Mal sehen, was die Players Championship bringt, immerhin war‘s am vergangenen Turnier-Wochenende ruhig an der Regelfront: Niemand wurde bestraft, weil er beim Droppen nicht in die Knie ging; nirgendwo stand ein Caddie auf der verlängerten Puttlinie und damit unter dem Verdacht, seinen Spieler regelwidrig ausrichten zu wollen; und beschwert hat sich auch keiner, wenigstens nicht lauthals und mit Social-Media-Getöse. Halleluja!
Geplatzte Meetings, gekränkte Ehre: Kindergarten
Das Arnold Palmer Invitational mit dem Nimbus von „King“ Arnie und seinem Sportgeist kam vielleicht genau zur rechten Zeit, um die greinenden Golfstars auf der PGA Tour und ihr larmoyantes Lamento über die Reform der Golfregeln zum Verstummen zu bringen. Was haben sie sich aufgeregt, Adam Scott, Billy Horschel und Andrey Landry („Die neuen Regeln sind Müll“) beispielsweise. Oder Rickie Fowler, der gar andeutete, den Ball hinterrücks aus dem Allerwertesten fallen zu lassen, um zu zeigen, was er vom neuen Droppen hält. Und dann dieses kindische Gezänk zwischen dem meckernden Justin Thomas und der USGA, die sich wie beleidigte Leberwürste via Twitter über angeblich geplatzte Meetings und gekränkte Ehre beharkten. Kindergarten kleine Gruppe – aber echt jetzt mal …
Motzende Pros machen sich lächerlich
Die Herren Tour-Pros tun gerade so, als wären sie von der Regelreform zum 1. Januar völlig auf dem falschen Fuß erwischt worden – so, wie für viele ja Weihnachten gleichsam immer wieder überraschend am 24. Dezember kommt –, schwadronieren über Sinn und Unsinn, über komische Verrenkungen und unsportives Aussehen, reklamieren Extrawürste wie ein eigenes Gesetzeswerk – und machen sich damit komplett lächerlich!
Jay Monahan, der Commissioner der PGA Tour, hat dieser Tage dankenswerterweise darauf hingewiesen, dass die USGA mit der Ankündigung der Regelreform vor zwei Jahren bereits zur Diskussion eingeladen hat; die Profis hatten folglich alle Möglichkeiten, sich einzubringen. Bloß haben die wenigsten es getan. Aber nun motzen. „Es ist ein gemeinschaftlicher Prozess, und die PGA Tour war – wie alle anderen Golforganisationen auf der ganzen Welt – von Beginn an beteiligt“, verdeutlichte Monahan vor Beginn des Flaggschiff-Turniers im TPC Sawgrass.
Absage von „Commish“ Monahan an separate Tour-Regeln
Der amerikanische Golfverband USGA hatte bereits im März 2017 eine sechsmonatige Beteiligungsphase ausgerufen, jeder konnte sich während dieses Zeitraums in Sachen Regeln äußern, über 25.000 Golfer machten davon Gebrauch. „Wir haben am Anfang eine lange Liste an Empfehlungen eingereicht und dann während dieser Phase ein Feedback zu den geplanten Änderungen gegeben. Vieles führte dann nochmals zu Überarbeitungen und Korrekturen in der endgültigen Version“, sagte „Commish“ Monahan, der im Übrigen separate Regeln für die Tour kategorisch ablehnte: „Es gibt mit der USGA und dem R&A zwei wunderbare, professionell arbeitende Regelinstitutionen. Wir haben immer nach deren Regeln gespielt und werden das auch weiterhin tun.“
Was an den neuen Regeln ist so schwierig umzusetzen!
Im März 2018 dann publizierte die USGA das endgültige neue Regelwerk, genug Zeit also, um sich darauf einzustellen, was seit 1. Januar 2019 Recht und Gesetz im Golfsport ist. Also, Ihr Heulsusen auf der Tour: Es reicht dann mit dem Gejammer! Lest die Regeln, lernt sie und richtet Euch danach. Das gilt ebenfalls für Eure Caddies. Zum Daseins eines Professionals gehört halt nicht allein das Schlägerschwingen und Preisgeldabsahnen. Und was in Golf-Gentleman Bobby Jones‘ Namen ist so schwierig daran, einen Ball aus Kniehöhe zu droppen und den Caddie wegtreten zu lassen, bevor man zum Putten ansetzt!
„Verbände wollen im Sinne des Spiels handeln“
Zur Ehrenrettung der Berufsspieler-Gilde sei natürlich erwähnt, dass es reifere Gemüter gibt. Rory McIlroy merkte am Rande des Arnold Palmer Invitational an, dass es derzeit scheinbar sehr in Mode sei, bei jeder Gelegenheit auf der USGA herum zu hacken. „Grundsätzlich sollten wir den Golfgremien doch zugute halten, dass sie im Sinne des Spiels handeln wollen und nicht zu seinem Nachteil. Fehler macht halt jeder mal, wir ja auch. Ich bin sicher, dass sie das letztlich alles hinkriegen werden.“
„Bei aller Kritik keine Grenzen überschreiten“
Thomas Björn, Europas erfolgreicher Ryder-Cup-Kapitän von Paris 2018, und sein Nachfolger Padraig Harrington wiesen in einem wahren Trommelfeuer von Tweets beinahe unisono daraufhin, dass die neuen Regeln auf Basis „eines massiven Inputs von Spielern und Schiedsrichtern“ entwickelt worden seien, dass USGA und R&A „sehr genau zugehört“ hätten.
Interesting that @RandA and @USGA are coming in for so much criticism from players and caddies.
Players from all over the world was asked their opinions about which rules should change, so was the tour refs and officials.
I for one think they listened!!— Thomas Bjorn (@thomasbjorngolf) 4. März 2019
Sie monieren allerdings, dass Slow Play „als größtes Problem des Golfsports“ nicht erfasst worden sei. Björn betonte überdies: „Wir sollten aufpassen, dass wir bei aller, sicherlich manchmal berechtigter Kritik an den Verbänden nicht eine Grenze des Vertretbaren überschreiten.“ Und dann ist da noch der permanententspannte Dustin Johnson, der in gewohnter Lässigkeit Stellung bezog: „Ich denke, die Regeländerungen sind gut. In ein paar Monaten redet kein Mensch mehr davon.“
After further and more direct conversations with @JustinThomas34, we realize he did not avoid a discussion with the USGA nor cancel any meetings. We value his and all players’ opinions and are committed to a productive dialogue as the golf world adjusts to the modernized rules.
— USGA PR (@USGA_PR) 5. März 2019
Dafür reden demnächst USGA und Justin Thomas. Der fürs Regelwerk verantwortliche Direktor John Bodenhamer wird mit der wenig überraschenden Erkenntnis zitiert, dass es doch besser sei, direkt mit einander zu sprechen anstatt sich virtuell ins Visier zu nehmen. Geht doch …