neuseeland: 450 Dollar (404 Euro).


 

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