Rory McIlroy ist als ehrlicher Interviewpartner bekannt, aber bei der Pressekonferenz vor der Open Championship am Dienstag könnte er zu ehrlich gewesen sein. Mit seinen Aussagen zu den diesjährigen olympischen Spielen, bei denen er, wie viele andere hochkarätige Kollegen auch, nicht an den Start gehen wird, sorgte er für einen Sturm der Entrüstung. Einige fürchten sogar, er könnte dem ohnehin bereits vor Start angeschlagenen olympischen Golf einen weiteren fatalen Schlag verpasst haben.
Golf bei Olympia nicht "das, was zählt"
Bei seiner Pressekonferenz hatte der Nordire nämlich keineswegs mit seiner Meinung hinter dem Berg gehalten, dass Golf bei Olympia fehl am Platze sei. Er sagte, dass er sich die olympischen Spiele zwar ansehen werde, wahrscheinlich aber kein Golf, sondern "das, was zählt", wie Leichtathletik oder Schwimmen. Er sagte außerdem er sei "in den Golfsport gegangen, um zu gewinnen", nicht um "andere Leute ans Spielen zu kriegen". Der 27-Jährige scheint sich also keineswegs als Botschafter des Golfsports zu begreifen.
Für viele war die Aussage McIlroys aber weit mehr als nur ein persönliches Statement, sondern ein Affront, sowohl gegen die begeisterten Olympioniken in Golf und anderen Sportarten, als auch gegen diejenigen, die versuchen, dem Golfsport ein besseres Image zu verpassen und darauf hoffen, dass das Spiel von seiner Aufnahme in die olympischen Sportarten profitiert.
Kein Verständnis seitens anderer Sportler
So fand beispielsweise der mehrfache Hockey-Olympiasieger Moritz Fürste ausgesprochen klare Worte auf Facebook: "Rory McIlroy, du bist ein Idiot. Wenn ihr um Geld spielt, sollen wir alle zuschauen, wenn jemand bereit ist für eine olympische Medaille alles zu geben, dann zählt das für dich nicht??? Du bist kein Sportler. Kein echter. Du bist Geschäftsmann. Mehr nicht."
Auch die Squash-Spielerin Laura Massaro reagierte gegenüber der BBC erbost. Kein Wunder, blieb ihrer Sportart doch bis dato der Platz bei den olympischen Spielen verwehrt - unter anderem 2009, als dem Golfsport nach über einem Jahrhundert seine Rückkehr zu Olympia ermöglicht wurde. "Es wirkt etwas unfair, dass viele Sportarten da draußen sich über einen Platz bei den olympischen Spielen freuen würden, [die Sportler] es als Höhepunkt sehen würden und alles tun würden, was sie können, um eine olympische Medaille zu bekommen, " so Massaro. Sie sagte, seine Kommentare seien "inakzeptabel". Es sei beinahe eine Schande, so Massaro weiter, dass man diese Chance nicht Sportlern geben könne, "die es wirklich, wirklich wollen. Ich hoffe, dass das IOC [seine Entscheidung] überdenkt und sich in Zukunft nach anderen Optionen umsieht."
Auch Journalisten sind erzürnt
Auch Golfchannel-Experte Brandel Chamblee findet, zu sagen, dass Golf bei den olympischen Spielen keine Rolle spiele sei "eine Beleidigung für jeden der hinfährt und bei Olympia mitspielt" und zudem für jene, die dafür gekämpft haben, "Golf durch seine Aufnahme in das olympische Programm besser zu machen". McIlroy verpasse damit die Chance zu zeigen, dass Golf nicht nur eine Freizeitbeschäftigung, sondern ein Sport und dass er ein waschechter Athlet ist und er denkt, "er wird diese Worte für den Rest seines Lebens bereuen."
Christine Brennan von USA today hingegen glaubt, der Weltranglistenvierte habe lediglich das ausgesprochen, was die meisten der (fast ausschließlich männlichen) Topgolfer, die nicht nach Rio wollen, denken. Trotzdem meint sie, sein Sport werde ihn vielleicht nie wieder behandeln wie vorher, "nicht nur wegen dieses Kommentars, sondern wegen dem, wo Sie gesagt haben, Sie seien nicht verantwortlich dafür, den Golfsport aufzubauen - aber Sie haben soeben die perfekte Nachricht an das [IOC] gesendet: Werden Die dieses Spiel so schnell wie möglich los, zumindest das der Herren." Die Golffans dieser Welt freilich hoffen trotzdem auf erfolgreiche Spiele - und darauf, dass Golf trotz solcher Aussagen wie der von McIlroy ein fester Bestandteil von Olympia wird.