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Golf Post Premium Panorama

Die langen Hosen der Saudi Ladies International – Ein Sinnbild für „Sportwashing“

03. Nov. 2021 von Elena Reiter in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Die Ladies European Tour spielt erneut in Saudi Arabien. (Foto: Getty)

Die Ladies European Tour spielt erneut in Saudi Arabien. (Foto: Getty)

Die Damen der Ladies European Tour sind erneut zu Gast in Saudi Arabien nahe Jeddah in der King Abdullah Economic City. Im letzten Jahr startete das Pilotprojekt "Ladies First Club", durch das Frauen in Saudi Arabien zum Golfen ermuntert werden sollten, zusammen mit dem ersten Damen-Golfturnier in Saudi Arabien. In diesem Jahr sind es sogar zwei Turniere im Rahmen einer Turnierserie, der Aramco Team Series. Das Ziel dieser Events: Saudi Arabien für den Damen-Golfsport öffnen. Doch sind die Intentionen wirklich so altruistisch, wie sie sich präsentieren?

Kompromiss "Dress Code"

Die Situation der Frauen, auch wenn sie sich in den letzten Jahren verbessert hat, ist in Saudi-Arabien noch immer schwierig. So brauchen Frauen für vieles die Erlaubnis eines männlichen Verwandten, auch wenn diese Reglungen sich in den letzten Jahren etwas gelockert haben. So brauchen Frauen immer noch das Einverständnis eines Vormundes, wenn es zum Beispiel um Heirat oder Scheidung geht, haben aber immerhin inzwischen offiziell Zugang zu Bildung und medizinischer Versorgung auch ohne Zustimmung und dürfen reisen. In der Praxis begegnen Frauen aber auch in diesen Bereichen immer noch Schwierigkeiten.

In dem Versuch, sich nichtsdestotrotz als offenes und fortschrittliches Land zu präsentieren, fördert Saudi Arabien aktuell auch den Damensport. Berichte über den überragenden Erfolg der "Ladies First Club"-Aktion im vergangenen Jahr, bei der Frauen kostenlosen Zugang zu einer Golfmitgliedschaft ermöglicht wurde und die innerhalb von vier Tagen 1.000 Anmeldungen produzierte, verschweigen flächendeckend, warum es vor dieser Aktion nur 20 weibliche Mitglieder in den Golfclubs des Landes gab.

Ein Beispiel für die begrenzten Freiheiten der Frauen zeigt sich beispielsweise beim Saudi Ladies International der Ladies European Tour. Denn die Ladies dürfen nicht die sonst üblichen Röcke, kurzen Hosen und ärmellosen Polo-Shirts tragen, sondern müssen sich auf kurze Ärmel und mindestens siebenachtel-Hosen beschränken. Blickt man auf den Dress Code für Reisende, so gelten die gleichen Regeln für alle Touristinnen. Auf die Nachfrage nach der Kleiderordnung der Saudi Ladies International antwortete Alexandra Armas, Geschäftsführerin der Ladies European Tour, bereits 2020. "Wir werden von Jahr zu Jahr, wenn die Veranstaltung fortgesetzt wird, darüber diskutieren, was akzeptabel ist und welche Erwartungen wir an unsere Spieler stellen."


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Fortschritt oder Vertuschung?

Die Beweggründe Saudi Arabiens werden nicht erst seit der ersten Ausgabe des Turniers stark diskutiert. Auch im Rahmen des Herrengolfs begegnet man den Kontroversen rund um Turniere in Saudi Arabien. Das "Sportwashing" stößt vielen auf, so werden Unsummen an Startgeldern an Golferinnen und Golfer gezahlt, während über Arbeitsbedingungen und Menschenrechte großzügig hinweg gesehen und lieber die glänzende PR-Seiten in den Fokus genommen werden.

Zu den Vorwürfen, Saudi-Arabien nutze den Sport, um seine Menschenrechtsprobleme zu vertuschen, sagte Armas: "Aus meiner Sicht wird dieses Turnier aus den richtigen Gründen veranstaltet. Ich weiß, dass es viele Debatten darüber gibt, warum diese Sportereignisse abgehalten werden und welche Ziele damit verfolgt werden, und ob es nur darum geht, die Wahrnehmung zu verändern. Meine Aufgabe ist es, unseren Sportlern Spielmöglichkeiten zu bieten."

Doch sind es die Einbußen, sowohl des guten Rufs, als auch des guten Gewissens, wert für zwei Turniere im Jahr? Die finanziell strauchelnde Ladies European Tour antwortet darauf wohl mit einem "Ja!", wie die zweite Auflage dieses hochdotierten Turniers beweist. Die Millionen im Preisgeldtopf locken auch die Spielerinnen an, die nicht oft die Gelegenheit haben, um Summen in dieser Höhe zu spielen. Ähnlich wie es bei der Herren-Ausgabe mit Mickelson, DJ und Co. vonstattenging.

Ein Schritt nach vorne?

"Saudi-Arabien ist nach wie vor ein Land, das mit Gleichberechtigung und der Beachtung der Menschenrechte so viel zu tun hat, wie Bryson DeChambeau mit kurzen Drives - gar nichts." So beschrieb es Golf Post bereits Anfang 2020 und mit Blick auf die Kleiderordnung der Saudi Ladies International, sowie der aktuellen menschenrechtlichen Lage in Saudi Arabien hat sich daran nicht viel geändert. So bleibt fraglich, ob ein Frauen-Golfturnier in diesem Land so viel zur Verbesserung der Frauenrechte beiträgt, wie es Ladies European Tour und ihre am Turnier teilnehmenden Spielerinnen promoten oder doch mehr Blendwerk ist.

Der Schritt auf die große "Golf-Bühne"

Zweifellos ist ein Beweggrund der "Saudis", der Schritt auf die Golfbühne des großen Profi-Sports. Dass auch dort die Zukunft, zumindest in Teilen weiblich ist, steht fest. Die strauchelnde Ladies European Tour spielte diesem Projekt in die Karten und ebnete den Weg für gleich mehrere Turnier-Slots im Kalender der zweitgrößten Damen-Tour. Gefeiert wird medial der große Schritt in Richtung Gleichberechtigung, immer mit dabei der unternehmerische Arm des Golfverbands, "Golf Saudi". Diese Moneten sichern auch die Positivstimmen einiger Golferinnen der Tour, die fleißig für die Pioneer-Arbeit der Touren in Saudi Arabien werben.

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