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British Open

Spieth und der Grand Slam: Gegen jede Wahrscheinlichkeit

15. Jul. 2015 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

Jordan Spieth wil bei der Open Championship einen weiteren Schritt Richtung Grand Slam machen. (Foto: Getty)

Jordan Spieth wil bei der Open Championship einen weiteren Schritt Richtung Grand Slam machen. (Foto: Getty)

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Neun Buchstaben, zwei magische Worte: Grand Slam, Golfs heiliger Gral. Als sechster Spieler der gesamten Geschichte erst hat Jordan Spieth die Möglichkeit, alle vier Majors in einem Jahr zu gewinnen. Nach dem US-Open-Triumph des 21-Jährigen wird kaum mehr von etwas anderem geredet, erst recht, seit der Texaner als erneuter „John-Deere“-Sieger zur Open Championship nach St. Andrews anreiste. Und Spieth ist im Plan: „Ich hoffe, es geht dann um den dritten Abschnitt des Grand Slam“, hatte er schon beim Masters geantwortet, als er auf den Old Course angesprochen wurde.

Das „unbezwingbare Viereck“

Eigentlich reden wir vom „Impregnable Quadrilateral“, vom „unbezwingbaren Viereck“. O.B. Keeler hat‘s erfunden, um die schier aussichtslose Queste von Bobby Jones zu definieren, später klaute der Journalist beim Bridge und taufte das Wortungetüm in Grand Slam um. Tatsächlich gewann Amateur Jones 1930 die damals bedeutendsten Turniere der Welt, die offenen britischen und US-Meisterschaften sowie ihre Amateur-Pendants. Aber das war in grauer Golf-Vorzeit. Ebenso Ben Hogans „Triple Crown“.

„The Hawk“, Texaner wie Spieth, reiste 1953 als Masters- und US-Open-Champion über den großen Teich und dominierte auch auf dem gefürchteten Linkskurs von Carnoustie. Bei der PGA Championship konnte Hogan indes nicht antreten, das Turnier überschnitt sich terminlich mit der British Open. Ohnehin war die Meisterschaft der Profi-Golfer damals noch nicht zum Major gekürt, das besorgte Arnold Palmer erst 1960.

Der „King“ läutet so die Golf-Moderne ein und versuchte sich gleich selbst, scheiterte jedoch in St. Andrews um einen Schlag am vergleichsweise unbekannten Australier Kel Nagle. 1972 hatte Jack Nicklaus den „Professional Grand Slam“ auf dem Schläger, verlor die British Open in Muirfield allerdings gegen Lee Trevino, ebenfalls mit einem Schlag Unterschied. 2002 vermasselte sich Tiger Woods an gleicher Stelle mit einer 81 in Runde drei alle Aussichten auf das dritte Major in Serie.

„Extrem hoher Golf-IQ“

Jetzt also Jordan Spieth. Schafft er es oder schafft er‘s nicht? Wer weiß, das Unvorhersehbare ist beim Golf immer im Spiel. Für den Open-Favoriten sprechen drei Faktoren: Erstens der unauffällige, gleichwohl weitgehend makellose Umgang mit den Hölzern und den langen Eisen, was in sich eine Stärke ist, erst recht auf den weitläufigen Fairways des Old Course. „Spieth nimmt einen Platz nicht auseinander, er macht auch nichts verrücktes. Er ,scort‘ einfach und schlägt Dich, weil er besser ist“, sagt Geoff Ogilvy.

Dazu kommt eine bestechende Brillanz auf den Grüns. Mit einem Putt-Durchschnitt von 1,686 und 27,72 Putts pro Runde ist Spieth die Nummer eins auf der PGA Tour. Und was man auf dem Old Course unstreitig können muss, ist nun mal putten! Das bewies zuletzt Louis Oosthuizen bei seinem Sieg 2010, als er das Feld auch in der Putt-Statistik (1,746 und 29,75) beherrschte.

Nicht zuletzt ist da Spieths außerordentliche mentale Stärke. Er sei „die Art von Athlet, dessen Fähigkeiten schwierig zu messen sind, der aber dieses unheimliche Potenzial besitzt, es einfach hinzukriegen“, schrieb dieser Tage die „New York Times“. Für den sechsfachen Majorsieger Sir Nick Faldo hat „Jordan ganz offensichtlich einen extrem hohen Golf-IQ. Er spielt ein, zwei Proberunden und kann dann jedes Detail des Platzes einordnen und sein Spiel darauf abstimmen“.

Old-Course-Vorbereitung am Simulator

Gegen Spieth steht vor allem die Wahrscheinlichkeit. Maximal ein Prozent geben ihm US-Statistiker als Chance auf dem Grand Slam. Nur fünf Spieler haben es überhaupt geschafft, im Lauf ihrer Karriere alle vier Majors zu gewinnen: Woods, Nicklaus, Hogan, Gary Player und Gene Sarazen. Nicklaus gelang es trotz seiner 18 Majors nicht, vier davon auf die Reihe zu bekommen. Woods mit seinen 14 machte immerhin den „Tiger Slam“, als er 2000 die US und die British Open sowie PGA Championship gewann und im folgenden April das Masters nachlegte.Den Hauptdarsteller dieser Zahlenspiele ficht das alles nicht an. Jordan Spieth verzichtete zugunsten der John Deere Classic auf eine vorzeitige Reise nach Schottland und stimmte sich stattdessen am hauseigenen Simulator auf den Old Course ein. Wenigstens hat er die virtuellen Bedingungen auf möglichst hart und schnell eingestellt. Er fände es „cool“, sich mit dieser Open Championship auf „einen Level zu stellen, wo es nur einen anderen Namen gibt, Ben Hogan! Und danach“, Spieth holt tief Luft, „vielleicht gar keinen anderen mehr“. Außer seinem.

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