Der Weg beim Masters ist frei für Rory McIlroy und Graeme McDowell. Es hat nämlich immer ein irischer Golfer gesiegt, wenn Tiger Woods bei einem Major verletzungsbedingt fehlte: 2008 holte Padraig Harrington den Claret Jug und die PGA Championship, als Woods seine Knie-OP auskurierte; 2011 gewann McIlroy die US Open und Darren Clarke die British Open, während der Tiger mit erneuten Knie- und Achillessehnen-Problemen pausierte. So gesehen wären „Rors“ und „G-Mac“ als derzeit weltbeste (Nord-)Iren tatsächlich Top-Favoriten für „Augusta, die 78.“
Tiger Woods' weitsichtige Entscheidung
Tiger Woods bestimmt mit seiner Masters-Absage einmal mehr die Golf-Schlagzeilen. Dabei hielt alle Welt die Mitteilung angesichts des Datums zuerst für einen Aprilscherz. Selbst sein Buddy und gelegentlicher Putting-Coach Steve Stricker mochte es kaum glauben: „Ihr veräppelt mich, oder? Aber im Ernst: Viele von uns haben das kommen sehen. Und ich hatte gehört, dass Tiger wohl Entscheidungen bezüglich seiner Karriere trifft, die nicht nur ein, zwei Monate, sondern die nächsten zehn Jahre berücksichtigen.“
Genau das hat Woods getan, als er sich für die mikrochirurgische Operation entschied, bei der das auf den Nerv drückende Bandscheiben-Material entfernt und der eingeklemmte Nerv befreit wurde. Er mochte sich nicht irgendwie übers Masters retten, um danach einen Eingriff vornehmen zu lassen, was viele erwartet hatten. „Das heißt auch, er war hinsichtlich seiner Zwangspause und seiner instabilen Form sowieso nicht bereit für Augusta National“, schrieb US-Golfjournalist Jeff Rude in Golfweek.
Im Idealfall acht bis zehn Wochen Pause
So wählte Tiger statt temporärer Therapien eine grundlegende Lösung. Bei der enormen Dynamik des Golfschwungs in dieser Liga und bei den extremen Rücken-Belastungen hätte die Malaise ansonsten eh immer wieder „zugeschlagen“. Das war gewiss schon klar, als sein Manager Mark Steinberg noch am Montag für tags drauf eine Entscheidung in Sachen Masters ankündigte.
Die ist nun gefallen, und sie betrifft nicht nur das erste Major der Saison, sondern sicherlich auch die US Open Mitte Juni, möglicherweise sogar die British Open im Juli. Acht bis zehn Wochen muss Woods mindestens pausieren. Wenn‘s gut läuft. Graham DeLaet, der Kanadier, hatte im Januar 2011 den gleichen Eingriff und sagte: „Nach zwei Monaten habe ich allmählich mit Chippen begonnen, aber erst im November konnte ich mit dem Driver richtig hart nach dem Ball schlagen.“
Zuspruch von Jack Nicklaus
Mit einer gewissen Aufregung drehen sich natürlich jetzt erneut allerlei Spekulationen um Tigers Chancen, den Rekord des 18-fachen Majorsiegers Jack Nicklaus zu knacken. Gerade weil die diesjährigen Major-Spielorte Woods besonders liegen: In Augusta wäre es um den fünften Masters- und 15. Major-Titel gegangen, in Pinehurst war er 2005 Zweiter und 1999 Dritter der US Open, in Royal Liverpool (2006) und in Valhalla (2000) hat er bereits die British Open bzw. die PGA Championship gewonnen. Nicklaus selbst äußerte sich umgehend: „Es tut mir leid zu hören, dass Tiger das Masters 2014 verpasst. Es liegen noch viele gute Golfjahre vor ihm, und ich hasse es, mitansehen zu müssen, wenn ihm Verletzungen einen Teil dieser Zeit rauben.“
Vielversprechende Aussichten für Woods
Das ist die große Frage: Wie viel Zeit vergeht, bis der Noch-Weltranglistenerste wieder fit ist? „Nur wenn er sich schnell erholt und die drei anderen Majors in voller Stärke spielen kann, ist es keine verlorene Saison für ihn“, schreibt beispielsweise Golfweek-Mann Rude: „Dann hat Tiger ein Major geopfert, um bei den drei anderen eine Chance zu haben.“ Vermutlich müsse Woods sein Training ändern, vorsichtiger im Fitness-Raum sein und vielleicht sogar seinen Schwung umstellen (zum x-ten Mal in seiner Karriere), um den Rücken zu entlasten. Dann aber, zitiert Golfweek Dr. Andrew Hecht, einen Experten für Wirbelsäulen-Chirurgie am New Yorker Mount Sinai Hospital, steht neuen Erfolgen nichts im Wege: „Die Wahrscheinlichkeit, dass Tiger nach dieser OP wieder auf seinem gewünschten Niveau spielen kann, ist sehr hoch.“