2022. Ryder Cup in Italien. Und wie auch immer Whistling Straits im kommenden Jahr für Kapitän Padraig Harrington und seine Mannen ausgeht, zuhause ist Team Europe eine Bank, seit Valderrama 1997 haben die Blauen daheim nicht mehr verloren. Das kann gern so bleiben, wenn womöglich Lee Westwood als Skipper den Taktstock zum Showdon in Bella Italia schwingt. Vom 30. September bis 2. Oktober übrigens, das hat die European Tour jetzt fixiert. Und einen Platz gibt‘s überdies. Der Marco Simone Golf & Country Club, jenes einst greise Geläuf nahe Rom, macht seit etlichen Monaten eine veritable Verjüngungskur durch und dürfte sich in knapp drei Jahren als patentes Pflaster für den dritten Kontinentalwettstreit der Ryder-Cup-Geschichte auf dem europäischen Festland erweisen.
Die Modezarin und Pelleys Klingelbeutel
Danach sah es lange Zeit nicht unbedingt aus. Die vom italienischen Staat ebenso eilfertig gewährten wie von Deutschland bei den bisherigen zwei Bewerbungen reflexhaft abgelehnten Garantien auf Steuererleichterung und „Commercial Rights Fee“ wirkte lange Zeit wie ein leeres Versprechen – was angesichts des über dem hochverschuldeten Land kreisenden Pleitegeiers ohnehin niemanden verwunderte. Zudem verlor Marco Simone mit dem Tod seiner Patronin Laura Biagiotti (2017) einen wesentlichen Rückhalt; die Modezarin hatte tief ins eigene Portefeuille gegriffen, als European-Tour-Chef Keith Pelley zum Finale der Bewerbungsphase mit dem Klingelbeutel herumging und um einen zur Entscheidungsfindung stimulierenden Obolus bat, in Deutschland – beim A-Rosa-Resort am Scharmützelsee und bei Partner BMW – aber beispielsweise gegen verschlossene Türen lief.
Gerüchte über Finanzierungsschwierigkeiten
Schon zuvor hatten sich die Azzurri Pelleys Wohlwollen gesichert, weil sie dem Kanadier und seinen Anstrengungen, die European Tour mit attraktiven Dotierungen als „lebensfähige Alternative zur PGA Tour“ (Pelley) durch die finanzielle Aufwertung der Italian Open geschmackssicher nach dem Mund redeten. Kaum war der Zuschlag erteilt, kamen indes Gerüchte über Finanzierungsschwierigkeiten auf: Marco Simones betagte Bahnen lagen lange brach, obwohl der von Jim Fazio in den 1980er-Jahren in die hügelige Landschaft der Gemeinde Guidonia gebaute Kurs bei weitem nicht den Anspruch an einen Ryder-Cup-Parcours erfüllte.
Beschäftigungsgarantie für Tour-Tochter
Irgendwann spuckte die Tour-Tochter European Golf Design dann doch in die Hände und begann mit der grundlegenden Überarbeitung von Design und Qualität. Für EGD sind Ryder-Cup-Plätze so was wie eine Beschäftigungsgarantie sind, manche spotten gar von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Nun scheint es, als sollte aus der lahmen Ente Marco Simone tatsächlich ein stolzer Schwan in Sichtweite der Ewigen Stadt werden, wenngleich man nach wie vor hinter dem Zeitplan ist.
„Wir sind unstreitig spät dran“
Pelley lenkt bei entsprechenden Nachfragen gern etwas ab und malt stattdessen das spektakuläre Bild einer Eröffnungsfeier im Kolosseum von Rom, zwischen 72 und 80 nach Christus errichtet und nach wie vor das größte jemals gebaute Amphitheater der Welt. „Aber“, gab er unlängst dann doch zu, „wir sind mit dem Golfplatz unstreitig spät dran und unsere Zeitpläne sind nunmehr ziemlich stramm, zumal wir vor dem Ryder Cup noch mindestens eine Italian Open über den ,neuen‘ Kurs austragen wollen.“ Aktuell muss sich die Tour mit dem Olgiata Golf Club begnügen, wo heute für Europas Golfstars um Justin Rose die 76. Auflage des Klassikers begonnen hat.
Sanierung von Clubhaus und Übungseinrichtungen
Derweil sind auf Marco Simone, wo mittlerweile Laura Biagiottis Tochter Lavinia präsidiert, gleichermaßen Erbin des Mode-Imperiums, bereits neun Löcher komplett neu gestaltet und gerade in der Einwachsphase. Phase zwei, das Re-Design der restlichen neun, hat diese Woche begonnen, sie sollen bis Mai kommenden Jahres fertig sein, so dass die Wiese über den Sommer reifen kann. Parallel werden das Clubhaus und die Übungseinrichtungen rund um das Schloss mit seinem tausend Jahre alten Turm saniert. 2021 wird dann die „Offene Italienische“ zur Ryder-Cup-Generalprobe.
Hoffnung auf eine „sportliche Pilgerstätte“
Einher geht das mit all den frommen Wünschen, die gern im Vorfeld solcher schwieriger Geburten bemüht werden. Ryder-Cup-Direktor Guy Kinnings hofft auf die anhaltende Zugkraft von Francesco Molinari oder etwa des Jungstars Guido Migliozzi und erwartet einen „enormen Schub für Golf in Italien“. Gian Paolo Montali, der oberste Projektleiter, beschwört gar die Aussicht, Marco Simone könne „auf lange Zeit zu einer sportlichen Pilgerstätte“ werden.
Eddie Pepperell übt schon mal
Und während Italiens Golfverband schon im vergangenen Oktober mit seinem Programm „Road to Rome“ begonnen hat, das durch vielfältige Aktionen und auf zahlreichen Stationen für 2022 werben soll, stimmt sich beispielsweise auch Eddie Pepperell schon mal auf mögliche künftige italienische Reisen und Genüsse ein: