Als sein Annäherungsschlag am 15. Loch gestern an der Fahne abprallte und vom Grün ins Wasser rollte, war Tiger Woods schon bedient. Dabei ahnte er zu dem Zeitpunkt noch gar nicht, was heute Morgen auf ihn einhageln würde.
Einen regelwidrigen Drop habe er am 15. Loch ausgeführt und danach einen falschen Score unterschrieben, so die Masters-Stimmen am Abend bei Twitter und im Fernsehen. Allen war schnell klar, was diese Vorwürfe bedeuten: Wer einen falschen Score unterschreibt, wird disqualifiziert.
Zwei Strafschläge statt Disqualifikation
Stundenlang wurde Tiger Woods‘ Ausführung des Drops am 15. Loch von den Offiziellen überprüft. Schließlich sind sie zu dem Entschluss gekommen, Tiger Woods mit zwei Strafschlägen zu belegen statt ihn zu qualifizieren. Diese Entscheidung mache eine 2012 eingeführte Regel (33-7) möglich, nach der ein Spieler, der unwissentlich eine u.U. sehr komplizierte oder missverständliche Regel verletzt und deshalb einen falschen Score unterschreibt, nicht zwangsläufig disqualifiziert, sondern auch mit zwei Strafschlägen sanktioniert werden kann.
Grundlage für die Anwendung sei eine "eingehende, diskrete Untersuchung durch das Komitee, nach der der Spieler die für den Regelbruch angemessene Sanktion erhält, aber nicht disqualifiziert wird.“ Diese Untersuchung hat Tiger Woods nun hinter sich. Er habe bereitwillig Rede und Antwort gestanden und sich durch seine Kooperation und die Missverständlichkeit der Regel der Disqualifikation entzogen.
Regel 26-1: Erleichterung für den Ball im Wasserhindernis
Die Disqualifikation wäre sonst unausweichlich gewesen, da Tiger Woods mit seinem Drop die Regel 26-1 verletzte: „Wird ein Ball in einem Wasserhindernis gefunden, so darf der Spieler mit einem Strafschlag
- einen Ball in beliebiger Entfernung hinter dem Wasserhindernis fallen lassen, wobei der Punkt, an dem der ursprüngliche Ball zuletzt die Grenze des Wasserhindernisses gekreuzt hat, auf gerader Linie zwischen dem Loch und der Stelle, an der der Ball fallen gelassen wird, liegen muss; oder
- unter Schlag und Distanzverlust verfahren, indem er einen Ball so nahe wie möglich der Stelle spielt, von der der ursprüngliche Ball zuletzt gespielt wurde."
Woods entschied sich für letzteres. Wie er später in seinem Interview erläuterte, droppte er seinen Ball „etwa zwei Meter hinter der ursprünglichen Stelle“ – und das war genau das, woran sich die Offiziellen später aufhingen, da es nicht wie im Regelwerk vermerkt „so nahe wie möglich“ an der alten Stelle war.
Woods rutscht zurück auf T20
Tiger Woods muss nun auf seinen Score von drei unter Par zwei Schläge draufrechnen und rutscht damit vom geteilten siebten auf den 20. Rang zurück.
Regel 33-7 anzuführen ist bei einem Wasserhindernis wohl ziemlich lächerlich. Man wollte Tiger Woods nicht disqualifizieren, weil es schlecht für die TV-Quote gewesen wäre. So oder so macht die PGA-Tour einen schlechten Eindruck, denn das lediglich ein 14-jähriger Chinese bei seinem ersten Profiturnier einen Strafschlag für langsames Spiel bekommt, ist ebenso lächerlich und mit zweierlei Maß gemessen.
Auf jeden Fall ging es hier um die TV-Quoten @Hans. Der Wirbel ist allerdings schon ein bisschen übertrieben. Übrigens hat die PGA-Tour nichts mit der Ausrichtung des Masters zu tun. Das Masters Komitee trifft seine eigene Entscheidungen, das fängt ja schon bei der Verteilung der Wild Cards an – und hört bei der Aussprache von Strafschlägen auf.
Sollte nicht ein Spieler dieses Kalibers solche Basics kennen? Aufregung beim Turnier kann ja wohl auch nicht sein. Bei anderen Gelegenheiten habe ich mich schon manchmal gefragt, warum Profi Spieler Marshalls rufen bei eigentlich klaren Situationen. Es ist schon das zweite Mal in relativ kurzer Zeit das der Tiger Strafpunkt für Regelverfehlungen bekommt! Vielleicht sollte auch er lernen und lieber eine Marshall rufen. Ich würde es mir manchmal wünschen diese Möglichkeit zu haben.
Vor allem ist noch der Caddy dabei, das ist schon verwunderlich. Immerhin wird bei uns Amateuren auf der Runde (meistens) noch mit den Flight-Partnern diskutiert.