Rory McIlroy hat auf die Frage nach seinem Lieblings-Golfplatz mal gesagt: „Das ist ein Unentschieden zwischen Augusta National und Royal County Down.“ Dieser Tage hat der Nordire das präzisiert: „Eine Irish Open auf einem der besten, wenn nicht dem besten Golfplatz der Welt zu spielen, ist purer Genuss.“ In der Tat, Royal County Down ist eine Wucht. Das Juwel im Südosten Nordirlands zählt zu den ganz großen Plätzen der Welt, seit undenklichen Zeiten ist Royal County Down in sämtlichen Rankings weit vorne dabei, der grandiose Linkskurs inmitten majestätischer Dünen rangiert zumeist zwischen Platz drei und sechs. Und steht auch bei den meisten Golfern auf der Bucket List ganz weit oben, je nach Geschmack und puristischem Sinn für Golfhistorie.
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Old Tom Morris, wer sonst
1890 „pflanzte“ Old Tom Morris – wer auch sonst – im Auftrag des ein Jahr zuvor gegründeten Clubs, namentlich einiger solventer Geschäftsleute aus Belfast, am Rande des Städtchens Newcastle die originären Bahnen in die Dünen zwischen der Bucht von Dundrum und den Mourne Mountains. Vier Tage war der Handlungsreisende in Sachen Kursdesign für sein tägliches Standard-Honorar von einem Pfund am Werk, bestimmte Tees, Greens und Bunker. Im Lauf der Jahrzehnte wurden Layout und Platzelemente immer wieder überarbeitet und verändert, unter anderem 1900 von Club-Kapitän George Combe, 1926 von Harry Colt und zuletzt 2005 von Donald Steel.
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Zu viele blinde Schläge, zu wenig Platz
Dass der knapp 6.600 Meter lange Parcours nicht öfter Schauplatz von Großereignissen ist oder gar zur Rota der Open Championship gehört, liegt vor allem an etlichen blinden Schlägen, die in der Dünenlandschaft immer noch zu spielen sind. Besonders die Löcher zwei, fünf, sechs, neun – mit dem Turm des Slieve Donard Hotels und dem Kirchturm von Newcastle im Hintergrund ein weltberühmtes Fotomotiv und für die Profis aus der hinteren Teebox ein Schlag über mehr als 150 Meter durch den leeren Luftraum, um überhaupt den Beginn des steil abfallenden Fairways zu erreichen – sowie die Elf tun sich diesbezüglich hervor. Ohnehin scheint in dem Meer von Ginster und Heidekraut kaum genug Platz für das ganze Gedöns bei einem Major in Sachen Zuschauerbereichen, Hospitality, Merchandising und Medien. Das wird dann auf die benachbarten Annesley Links ausgelagert, den kürzeren, aber nicht minder spielenswerten Schwesterplatz.
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Buschige Bunkerkanten, erstaunlich flache Grüns
Aber wenigstens kehrt Royal County Down mit seinen unverwechselbaren wuchernden, fast buschigen Bunkerkanten, allerdings auch erstaunlich flachen Grüns mit dieser Irish Open endlich wieder ins wohlverdiente Rampenlicht der Golfwelt zurück. Und wer es schafft, dieses Herausforderung ohne Ballverlust zu überstehen, nicht zuletzt dank Caddie Brian Hawkins, der hatte in County Down im Wortsinn einen Best Ball.
Übrigens, das mit dem Etikett „Bester Linkskurs“ der Welt ist so eine Sache. Man sollte das keinen Fan von Royal Portrush hören lassen, wo kommendes Jahr zum zweiten Mal die Open Championship ausgetragen wird. Zudem hat Royal County Down unbenommen seines sensationellen Küstenroutings durch die wirklich imposant-pittoreske Dünenlandschaft an der Dundrum Bay besten auf der Back Nine ab Bahn 14 ein paar eher durchschnittliche Löcher, deren Tiefpunkt ein trauriger Tümpel vor dem Fairway der 17 ist.
Nobody is perfect
Montrose beispielsweise, die Antiquität an der schottischen Ostküste, hat vielleicht eine nicht ganz so spektakulären Coastal Stretch: Dafür ist der Weg zurück in Richtung Stadt und zum Clubhaus eine deutlich gefälligere und interessante gestaltete Strecke. Aber niemand und nichts ist nun mal wirklich perfekt, nicht mal ein Geläuf mit dem Nimbus von County Down.