Der eine hat nunmehr seit sechs Masters-Runden in Serie die alleinige Führung inne (Rekord!), der andere will endlich den Karriere-Grand-Slam klar machen: Am Moving Day kommt es beim Masters zum Gigantenduell zwischen Titelverteidiger Jordan Spieth und Rory McIlroy, erstmals treffen sich der Texaner und der Nordire an einem Turnier-Wochenende zum direkten Vergleich, überdies im Schlussflight. Die Statistik spricht für McIlroy: Bei den insgesamt zwölf gemeinsamen Runden mit Spieth markierte er achtmal den besseren Score. Doch daran denkt wohl keiner. „Wir sind beide auf den Platz konzentriert“, sagt McIlroy. „Wenn ich bis Sonntag jeden Schlag absolut fokussiere, dann läuft hoffentlich alles nach Wunsch. Es wird auf jeden Fall ein sehr wichtiges Wochenende für mich.“
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— Masters Tournament (@TheMasters) April 8, 2016
Augusta National lässt die Muskeln spielen
Der Platz ist der Star! Erstmals seit 2007 hat gestern bei einer Masters-Runde kein Akteur in den 60ern gespielt, mit Rory McIlroy, Dustin Johnson, Daniel Berger und Troy Merritt blieben zudem nur vier gerade mal einen Schlag unter Par: Unterstützt von den teils stürmischen Winden mit bis zu Tempo 40 hat Augusta National am zweiten Tag ordentlich die Muskeln spielen lassen. Oder wie es Sergio Garcia ausdrückt: „Dieser Kurs kann dir eine Menge antun!“
Spieth-Flight wieder „auf der Uhr“
Wer hat an der Uhr gedreht? Wie schon zum Auftakt wurde Jordan Spieth mit seinen Flightpartnern Paul Casey und Bryson DeChambeau wegen langsamen Spiels „auf die Uhr genommen“, also verwarnt und unter Beobachtung gestellt. Ausgerechnet am Eingang zum „Amen Corner“, dem schwierigsten Bereich von Augusta National. „Schon wieder ein Aufpasser“, maulte Spieth bei seinem Caddie Michael Greller. Hinterher sagte er: „Es ist wirklich nicht lustig, wenn du auf der 11 und auf der 12 mit dem ständig wechselnden Wind klar kommen musst und dabei auch noch unter Zeitdruck stehst!“
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— Masters Tournament (@TheMasters) April 8, 2016
Wird Jason zum „Moving Day“?
Achtung Wortspiel: Mal sehen ob der Weltranglistenerste den heutigen Moving Day beim Wort nimmt und sich nach vorne bewegt. Einmal mehr kosteten die zweiten Neun Jason Day ein besseres Ergebnis. Nach zwei Tagen liegt der Australier „vorne“ sieben Schläge unter und auf den Löchern 10 bis 18 acht über Par, der „Longhitter“schaffte auf den beiden Par-5 (13 und 15) bislang nur ein Birdie. „Es sind“, suchte Day nach einer Erklärung, „aber auch schwierige Bedingungen.“
Ihr Einsatz, Jeff Knox!
Ungerade Nummer: Als 57. und Letzter ist Bubba Watson auf der Cutlinie ins Wochenende gestolpert. Sechs über Par sind ein ungewöhnliches Halbzeitergebnis für den zweifachen Masters-Sieger, aber: „Der Kurs hat mich besiegt!“ Wegen der ungeraden Anzahl von Spielern für die beiden Schlussrunden heißt es jetzt wieder: Ihr Einsatz, Jeff Knox. Das Augusta-Mitglied hält mit 61 Schlägen den Rekord von den Clubabschlägen, spielte die Masters-Tees schon in 69 und steht seit 2003 als „Marker“ bereit, unstreitig ein Traumjob! Der heutige Umlauf mit Bubba Watson wird Knox‘ 16. Masters-Runde.
Tom Watson hinterlässt Eiersandwich
Tribut: Es war sein letzter Auftritt als Spieler beim Masters, und entsprechend emotional wurde Tom Watson nach der zweiten Runde verabschiedet. Die „Patrons“ säumten in 15er-Reihen das 18. Grün und feierten das abschließende Par sowie den zweifachen Masters-Champion und insgesamt achtfachen Majorsieger mit stehenden Ovationen. Schon zuvor hatte Watson in Gedenken an seinen Caddie und Freund Bruce Edwards, der 2004 an ALS verstorben war, eins von dessen geliebten Masters-Eiersandwichs auf der Bank am 13. Abschlag niedergelegt. 25 Jahre nach seinem Triumph 1991 hat übrigens auch der Waliser Ian Woosnam gestern die letzte Masters-Runde gespielt.
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Wer bremst Jordan?
Sabotage? Am Donnerstag enteilte Jordan Spieth dem Masters-Feld mit einer tadellosen 66er-Runde, da schien es, als habe lediglich Henrik Stensons Tochter einen Weg gefunden, um den Dominator zu bremsen. Papa fotografierte seine Alice, als sie sich auf dem Parkplatz von Augusta National an Spieths Auto zu schaffen machte, vielleicht um ihm die Luft heraus zu lassen. Am Freitag indes wurde der Titelverteidiger auch golferisch eingebremst.
Ein von Henrik Stenson (@henrikstenson) gepostetes Foto am
Wo DeChambeau hingehört …
Selbstbewusst: Irgendwann gegen Ende der zweiten Runde schaute der famos aufspielende US-Amateurmeister Bryson DeChambeau auf eins der Leaderboards, sah sich bei -3 neben Rory McIlroy sowie dicht hinter Spitzenreiter Jordan Spieth und ließ ein zufriedenes „Da gehöre ich auch hin!“ verlauten. Auf der 18 folgte prompt die Strafe für den kecken Spruch: Der 22-Jährige, der nächste Woche Profi wird, versemmelte seinen Drive, musste den Ball für unspielbar erklären und ein Triple-Bogey zur zweiten Even-Par-Runde bei seinem Masters-Debüt notieren.
Zach Johnson: Strafe kostet Cut
Bitteres Ausscheiden: Zach Johnson wäre auf der Cut-Linie von +6 ins Wochenende geschlittert – wenn da nicht dieser fatale Schlag an der 13 gewesen wäre, als der Masters-Sieger von 2007 und amtierende British-Open-Champion seinen vierten Schlag aus dem Wasser vor dem Grün spielte und beim Rückschwung die Oberfläche des Hindernisses berührte. Der Verstoß gegen Regel 13-4 brachte Johnson nachträglich zwei Strafschläge und ein freies Wochenende ein. Für die Erklärung via Twitter brauchte er deutlich mehr als 140 Zeichen:
Unfortunate circumstances. Viewing slow video replay, the rules staff, my caddy Damon, and I ALL agreed it was HIGHLY likely I had touched
— Zach Johnson (@ZachJohnsonPGA) April 9, 2016
water on the takeaway of my backswing. Impossible 4 me see in action below my club face, but easier to see on HD video replay. Hard to take.
— Zach Johnson (@ZachJohnsonPGA) April 9, 2016
BUT, I (nor anyone for that matter) could not rest easy knowing I might have had a rules infraction. I'm thankful for the rules staff in
— Zach Johnson (@ZachJohnsonPGA) April 9, 2016
helping me sign for the proper score, even though it stings. Of course, the MANY bogies before the 13th could have lessened the sting. Ample
— Zach Johnson (@ZachJohnsonPGA) April 9, 2016
opportunities 2 make cut and/or get back in contention. Rules are rules. No advantage given but it's a game of integrity. Augusta won today.
— Zach Johnson (@ZachJohnsonPGA) April 9, 2016
Augusta-National und die Farben
Erstaunliche Pracht: Wie auf Knopfdruck blühen pünktlich zum Masters Azaleen, Magnolien und Rhododendren, das Gras ist grüner und das Wasser blauer als sonst wo. Angeblich wird die Blüte der Pflanzen durch sparsame Handwässerung und sogar Eispackungen verzögert, dann durch den Einsatz von Heißluftgebläsen ausgelöst. Genau weiß das freilich niemand, denn während der Masters-Preparation ist Augusta National komplett „terra incognita“. „Golf Digest“ indes hat immerhin herausgefunden, dass das Blau der Teiche mit Lebensmittelfarbe intensiviert wird.