Als sich Tiger Woods und Steve Stricker das letzte mal auf dem Putting Green trafen, sollte der Weltranglistenerste erheblich davon profitieren: Anfang Mai dieses Jahres, bei einer Proberunde zur WGC Cadillac Championship, sah man die beiden am Spiel des 37-Jährigen feilen. Woods sagte damals, dass er seinen Freund Steve Stricker für den besten Spieler der Tour auf den Grüns halte und vollstes Vertrauen in seine Ratschläge habe. Es zahlte sich aus: Im Turnier konnte Woods die Trophäe einfahren, nicht zuletzt weil er im Schnitt nur 1,70 Putts pro Loch benötigte.
Tiger Woods - zu schwach auf den Grüns?
Tiger Woods sei zu schwach auf den Grüns, hallte es zuletzt aus amerikanischen TV-Sendungen in die Welt, wo auf der Suche nach dem Grund für Woods' Major-Flaute jeder Teil seines Spiels durchexerziert wurde. Doch lässt sich das so pauschal behaupten? Erst am letzten Wochenende konnte der in Kalifornien geborene Star der Szene seinen fünften PGA-Tour-Titel in dieser Saison gewinnen. Und das mit einem beachtlichen Vorsprung von sieben Schlägen und durchschnittlich 1, 679 Putts pro Loch. Wozu die Sorgen? Der Mann scheint seinem 15. Majortitel entgegen zu fliegen.
Die Experten müssen tiefer graben, wenn sie den Grund für zuletzt 17 Major-Teilnahmen ohne Sieg finden wollen. Zumal Woods' Spiel auf dem Grün teilweise phänomenal gut ist. Schaut man sich die Statistiken an, liegt er in dieser Saison auf dem achten Rang, was die durchschnittliche Anzahl an Putts in Runde eins betrifft. Überschlägt man diese Statistik für Runde zwei, so findet sich der 37-Jährige auf dem zwölften Platz wieder.
Die Wochenenden sind der entscheidende Faktor
Der entscheidende Clou betrifft die Wochenenden: Bei der US Open und der Open Championship war Tiger Woods zwischenzeitlich aussichtsreich im Rennen, doch ließ ihn sein Putter im Stich, als es ums Eingemachte ging. In Muirfield musste er in der Finalrunde zwei Drei-Putts innerhalb der ersten vier Löcher hinnehmen. Derartige Auftritte stärken nicht unbedingt das Selbstbewusstsein.
Nach seinem Sieg am vergangenen Wochenende sagte Tiger Woods: "Diese Woche hatte ich vom Gefühl her die gleiche Kontrolle wie bei der British Open. Der einzige Unterschied ist, dass ich einen heißen Putter hatte."
Tiger Woods und Steve Stricker auf der Jagd
Da bot es sich förmlich an, ein weiteres Mal auf die Hilfe seines Freundes Stricker zurückzugreifen. Wie schon Anfang Mai in Doral spielten die beiden vor der bevorstehenden PGA Championship eine Proberunde und verweilten dabei länger auf dem sechsten Grün. Auf die Frage, was er dem Weltranglistenersten denn raten würde, antwortete Stricker, es handele sich dabei um "Grundlegendes - seine Schulterausrichtung war ein wenig links."
Auf dem Weg zum 15. Major scheint eine kleine Trainerstunde mit Stricker also bestimmt keine schlechte Idee zu sein. Über was die beiden sonst so geredet haben? "Wir haben über Chippen, Putten und über die Rotwildjagd geredet" sagte Stricker. "Ich versuche ihn zu überzeugen, mit auf die Jagd zu kommen. Er ist nicht mehr weit davon entfernt." Sollte Tiger Woods dem Jack-Nicklaus-Rekord von 18 Major-Siegen nach diesem Wochenende einen Schritt näher sein, dürfte einem gemeinsamen Jagdausflug wohl nichts mehr im Wege stehen.