Im Sommer 2014 gab es vermehrt Meldungen über den schlechten Zustand der Golfbranche. Ein großer Sportartikelhersteller entließ auf einen Schlag über 400 Mitarbeiter seiner Golfabteilung, die Umsatzzahlen eines anderen Herstellers gingen um 38 Prozent zurück. Die Eintrittspreise bei Turnieren sanken und auch die Einschaltquoten im Fernsehen brachen ein.
Das alles klingt so, als wäre die Zukunft der Golfbranche nicht gerade rosig. Und dennoch gibt es golfbegeisterte Menschen, die sich wagen, sich dieser Entwicklung mit neuen Ideen und Leidenschaft entgegenzustellen. Sie gründen eigenen Firmen und versuchen, ihre Nische im Markt zu finden und den Sport auf ihre Weise voranzutreiben. Nötig ist das allemal, denn die Wachstumsraten der Mitgliederzahlen des Deutschen Golf Verbandes sind seit Jahren rückläufig. Was bewegt Menschen zu dem Schritt, sich in der Golfbranche selbstständig zu machen?
Nie wieder "qualmende Socken"
Susan Schmelzer hatte schlicht und einfach keine Lust mehr "im Sommer fünf Stunden mit qualmenden Socken über den Golfplatz zu laufen." Deswegen machte sie sich auf, einen offenen Golfschuh zu entwickeln. Die Herausforderung: frischer Wind um die Füße und dennoch muss der Schuh genügend Halt bieten. Heraus kam 2013 der G-FLOP. G-FLOP ähneln Flip-Flops - daher auch der Name - sind aber mit abnehmbaren Spikes in der Sohle ausgestattet. Man kann sie auch im Alltag auf der Straße tragen. Vor allem kann man mit ihnen aber Golf spielen.
denigo - Neuer Schnitt und schräge Knöpfe
Das geht auch in Poloshirts der Firma Denigo. Das Start-Up aus der Nähe von Berlin produziert ausschließlich in Europa und will seine Konkurrenz dennoch im Preis unterbieten - ein ambitioniertes Ziel. Die höheren Produktionskosten werden durch den direkten Vertrieb ausgeglichen. Die Ware geht im Onlineversand vom Hersteller direkt an den Kunden. Denigo-Gründerin Nina Müller, selbst leidenschaftliche Golferin, will sich durch neue Schnitte und Farben von "den hartnäckigen Vorurteilen", die Golf immer wieder begegnen, lösen. "Frust" war der Antrieb für die Unternehmensgründung - keine Seltenheit in der Start-Up-Szene.
Cubert Putter – Der Nischenmarkt
Unzufrieden war auch Kurt Schönwald. Allerdings nicht mit Golfschuhen sondern mit Puttern. Denn die gängigen Marken boten dem Teaching Professional der PGA nicht genügend individuelle Anpassungsmöglichkeiten. Als ihn dann sein späterer Geschäftspartner, ein gelernter Metallbauer, mit der Idee ansprach, eine eigene Firma zu gründen, legten sie im November 2013 mit Cubert Putter los. Dass es ein finanzielles Wagnis in einem schwierigen Markt war, leugnet Schönwald nicht. Große Hersteller schwämmen den Markt zwei Mal im Jahr mit neuen Schlägerserien.
Doch nach nur einem Jahr hat Schönwald bereits 15 Vertriebspartner in drei Ländern, die die Schläger individuell auf seine Kunden einstellen. Ein Online-Vertrieb wäre in einem Unternehmen, das Putter auf Kundenwünsche und -ansprüche optimiert, zwecklos. Das Geschäft lebt vom persönlichen Kontakt. Deswegen tritt die Schlägerfirma aus Köln auch nur bedingt mit den Marktgrößen in Konkurrenz und "blickt optimistisch in die Zukunft."
G-FLOP in der Höhle der Löwen auf VOX
Schönwald suchte sich seine Nische und ist so halbwegs unabhängig von der allgemeinen Entwicklung der Branche. Doch nicht nur die Innensicht bietet spannende Einblicke. Auch wenn sich geschäftskundige Manager und Firmeninhaber aus ganz anderen Bereichen einmal mit Start Ups aus der Golfszene beschäftigen, ist das interessant. Genau das geschah kürzlich in der Sendung "Die Höhle der Löwen" des TV-Senders VOX. Dort stellte Schmelzer ihre G-FLOP vor. Eine einmalige Gelegenheit für die Erfinderin der Zehentrenner. Denn die TV-Show bietet Gründern junger Unternehmen eine Plattform ihre Produkte vorzustellen. Im Optimalfall erklärt sich einer der fünf etablierten Unternehmer zur finanziellen Unterstützung und Zusammenarbeit bereit.
Die fünf "Löwen" waren skeptisch, ob der offene Schuh überhaupt mit der Kleiderordnung der Golfclubs vereinbar sei. Schmelzer konnte sie beruhigen, sie sind es. Doch nicht nur der Zusammenprall von Innovation und Etikette kann einem Start-Up zu schaffen machen. Auch ganz praktische Probleme holen die jungen Gründer manchmal ein. Im Falle des G-FLOP ist es schlechtes Wetter. Wer will schon bei 13 Grad in offenen Schuhen spielen? Liegt da nicht der Gang in wärmere Absatzgebiete nahe? "Das habe ich alles auf dem Zettel", sagt Schmelzer, "allerdings ist das alles eine Frage der Ressourcen. Bei einer 'One-Woman-Show' ist nicht alles auf einmal möglich." Geduld und ein finanzielles Polster seien wichtig, denn riskant seien Unternehmensgründungen immer.
Vice Golf – aus Fehlern lernen
Besonders, wenn man sich marktführenden Großkonzernen gegenüberstellt. Das taten Rainer Stöckl und Ingo Düllmann, als sie Flake Golf ins Leben riefen und begannen, Golfbälle zu vertreiben. Die beiden Münchener gaben für ihre eigene Firma, im Gegensatz zu Schönwald, der nach wie vor als Putttrainer arbeitet, ihre Jobs auf. Auch Schmelzer hatte genug Zeit und ausreichende Rücklagen, um sich das Experiment G-FLOP leisten zu können. Mittlerweile heißt Flake Vice Golf. Denn beim Versuch, die Marke zu internationalisieren, fiel ihnen auf, dass "to flake somebody" im englischen negativ besetzt ist (zu Deutsch: jmd. im Stich lassen). Doch aus Fehlern lernt man, so geht es wohl allen Firmengründern.
Mit dem neuen Markennamen Vice Golf (zu Deutsch: Laster) überarbeiteten Sie zwar Feinheiten ihrer Firma, doch das Geschäftsmodell blieb gleich. Die Ware geht vom Produzenten ohne Zwischenhändler zum Kunden - so spart man Geld. Doch mit ihren Bällen wollen sie nicht nur ein konkurrenzfähiges Produkt liefern sondern auch etwas frischen Wind und Lebensgefühl dazu. Das zeigt sich schon bei der Verpackung der Bälle, die von Löwen, Flamingos oder Revolvern geziert wird. Auf das Design legen die beiden Münchener viel wert. Andere Firmen stellen technische Details in den Vordergrund, sie sehen es eher aus der "Fashion-Design-Perspektive", wie sie im Interview mit Minor House verrieten.
"Nie Probleme, nur Nachfragen"
Denselben Blickwinkel hat auch G-FLOP Erfinderin Schmelzer. Der offene Schuh soll "Lifestyle und Funktion" vereinen. Aber nackte Füße auf dem Golfplatz? "Da leidet die Etikette", war ja auch der Hauptkritikpunkt der Fernsehjuroren bei Die Höhle der Löwen. Schmelzers praxiserprobte Antwort gegenüber Golf Post: "Es gibt immer Leute, denen irgendetwas nicht gefällt. Ich habe circa hundert Plätze in G-FLOP gespielt und es gab nie Probleme, nur Nachfragen." Dennoch sieht sie ein, dass es, wenn Innovationen an den Markt, insbesondere den Golfmarkt, gebracht werden, "mutige Käufer braucht, die sich den Fragen stellen."
Aufs eigene Spiel wetten mit birdiepool.com
Wer nur ein virtuelles Produkt vertreibt, hat es da etwas einfacher. Man muss nichts produzieren lassen, keine Händler finden und sich nicht mit Proshops und Großkonzernen herumschlagen, die sich standhaft gegen neue Produkte von außen wehren. Auch deshalb ist es den drei Gründern von birdiepool.com im Moment noch genug, ihre Homepage als Hobby zu betreiben. Auf der können Freunde in einer virtuellen Währung (die einen realen Gegenwert hat), Skin genannt, um Scores und Birdies bei Turnieren wetten. Mittlerweile können sich die Mitglieder der Community auch eigene Challenges ausdenken und zum Beispiel gegen andere Teams in einer Jahreswertung um das beste Handicap antreten.
Ob sich die vielseitigen Ideen der jungen Gründer in der Golfbranche behaupten oder nicht, entscheiden am Ende die Kunden und Nutzer - und zum Glück keine Fernsehjury. Im Fall von Schmelzers G-FLOP ging der Versuch der Investorensuche in der TV-Show nämlich gründlich daneben. Ihr Anliegen wurde gnadenlos abgebügelt. Gelohnt hat es sich im Nachhinein dennoch: "Es gab nach der Ausstrahlung Anfragen von Investoren und Distributoren, doch die müssen noch sortiert und geprüft werden", so Schmelzer. "Außerdem, wann hat man schon die Gelegenheit, sein Produkt vor über zwei Millionen Menschen zu präsentieren?"
„Alle sagten: das geht nicht. Dann kam einer, der wusste das nicht und hat’s gemacht.“
Natürlich gibt es vereinzelt Clubs, die eine strenge Kleiderordnung haben, an welche man sich halten muss, wenn man dort spielen möchte. Ich sehe mir immer im Vorfeld die Platzregeln des Clubs an, um zu wissen, was beachtet werden muss, so habe ich bis heute mit oder ohne G-Flops keine Probleme!
Auf Teneriffa zum Beispiel darf man nur mit Socken spielen, die den Knöchel bedecken und es wird explizit auf die Schuhe, die man tragen darf, hingewiesen!
Muss ich mir aber durch die wenigen Clubs, die es weltweit mit „strenger“ Kleiderordnung gibt, den Spaß an meinen G-FLOPS nehmen lassen? Ich glaube nicht, denn ich bin selbstbestimmt und kann entscheiden, was ich trage. Ich trage meine G-FLOPS gerne und viel!
Bis heute habe ich nur positive Reaktionen erhalten und meine G-FLOPS sind als Straßenschuhe (mit Streetcaps oder mit Spikes für den Golfplatz) auf den Straßen & Golfplätzen dieser Welt zu Hause – von San Diego, über Miami, New York, München, Thailand, Dubai, Kuba, bis nach Abu Dhabi.
Und sie werden weiter mit mir reisen – bis mir jemand sagt – „Das geht nicht“!
Ich habe zufälligerweise den Artikel gelesen und mir kam gleich das Thema Etikette in den Sinn.
Es mag zwar sein, das in Deutschland viele Clubs die G-Flops nicht beanstanden, aber ich würde mich nicht darauf verlassen. In diversen Clubs im Ausland (Spanien, Dubai, Mauritius) kommt man damit aber nicht auf den Golfplatz, oder zumindest nicht ohne Socken darin zu tragen, was ja beim Zehentrenner sicher ziemlich unbequem und erst recht nicht anschaulich ist. Ich habe dies selbst schon bei Mitspielern erlebt und glaube daher nicht, dass das Thema Etikette und G-Flops so unproblematisch vereinbar ist, wie es im Artikel dargestellt wird.
Klasse, Susan Schmelzer,
sehr gute Reaktion. Ich finde es schlimm, wenn Leute einfach mal so gehässig sind und ätzen, und dann auch noch anonym. Etwas armselig ist das. Aber so ist die Welt.
Umso mehr freue ich mich, wenn dann jemand so souverän reagiert wie Sie. Ich verneige mich, knickse dann und ziehe meine Kappe! 🙂
Beste Grüße
Mirko Lange
Hallo Herr Pan (schade, dass Sie nicht Ihren konkreten Namen benutzen),
a) nein, ich bin nicht so naiv wie Sie denken und auch ich kann googlen. So ist es mir bekannt, dass es die von Ihnen genannten Marken gibt. Sie haben allerdings auch noch Stride und Reefs dabei übersehen.
b) ja, ich bin die Designerin des G-FLOP – dass es die grundsätzliche Idee, einen Zehentrenner mit Spikes zu produzieren bereits gibt, ist auch bekannt (und nicht nur mir).
Den Begriff „Erfinderin“ haben sich u.a. VOX und die entsprechende Presse zu eigen gemacht, um es interessanter zu machen.
Zu den genannten Marken grenzt sich der G-FLOP in Design und Verarbeitung deutlich ab, was unabhängige Gremien (u.a. Rat für Formgebung, ISPO) bereits bestätigt haben. Auch die Philosophie MADE IN GERMANY zu produzieren unterstreicht meinen Anspruch an den G-FLOP.
Sollten noch weitere Fragen bestehen, stehe ich gerne zur Verfügung. Meine Kontaktdaten finden Sie auf meiner WebSite.
Beste Grüße
Susan Schmelzer
Leider ist der G-Flop auch nur eine Kopie aus Amerika. Dort gibt es die Schuhe schon länger.
Glaubt Frau Schmelzer das Goolge so etwas nicht findet und von sich gibt, die Erfinderin zu sein?
http://www.golfgators.com gibt es seit 2010
http://www.flippigolf.de seit 2012