Die R&A und USGA haben bereits in der letzten Woche eine weitreichende Regeländerung in Form einer Model Local Rule (MLR) vorgeschlagen. Künftig sollen Golfbälle für Elite-Turniere unter anderen Bedingungen getestet werden und damit weniger weit fliegen dürfen. Stars wie Justin Thomas und Bryson DeChambeau sprachen sich bereits gegen diese vorgeschlagene Änderung aus, auch Ball-Hersteller wie Titleist und TaylorMade sind wenig begeistert. Der immer mitschwingende Vorwurf aus der Branche: Die Trennung des Profisports von Amateur-Spielern. Nun äußert sich Rory McIlroy zu den Plänen und spricht sich sogar dafür aus.
Rory McIlroy: "Ich glaube es hilft dem Spiel"
McIlroy gilt als Longhitter und Sprachrohr der Tour-Spieler, doch bei dieser Debatte positioniert er sich auf der Seite der Minderheit. Der Nordire spricht sich im Interview mit dem No Laying Up Podcast für die geplante Regeländerung aus. Der Ausschlaggebende Punkt für McIlroys Zustimmung war dabei der wohl größte Kritikpunkt der Gegenseite. "Ich habe immer betont, dass ich nicht möchte, dass die Dachverbände den Freizeitgolfer anfassen, denn wir müssen das Spiel so wenig einschüchternd und so spaßig wie möglich gestalten, um die Beteiligung so hoch wie möglich zu halten", sagte McIlroy. "Ich bin froh, dass in diesem neuen Vorschlag der Freizeitgolfer nicht berührt wird. Aber für das Spiel auf Elite-Niveau finde ich ihn wirklich gut. Das tue ich wirklich. Ich weiß, dass das unter meinen Kollegen eine sehr unpopuläre Meinung ist, aber ich denke, dass es helfen wird, die besten Spieler ein wenig leichter zu identifizieren. Ihr [bei No Laying Up] verwendet den Ausdruck 'Golf wurde auf der Elite-Ebene ein wenig verdummt', und ich stimme dem vollkommen zu. Ich glaube, dass Leute mit einem vielseitigeren Spiel leichter Erfolg haben werden als das, was das Spiel in den letzten Jahren geworden ist."
Das ganze Interview mit Rory McIlroy im Video:
Rory on the MLR: "Honestly, for me, the major championships are the biggest deal, so if the PGA Tour doesn't implement it, I might still play the Model Local Rule ball."
Link: https://t.co/9gUrXu2Tuv
Audio from the interview: pic.twitter.com/cjABp2XFop
— No Laying Up (@NoLayingUp) March 22, 2023
McIlroy freut sich auf die Zukunft mit den Low-Distanze-Bällen
"Ganz ehrlich, ich denke es wird mir helfen," erklärte McIlroy im Interview. "Ich glaube, dass die Jungs wieder lange Eisen und mittlere Eisen schlagen und in der Lage sind, jeden Schläger in ihrem Bag in einer Runde Golf zu schlagen. ... Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das das letzte Mal tun musste. Ich weiß nicht, ob diese Veränderung des Balls uns dazu bringen wird, aber es ist sicherlich ein Schritt in diese Richtung." Für McIlroy steht bereits fest, sollten die Bälle zum Muss bei den Majors werden, wird er sich ganzjährig auch auf der PGA Tour auf die geringeren Distanzen einstellen. "Ich weiß, dass ich durch die Anzahl der Major-Turniere definiert werde, die ich hoffentlich von jetzt an bis zum Ende meiner Karriere gewinnen werde. [...] Wenn mir das die beste Chance gibt, bei den Majors erfolgreich zu sein und mich so gut wie möglich vorbereitet zu fühlen, dann würde ich das tun."
"In anderen Sportarten geht Veränderung doch auch"
Für Rory McIlroy ist die geringere Länge des Ballflugs kein Grund zur Sorge, zumindest nicht mehr. Früher war er noch anderer Meinung, aber im Diskurs mit Vertretern des Tennis habe sich seine Meinung geändert. "Ich hatte ein wirklich gutes Gespräch mit dem Vorsitzenden des All England Lawn and Tennis Club, als ich vor ein paar Jahren in Wimbledon war", sagte McIlroy. Wir unterhielten uns über ein paar Dinge und er sagte: "Rory, in den frühen 2000er Jahren, als das Herrentennis hauptsächlich aus Aufschlag und Volley bestand, war das nicht sehr gut für den Unterhaltungsaspekt des Spiels. Ballwechsel dauerten nicht länger als drei Schläge. Wir können den Platz nicht größer machen. Also haben wir den Ball verlangsamt und den Rasen auf dem Platz verändert, um ihn etwas klebriger zu machen. Und drei Jahre später spielen Roger Federer und Rafael Nadal in einem der besten Wimbledon-Finale aller Zeiten."
Im Golf könnte man theoretisch größere Plätze bauen und auch bestehende Golfanlagen werden immer weiter ausgebaut, doch zu Kosten der Umwelt. Dies sei für McIlroy das wohl wichtigste Argument für die Änderung. "Ich war einmal der Meinung, dass man in der Formel 1 nicht versucht, die Autos langsamer zu machen. Innovation ist ein Teil jedes Sports. Sie ist ein Teil jeder Industrie. Aber immer dann, wenn die Innovation den Rahmen des Spiels sprengt, haben wir meiner Meinung nach ein Problem."