Rory McIlroy bestreitet momentan sein erstes Major für dieses Jahr – wenn das als Synonym für einen besonderen und besonders herausfordernden Anlass stehen darf. Die phänomenale Form, die er gerade mit dem Sieg in Dubai gezeigt hat, nützt dem Weltranglistenersten dabei allerdings herzlich wenig. Vor dem „High Court“ in Irlands Hauptstadt Dublin, sozusagen das Oberlandesgericht, begann gestern der Prozess zwischen McIlroy und Horizon Sports Management, der Firma seines Ex-Beraters Conor Ridge. Ein Millionen-„Spiel“, bei dem es zuvorderst ums liebe Geld geht. Und auch um eine Freundschaft.
McIlroy: „Scheußliche Angelegenheit“
McIlroys Auftritt vor Justizias Schranken währte freilich nur 42 Sekunden. Dann wurde die Verhandlung erst auf den Nachmittag, später auf Mittwoch vertagt. Sein Anwalt Paul Gallagher hatte signalisiert, dass einige Sachfragen noch auf privater Ebene geklärt werden könnten, und Richter Brian Cregan gestattete den Parteien weitere Vergleichsgespräche, „um ein langwieriges und teures Verfahren zu vermeiden“.
McIlroy, wiewohl er den Rechtsstreit selbst angestrengt hat, dürfte gleicherweise nicht daran interessiert sein, dass seine finanziellen Verhältnisse in aller Ausführlichkeit ausgebreitet werden. „Man wünscht niemandem, so etwas durchzumachen“, hatte er schon im Vorfeld der Dubai Desert Classic gesagt und von einer „scheußlichen und ermüdenden Angelegenheit“ gesprochen: „Schade, dass es mit den unterschiedlichen Standpunkten so weit gekommen ist, und ein Richter uns nun sagen muss, was wir tun sollen.“
Der Nordire hatte seine Verbindung mit „Horizon“ im September 2013 nach knapp zweijähriger Zusammenarbeit beendet. Salopp formuliert fühlte er sich von Conor Ridge über den Tisch gezogen. Der Managementvertrag sei während der „Horizon“-Weihnachtsfeier 2011 in „formloser Atmosphäre“ vorgelegt worden, es habe nicht mal einen Entwurf zur Vorab-Prüfung gegeben. Ohne Rechtsbeistand wäre ihm, damals 22 Jahre alt, in seiner Unerfahrenheit „gar nicht bewusst“ gewesen, was er unterschrieben habe.
Überhöhte Konditionen vs. Vertragsbruch
Ridge soll demnach das Vierfache dessen kassiert haben, was in der Branche als Provisionssatz üblich ist. Mindestens 4,5 Millionen Pfund (knapp sechs Millionen Euro) zu viel.
Als Beweis für die überhöhten Gebühren wollten McIlroys Advokaten sogar die Konditionen seines Landsmanns und „Buddies“ Graeme McDowell offen legen lassen, der ebenfalls von „Horizon“ gemanagt wird. Unter Freunden ist das freilich nicht unbedingt die feine englische Art; sogar Auswirkungen auf das Klima im Ryder-Cup-Team waren befürchtet worden.
Horizon Sports Management wiederum konterte mit einer Gegenklage wegen Vertragsbruchs – der Kontrakt mit McIlroy war bis 2017 datiert – und macht zudem Schadenersatz für entgangene Provisionen geltend. Conor Ridge reklamiert dem Vernehmen nach 20 Millionen Pfund (26,4 Millionen Euro) allein aus dem von ihm eingefädelten und seit Anfang 2013 bestehenden Deal mit Nike.
Bei den Verhandlungen im Vorfeld sollen die Vertreter des Golfstars zehn Millionen Pfund (13,2 Millionen Euro) geboten haben. „Horizon“ jedoch verlangt angeblich wenigstens 13 Millionen Pfund (17,2 Millionen Euro). Jetzt wird indes erwartet, dass der Rechtsstreit heute doch noch mit einer außergerichtlichen Übereinkunft endet – und, so McIlroy, „wir alle wieder mit unserem normalen Leben weiter machen können“.
Update aus Dublin, Mittwoch, 13:10 Uhr
Rory McIlroy und "Horizon" haben sich laut einer knappen gemeinsamen Erklärung "im Einvernehmen" auf einen Vergleich geeinigt: "Der Streit zwischen Rory McIlroy und Horizon Sports Management wurde zur Zufriedenheit beider Parteien beigelegt. Die Beteiligten werden keine weiteren Angaben zum Verfahren machen und wünschen sich für die Zukunft alles Gute." Bezüglich der Höhe des Vergleichs schwirrten anschließend Summen zwischen 15 und 19 Millionen Pfund (20 bzw. 26 Millionen Euro) plus etlicher Millionen an Verfahrens- und Prozesskosten durch die Gerüchteküche.
Was auch immer McIlroy tatsächlich zahlt: Er kann das Thema abhaken und hat "den Kopf endlich frei", um sich vollständig auf sein Golfspiel zu konzentrieren ("Darauf freue ich mich!") sowie die kommenden Turniere in den USA inklusive Masters ins Auge zu fassen. Auch McDowell darf aufatmen. Seine Verträge mit "Horizon" bleiben unter Verschluss und die Freundschaft mit McIlroy unbelastet.
Horizon ist zu wünschen das viele Sportler diesen Prozess verfolgt haben und Ihre Schlüsse ziehen. Welcher seriöser Berater handelt Vertröäge aus ohne seinem Gegenüber zumindest eine Prüfung zu ermöglichen(eigentlich dazu aufzufordern).
Und Rory hat hoffentlich gelernt das wenn Geld(vor allem viel Geld) im Spiel ist schnell die Freundschaft wackelt.