Die Amis nennen das anstehende Duell „Mulligan in Minnesota“. Den Begriff kennen wir: Auf ein Neues, der Schlag vorher wird gnädig vergessen. Davis Love III darf auch noch mal. Nach dem „Meltdown von Medinah“ 2012 kriegt der jetzt 52-Jährige eine zweite Heimspielchance, um die desaströse Bilanz der jüngeren Vergangenheit aufzuhellen. Nach nur zwei Siegen in den letzten zehn Begegnungen, davon erst einer in diesem Jahrtausend, und drei Schlappen in Serie wollen die US-Golfer beim Ryder Cup nicht länger im Trüben fischen.
„Klares Wasser“ für die US-Bilanz
Die Floskel drängt sich auf, denn Minnesota, wo‘s diese Woche zum insgesamt 41. Mal um den kleinen goldenen „Henkelmann“ geht, entstammt der Sprache der Sioux-Indianer und bedeutet „klares Wasser“, im „North Star State“ soll der amerikanische Ryder-Cup-Stern wieder aufgehen. Der private Hazeltine National Golf Club, sinnigerweise nach dem angrenzenden See benannt, ist dafür kein schlechtes Pflaster. 7.021 Meter lang und hügelig, ist das mächtige Par-72-Geläuf ein gefundenes Fressen für Dustin Johnson und Co. Nicht bloß wegen der drei Par-5-Bahnen von 554 bis 583 Metern, teils auch noch gegen den Wind, dazu einer vierten von lediglich 523 Metern, aber einem wasserbewehrten Grün.
Das Rough tunlichst vermeiden
An insgesamt neun Löchern kommt Wasser ins Spiel, die Fairways sind schmal, die Grüns sind klein, und wer sie verfehlt, der muss aus feistem Rough immer über irgend etwas spielen. Über naturbelassene Flächen, über vor allem in den Landezonen zahlreich und rund um die Grüns formidabel platzierte Bunker oder schlichtweg übers Wasser. Zum Auftakt der kalten und windigen US Open 1970, als auch etliche namhafte Spieler Runden in den 80ern hinnehmen mussten, fand Dave Hill denn auch wenig schmeichelhafte Worte für die „Wiese“: Er komme sich vor wie auf einer Farm, motzte der spätere Zweite, dem Parcours „fehlen lediglich 30 Hektar Getreidefelder und ein paar Kühe“.
Dabei war Hazeltine National eigentlich als „The Executive Golf Club“ gedacht. Ende der 1950er Jahre nämlich hatte Totton Heffelfinger, ehedem Präsident des amerikanischen Golfverbands USGA, etwas ähnliches im Sinn, wie es die PGA Tour 20 Jahre später mit dem TPC Sawgrass startete: ein Netzwerk von verbandseigenen Golfkursen, konzipiert für große Turniere, der erste halt in Chaska, einem Vorort der Minnesota-Metropole Minneapolis.
Geändertes Routing für den Ryder Cup
Es blieb freilich bei der Idee, und Heffelfinger nahm den Lake Hazeltine als Paten, Architektur-Doyen Robert Trent Jones sorgte für Layout, Form sowie Schwierigkeitsgrad, sein Sohn Rees verpasste dem Kurs vor der US Open 1991 eine Politur. Seit seiner Eröffnung 1962 hat Hazeltine allen bedeutenden US-Golfmeisterschaften eine angemessene Bühne geboten, jetzt kommt auch noch der Ryder Cup.
Fürs Kontinentalduell hat die PGA of America das Routing allerdings leicht geändert. Im Sinne von Zugänglichkeit, Einsehbarkeit und Zuschauerführung verläuft die Front Nine nach den ersten vier Löchern auf den Bahnen 14 bis 18, bevor die zweite Schleife auf der turnusmäßigen Zehn mit ihrem tiefer gelegenen Grün am Seeufer beginnt, um dann nach der mit 226 Metern monströs langen 13 wieder auf die letzten fünf Locher der ersten Neun zu wechseln. Damit rücken die beiden markantesten Löcher von Hazeltine National an die Mitte der Runde.
200 Meter „carry“ über den See
Die eigentliche Bahn 16, damals ein Par-3, wurde vor der US Senior Open 1983 abgerissen und als Par-4-Loch entlang des Lake Hazeltine neu erbaut. Der legendäre Payne Stewart, 1991 US-Open-Champion nach vier windigen Turniertagen und einem montäglichen 18-Loch-Playoff, erkor die 16 gar zu seinem Lieblingsloch auf dem Golfglobus. Der Abschlag führt „carry“ 200 über den See, am linken Rand droht ein Graben, das Grün liegt als Halbinsel im Wasser und fällt nach allen Seiten steil ab. Im Gegenzug wurde die ursprüngliche Par-4-17 auf 170 Meter verkürzt, vier Bunker und zwei Wasserhindernisse schützen das originär erhaltene Grün. Bleibt zu hoffen, dass die Europäer nächste Woche keine nassen Füße kriegen!