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Ryder Cup

Ryder-Cup-Kurs: Wie versiegelt Luke Donald das „offene Buch“ Marco Simone?

27. Sep. 2023 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Der Marco Simone Golf und Country Club: Schauplatz des Ryder Cups 2023. (Foto: Getty)

Der Marco Simone Golf und Country Club: Schauplatz des Ryder Cups 2023. (Foto: Getty)

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„Ich bin gespannt, was sich Luke Donald und sein Team einfallen lassen“, hat US-Skipper Zach Johnson vor der Reise nach Rom voller Erwartung gesagt. Gemeint war das Bühnenbild für diesen 44. Ryder Cup, das Set-up des Platzes, das bekanntlich dem Gastgeber obliegt. „Aber egal, was sie machen …“, fuhr Johnson fort: „Marco Simone ist schon jetzt ein toller Parcours, und die finalen Eingriffe werden das bloß unterstreichen.“

Ein Platz für Matchplay und Drama

Der Teamchef der Amerikaner, die nach 30 Jahren endlich mal wieder auf europäischem Boden gewinnen wollen, lobt das Geläuf vor den Toren der Ewigen Stadt nicht zu Unrecht. In seinen Worten schwingt mit, was Beobachter und selbst Pros ebenfalls bereits konstatiert haben: Der Parcours kommt den Gästen durchaus entgegen, zumindest ist das Arrangement kein ungewohntes, für sie untypisches Terrain. Das freilich wohl auch nicht die Zielsetzung in der Jobbeschreibung für die Architekten Dave Sampson von der European-Tour-Group-Tochter European Golf Design und an den US-Designer Tom Fazio II. Vielmehr erging an sie der eindeutige Auftrag, ein auf Matchplay zugeschnittenes Ensemble zu kreieren; einen Platz, der geschaffen ist für Drama und zudem für immense Zuschauermengen tauglich sein sollte. Und sie haben geliefert.

„In der zweiten Hälfte geht es richtig zur Sache“

„Die ersten neun Löcher sind wie die anfänglichen Kapitel eines Buches“, hat Rory McIlroy bereits vergangenes Jahr konstatiert. „Man kommt rein in die Story und erfährt ein bisschen was über den Plot. Die wirklich pikanten Passagen finden sich allerdings in der zweiten Hälfte. Da geht es richtig zur Sache.“


Die Geschichte des Marco Simone Golf & Country Club beginnt im Jahr 1978. Damals kauften die italienische Mode-Matriarchin Laura Biagiotti und ihr späterer Ehemann Gianna Cigna das aus dem 11. Jahrhundert stammende Schloss Marco Simone sowie das umliegende Land in Guidonia, keine 20 Kilometer von Roms Stadtzentrum entfernt. Ende der 1980er-Jahre entwarfen Jim Fazio und David Mezzacane den ersten Championship Course, der 1991 eröffnet wurden.

2015 bekamen Biagiotti und der italienische Golfverband Federazione Italiana Golf (FIG) den Zuschlag für die Austragung des Ryder Cup, woraufhin die gesamte Anlage zwischen 2018 und 2021 komplett neu geroutet und gestaltet wurde. Zu den Besonderheiten zählen der Kolosseum-Charakter im Bereich der Löcher 1, 7 (Par 3), 16 und 17 (Par 3) sowie der Umstand, dass fünf Bahnen einen Fernblick auf die Ewige Stadt und die Kuppel des Petersdom bieten.

Beim Ryder Cup wird der Platz mit einem Par von 71 und einer Länge von 6.566 Meter gespielt. Er hat eine Differenz von 51,8 Meter zwischen tiefstem und höchstem Punkt und ist auf den Fairways mit Paspalum, auf den Grüns mit Bentgras und im Rough mit Festuca eingesät.


Dave Sampson bestätigt das: „Ich habe den Platz bewusst so angelegt, dass die meisten Risk-and-Reward-Löcher auf den Back Nine zu finden sind.“ Beispielsweise die 11 und die 16, beides Drive-bare Par 4. Das gilt gleichermaßen – je nach Wahl der Tee Box – auch für die 5 mit dem Schloss im Hintergrund. Überdies sind die Grüns aller Par-5-Löcher mit dem zweiten Schlag zu erreichen, wiewohl die 18 mit 597 Metern das längste Schlussloch in der Historie des Kontinentalwettbewerbs ist. „Das Layout der Schlussstrecke bietet tatsächlich aufregende Möglichkeiten, ein Match zu beenden“, pflichtet wiederum McIlroy bei. „Auf den beiden kurzen Par 4 kann eine Menge passieren, und ansonsten garantiert das wunderbare Finalloch einen aufregenden Ausgang.“

 

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Klaviatur der Nickeligkeiten für den Gegner

Bleibt abzuwarten, wie Europas Kapitän Luke Donald dieses offene Buch Marco Simone für die Amerikaner wieder zu einem Buch mit sieben Siegeln macht. Er kann dabei auf einer durchaus reichhaltigen Klaviatur spielen und beispielsweise bestimmen, wie gemäht und wie die Fahnen gesteckt werden, welche Abschläge benutzt werden. Im Prinzip ginge noch mehr. Viel mehr. Das „Wall Street Journal“ hat mal einige der Nickeligkeiten beschrieben, die sich vergangene Teamchefs für den Gegner ausgedacht haben:

Bunkerbau im K Club 2006

Äste wurden gekappt, wie 2008 im Valhalla Country Club, weil sie der bevorzugten Abschlagsrichtung eines US-Spielers im Weg waren, oder zusätzliche Bäume als Hindernis gepflanzt, wie 2002 in The Belfry. Selbst ganze Abschläge wurden verlegt, um einzelne Löcher kürzer oder länger als gewohnt zu gestalten.

2006 im „K Club“ ließ Europa-Teamchef Ian Woosnam etliche neue Bunker bauen, um den amerikanischen Longhittern eine Grube zu graben. Erzählt jedenfalls der oberste Platzwart Gerry Byrne. Und immer, wenn ein Probeschlag aus einem der neuen Fairway-Bunker trotzdem das Grün erreichte, wurde weiter gebuddelt: „Tiefer und tiefer, wir haben uns drangehalten,“ wird Byrne zitiert.

Davis Love III und die Pin Positions 2012

Zwei Jahre später in Valhalla orderte US-Kapitän Paul Azinger, die Grüns erst unmittelbar vor dem Start ordentlich runter zu mähen, um die Gäste bezüglich der Geschwindigkeit zu verunsichern. Dieser Schuss ging indes ins Leere, denn Europas Nick Faldo ließ seine Riege gar nicht erst auf den noch flauschigen Grüns trainieren.

Und manchmal greift ein Kapitän bei seinen Maßnahmen auch mächtig in die Schüssel. Davis Love III beispielsweise, als er 2012 vor den Einzeln die Flaggen von 17 und 18 auf den rechten Seiten der Grüns positionieren ließ – was den Fades der Europäer sehr entgegenkam. Die nutzten das fürs „Miracle of Medinah“, obwohl José María Olazábals Dutzend mit scheinbar unaufholbarem Rückstand in den Sonntag gestartet war.

 

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Konservativ statt Attacke

Im Marco Simone Golf & Country Club dürfte hingegen dürfte das Festuca-Rough eine Schlüsselrolle spielen, so fett, tief und saftig, wie es ist. Bereits für die Italian Open 2022 wurden einige Abschläge so verlegt, dass der Spielwinkel weniger Fairway vermittelt und die Bunker mehr im Spiel sind. 280 Meter carry müssen schon sein, um über den Sand zu kommen. Zudem wurde das Rough weiter in die Landezonen gezogen.

Folgt man McIlroy, ist das Ziel dieser Maßnahmen, die Stärke der Amerikaner aus 150 Metern und weniger zu beschneiden. „Wenn man sie zwingt, vom Tee konservativer zu spielen und auf Attacke zu verzichten, könnte uns das helfen“, glaubt der Nordire. Zach Johnson sieht dennoch keine Vorteile für die Europäer. „Beide Teams stehen letztlich vor derselben Herausforderung. Wer ins Rough spielt, hat ein echtes Problem. Aus dem Festuca-Gras heraus wird jeder Schlag für jeden ein Gemetzel“, relativierte der zweifache Majorsieger. „Du musst eben die Fairways treffen. Das gilt generell und hier besonders.“

 

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Zwei Italian-Open-Sieger im Team

Und wenn alles Set-up nichts nutzt, dann ist da immer noch Europas Vorteil in Sachen Platzkenntnis. Seit 2021 wird die Italian Open in Marco Simone ausgetragen, und Nicolai Højgaard (2021) sowie Robert MacIntyre (2022) haben den Klassiker über den Ryder-Cup-Kurs gar gewonnen. McIlroy, Tyrrell Hatton und Tommy Fleetwood können immerhin auf Top-Ten-Platzierungen bauen, während die Amerikaner traditionell durch Abwesenheit glänzten. Vielleicht hilft’s ja.

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