Die Bastion steht. Mit der ab 2023 oder 2024 geplanten Herbstserie setzt die PGA Tour den Schlussstein ins Bollwerk, das sie und die European Tour Group gegen irgendwelche „Super-Duper-Premier“-Golf-Ligen gezimmert haben. Während alle Konkurrenz-Circuits indes nach wie vor bloß als Fata Morganen hinterm Horizont wabern und eher an den Scheinriesen „Herr Tur Tur“ in Michael Endes Kinderbuch-Klassiker „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ erinnern – je näher man im kommt, desto kleiner wird er –, machen Commissioner Jay Monahan und sein europäisches Pendant Keith Pelley seit Jahresfrist auf Basis ihrer strategischen Allianz Nägel mit ziemlich dicken Köpfen. Die sich, um im Bild zu bleiben, letztlich als Sargnägel der saudi-arabisch-asiatischen Ambitionen erweisen könnten.
Das Bollwerk der beiden Touren macht Eindruck
Es kommt einiges zusammen: Player Impact Programm, Play 15 Bonus, eine mit über 500 Millionen Dollar gepolsterte neue PGA-Tour-Spielzeit, die künftige DP World Tour mit rund 140 Millionen Gesamtpreisgeld für die Basis-Turniere im nächsten Jahr, dazu Majors, WGC-Events sowie Saison-Finals mit achtstelliger Dotierung – und jetzt das spätherbstliche Schaulaufen der Stars mit vier bis sechs finanziell fetten Gastspielen in Europa und in Asien sowie im Nahen Osten – und vor allem gibt’s Gage! Das macht Eindruck.
Konkurrenz knickt allmählich ein
Schon vergangene Woche versicherte Asien-Tour-CEO Minn Thant eilfertig, die von Greg Norman mit LIV Golf Investments vorgesehenen zehn Events seien lediglich „eine Ergänzung des bestehenden Kalenders und verändern keineswegs unsere Struktur“. Derweil, das am Rande, präsentierte „The Great White Shark“ mit dem gerade von der PGA Tour in den Ruhestand verabschiedeten Regel-Guru Slugger White als künftigem Head of Rules sowie einem Chief Media Officer (Ex-ESPN-Mann Will Staeger) und einer Vizepräsidentin für Kommunikation (Normans vorherige Unternehmens-PR-Chefin Jane MacNeille) zwar weitere Köpfe, indes fürderhin keine Inhalte.
Gut gefüllte Töpfe am heimischen Herd
Auch das Kooperations-Konzept des Premier-Golf-League-Repräsentanten Andy Gardiner wirkt eher wie eine Kapitulation nach dem Motto: Wenn du sie nicht besiegen kannst, dann verbünde dich mit ihnen. Zwar war die PGA-Tour-Tournee da ebenso noch ein lediglich immer mal wieder kolportiertes Gerücht, aber innerhalb der Branche dürfte man deutlich gehört haben, was die Stunde schlägt.
Mit der neuerlichen, bislang namenlosen Extrawurst, deren Zutaten „Golfweek“ jetzt dank eines Industrie-Insiders etwas detaillierter aufgelistet hat, gibt’s für das spielende Establishment grad gar keinen Grund mehr, mit konkurrierenden Circuits zu liebäugeln. Niemand muss mehr auswandern, um dem Lockruf des Geldes zu folgen – am heimischen Herd sind die Töpfe mittlerweile nun wirklich gut genug gefüllt.
Zuckerbrot statt Peitsche
Überdies würde die Zeit fehlen. Spätherbst, Winter und Jahresbeginn sind die einzigen Perioden, die jenseits der Ereignisdichte von Majors, World Golf Championships und sonstigen Top-Turnieren für Seitensprünge taugten – sofern diese überhaupt legitim wären, worüber sich im Zweifelsfall die Rechtsgelehrten streiten müssten. Eine künftige Herbstserie macht das vermutlich obsolet und hält die Hautevolee mit Zuckerbrot statt Peitsche bei der (PGA Tour-)Stange. Dem Vernehmen nach will man den Teilnehmern überdies eine Kompensation für eventuell verlorene FedEx-Cup-Punkte im regulären Kalender garantieren.
Meilenstein der Golf-Geschichte
Was bei alldem nicht vergessen werden darf: Fernab der vordergründigen Wirkweisen markiert Monahans Modell einen Meilenstein der Golf-Geschichte. Dank der in Aussicht gestellten Antrittsprämien winkt den Aktiven eine Art Grundgehalt – die erste Geldgarantie für Berufsspieler, seitdem Old Tom Morris und die anderen Altvorderen sich auf dem Platz für Anteile an Wettbörsen die Bälle um die Ohren schlugen, ihre Existenzbasis indes durch Ballbearbeitung, Schlägerfertigung und Greenkeeping sichern mussten.
Vertragliche Absicherung in Team-Sportarten
Die PGA Tour schließt nunmehr eine Lücke in ihrem System, die von den Möchtegern-Invasoren nebst der unkritischen Gier zahlreicher golfender Großkopferter als vornehmliche Schwachstelle des Systems ausgemacht worden war. In anderen Sportarten, zumal in Mannschaftssportarten, ist unabhängig von der per Boni zusätzlich entlohnten Leistung ein Mindestsalär vertraglich garantiert, das bei Superstars wie dem Football-Quarterback Patrick Mahomes oder dem Basketballer Steph Curry in schwindelerregenden Höhen von aberhundert Millionen rangiert. Profigolfer hingegen gehen komplett leer aus, wenn mit dem Cut das Turnier-Aus kommt.
Unmoralische Angebote der Möchtegern-Invasoren
Ja, das mag ein unzulässiger Vergleich sein, denn auch andere Einzelsportler sind selbständige Unternehmer, deren Verdienst von Performance und Ergebnis abhängt und die ansonsten ihre Kosten durch Förderung und (Werbe-)Partnerschaften zu decken versuchen. Aber alle wären dankbar, wenn bereits die Bereitstellung der sportlichen Leistungsfähigkeit honoriert würde. Doch den wenigsten ist das mangels entsprechender Offerten vergönnt. Genau darauf zielten die Tour-Konkurrenten mit den in Aussicht gestellten unmoralischen Angeboten ab.
„Top-Jungs halten den Laden am Laufen“
Nun hält sich das Mitleid in Grenzen, wenn sowieso von Sponsoren zusätzlich gepamperte Multimillionäre wie Dustin Johnson oder Phil Mickelson mal das Wochenende verpassen. Und natürlich profitiert einmal mehr nur der Jetset, die 50 oder 60 Besten. Aber wie sagte unlängst der US-Profi Joel Dahmen: „Mit meinem Namen verkauft man kein einziges Ticket. Die Top-Jungs geben den Ausschlag, ihretwegen kommen die Fans, sie halten den Laden am Laufen. Dafür kann man ihnen gar nicht genug Geld zahlen.“ Und bevor Fremde das tun, schmeißt ihnen die PGA Tour lieber selbst den Schotter hinterher, wie und wo es nur geht. Tja, Money is the Name of the Game.