Seit der US Open 2008 läuft Tiger Woods dem nächsten Major-Sieg hinterher. Gerade hat‘s in Muirfield bei der Open Championship wieder nicht geklappt. Aber immerhin hat er schon 14 der begehrten Titel. Bei Woods‘ Ambitionen als Golfplatz-Designer fällt die Bilanz dagegen mau aus: Seine Firma "Tiger Woods Design" gibt‘s seit 2006; eröffnete Golfplätze: Null.
Das erste Projekt des Superstars wurde jetzt offiziell ad acta gelegt: Dubai Holding, die als staatlicher „Mischwarenkonzern“ das Vermögen des regierenden Emirs Scheich Muhammad bin Raschid Al Maktum verwaltet, hat Anfang Juli die Zusammenarbeit mit Woods aufgelöst. Dabei sollte „Al Ruwaya“, die „Durchlaucht“, ein Kleinod aus seiner Design-Feder werden. Im Dezember 2006 wurde das mit irrem Getöse angekündigt – als Teil des geplanten megalomanischen Freizeitparks „Dubailand“. „The Tiger Woods Dubai“: Ein Golf-Resort mit 22 Schlösschen, 75 Herrenhäusern, 100 Villen, Boutique-Hotel, Shops, Golf-Akademie.
Die Wüste nagt am Grün
Und natürlich „Al Ruwaya“ selbst, 235 Hektar, Par 72, rund 7.100 Meter von ganz hinten, sechs Abschläge pro Bahn. Allein eine Milliarde Dollar wurde für den Platz veranschlagt. Inklusive Mega-Clubhaus sowie Entsalzungs- und Kläranlage zur Beregnung der künstlichen Oase mit über 15 Millionen Litern Wasser pro Tag. Sechs Löcher wurden gebaut und weitgehend eingesät. Dann brach auch über Dubai die Wirtschaftskrise herein und legte 2011 nicht nur dieses übermütige Projekt still. Seither nagt die Wüste an den Golfbahnen.
Bei den anderen Vorhaben läuft‘s nicht besser: Punta Brava in Mexiko, ungeklärte Umweltauflagen; „The Cliffs“ in North Carolina, Finanzierungsprobleme; „El Cardonal“ in Cabo San Lucas/Mexiko, immerhin fanden 2012 erste Erdarbeiten statt.
Welche Designer-Qualitäten hat Woods?
Als Woods seine Golfplatzdesign-Firma gründete, um eine „exklusive Auslese von einzigartigen Golfplätzen zu schaffen“ (O-Ton Website), fragte sich die Szene, welche Designer-Qualitäten ein herausragender Spieler wie er wohl haben würde? Hypothetisch. „Notfalls“ machen das gelernte Architekten. Der Patron gibt den Namen und ein paar Audienzen vor Ort, unterschreibt den Plan vom Signature-Kurs, dann die horrende Rechnung.
Nur ganz wenige Golf-Größen beugen sich wirklich selbst mit Bleistift und Maßstabs-Lineal über den topographischen Plan: Nicklaus und Player, Faldo und Norman, Weiskopf und Crenshaw beispielsweise.
Design-Experten für den Planungs-Kram
Die meisten der namhaften Ex- und Noch-Pros indes lassen sich von Unternehmen wie European Golf Design, einer Tochter der European Tour und des Vermarktungs-Riesen IMG, vor den repräsentativen Karren spannen. Oder heuern selbst einen Design-Experten für all den Planungs-Kram an. Im Fall Woods und „Al Ruwaya“ hat das Beau Welling gemacht, der vorher zehn Jahre bei Tom Fazio war, einem der Architekten der Pinehurst-Plätze.
Jetzt ist der Tiger raus aus dem Dubai-Platz. „Der Entwickler prüft andere Möglichkeiten, um das Projekt wieder zu starten“, sagt ein Bericht. Der Grund? Woods baut zu teuer und ist zu teuer! Gerüchten zufolge akzeptierten Dubai Holding und deren Tochterfirma Tatweer 2006 ein Honorar von 20 Millionen Dollar. Plus Beteiligung an den Immobilien-Erlösen. Angeblich sollten am Ende sogar über 50 Millionen herausspringen. Für die Ehre des ersten Golfplatzes „designed by Tiger Woods“. Koste es, was es wolle.
Damals war Hype. Man baute in den Himmel, in die Wüste und raus auf's Meer. Woods passte da genau rein. Aber in der Krise später nicht mehr. Interessanterweise hat Greg Norman nebenan in Jumeirah seinen „Earth“-Kurs fertiggestellt und 2009 eröffnet.
Ein klangvoller Name allein reicht nicht
Dubai hat gelernt. Heute sitzt das Geld nicht mehr so locker. Auch die Scheichs wollen mittlerweile mehr als nur schicke Fairways: Sie wollen Nachhaltigkeit. Kostenbewusste Planung. Den Blick für's Ganze. Ein Name allein reicht nicht, sei er noch so klangvoll.
Zumal, wenn der Namensträger nichts vorzuweisen hat. Erstes Kriterium in der Check-Liste für die Architekten-Suche: Erfahrung in der Golfanlagen-Planung. Branchen-Krösus Nicklaus hat seit 1969 rund 350 Plätze in 34 Ländern gebaut, Player deren 300, Norman über 70. Zwei bis drei Millionen Dollar sind auch für solche Planungs-Großmeister das Standard-Honorar. Nicklaus mag Woods eine geldwerte Design-Frühreife gar nicht absprechen: „Aber er hat sie bislang noch nicht bewiesen.“
Einen Golfkurs hat Woods wenigstens fertig: Den Vier-Loch-Kurzplatz hinter seinem Haus in Jupiter/Florida. Bald darf er noch einen mit seinem Signet zieren: Torrey Pines will seinen Südkurs umtaufen. Der Schauplatz des US-Open-Siegs von 2008 soll künftig „The Tiger Woods Golf Course“ heißen.