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Profigolf und Corona: Ohne Fans fehlt McIlroy und Co. der spezielle Kick

29. Okt. 2020 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Rory McIlroy würde gerne wieder vor Fans spielen (Foto: Getty)

Rory McIlroy würde gerne wieder vor Fans spielen (Foto: Getty)

„Mashed potatoes!“, „Get in the hole!“: Wer hätte gedacht, dass derartiges Geblöke mal schmerzlich vermisst werden würde? Na ja, vielleicht nicht unbedingt exakt solche Zwischenrufe. Aber die sind nun mal unvermeidbar, wenn Golfstars ihre Schlag-Fertigkeit vor Fans am Rand von Abschlägen, Fairways und Grüns zelebrieren. Und genau die fehlen. Auf der PGA wie auf der European Tour. Seit dem Restart der Profi-Circuits finden hüben wie drüben die Turniere vor leerer Kulisse und damit in vergleichsweise gespenstischer Stille statt. Die paar Leute, Offizielle oder Anwohner, die „outside the ropes“ zu sehen sind, unterstreichen das eher.

Beruhigendes Gefühl für junge Spieler“

Schon vor geraumer Zeit haben sowohl Tiger Woods als auch Rory McIlroy beredt Klage über die mangelnde Atmosphäre in Zeiten von Corona geführt. Ohne Zuschauer würden sich alle Turniere gleich anfühlen. „Ich brauche Intensität und eine gewisse Art von innerem Ansporn. Beides ergibt sich teils durch mein Spiel, teils durch die Präsenz der Fans“, bekannte McIlroy. Er glaubt, dass der aktuell eher familiäre Charakter der Events vor allem jungen Spielern helfe, die das vom College kennen.

Matthew Wolff, der 2019 die Uni verlassen hat und Profi wurde, stimmt zu. „Es ist ein durchaus beruhigendes Gefühl, wenn man in ohnehin angespannten Situationen nicht auch noch so viele Leute sieht“, gesteht der 21-Jährige. Sein Caddie Nick Heinen pflichtet bei: „Eine Sache weniger, um die man sich Sorgen machen muss. Es ist sicher gut für ihn, wenn es ruhiger zugeht.“

„Fühle mich wie ein golfender Zombie“

McIlroy hingegen bezieht „viel Inspiration von außen, die mir hilft, um in Fahrt zu kommen“. Er braucht den Kick: „Die Fans und die von ihnen kreierte Atmosphäre machen ein Turnier aus.“ Oder wie es sein nordirischer Landsmann Graeme McDowell kurz und prägnant formuliert hat: „Ich fühle mich wie ein golfender Zombie.“

Alles fehlt. Der Beifall für Birdies. Das Hurra für Holes-in-one. Generell die spannungsgeladene Atmosphäre. Der Faktor Nerven wiegt anders. „Mit Zuschauern potenziert sich alles. Du musst dich viel mehr konzentrieren und fokussiert bleiben“, beschreibt es Xander Schauffele. „Momentan geht es zu wie bei College-Turnieren – echt schräg.“

„Die Galerie sorgt für Adrenalinschübe“

Auch Justin Thomas findet markige Wort. „Ich muss einen Weg finden, draußen fokussiert zu bleiben“, resümierte der US-Pro nach seiner knappen Niederlage gegen Patrick Cantlay bei der Zozo Championship. „Es klingt verrückt, aber wenn es so still ist, dann wird es schwierig, sich den Killer-Instinkt zu erhalten.“ Schon zuvor hatte der PGA Champion von 2017 beklagt, dass sich Majors im Schatten der Covid-19-Pandemie und ohne großes Publikum nicht wie Majors anfühlten: „Die Galerie sorgt halt für Adrenalinschübe.“

„Beziehe Energie aus den Menschenmassen“

Tiger Woods ist einer, der sein Leben lang vor Tausenden von Leuten agiert hat. „Ich bin es gewohnt, eben aus diesen Menschenmassen eine Menge Energie zu beziehen“, räumt auch der 15-fache Majorsieger ein. Da wundert es nicht, dass allenthalben die Entscheidung der PGA Tour begrüßt wird, bei der Houston Open kommende Woche wenigstens 2.000 Zuschauer zuzulassen. „Die Fans und ihre Unterstützung machen einen großen Teil vom Reiz dessen aus, was wir Woche für Woche erleben“, betont PGA-Tour-Commissioner Jay Monahan. „Definitiv können wir kaum erwarten, dass wieder Publikum vor Ort ist. Und den Spielern geht es ebenso.“

„Kein Risiko so kurz vor dem Masters“

Nur einer „is not amused“. Phil Mickelson findet den „Freibrief“ für Fans im Hinblick auf mögliche Übertragungen von SARS-CoV-2 eher bedenklich und überlegt sogar, der Augusta-National-Generalprobe in Houston fern zu bleiben. „Die Tour und der Ausrichter werden in puncto Sicherheit einen sehr guten Job machen. Doch mir gefällt das Risiko nicht“, erklärte „Lefty“. „Eine Woche vor dem Masters, vor so einem großen und wichtigen Turnier, möchte ich mich keiner Virus-Gefahr aussetzen.“

Vorteil für weniger im Fokus stehende Spieler

Ein interessanter Aspekt ist übrigens, dass publikumsfreie Turniere womöglich eine Art Kräfteverschiebung auf dem Platz verursachen. Sowohl Woods als auch McIlroy gehen davon aus, dass andere Spieler dadurch einen Vorteil haben. „Die Top-Leute sind dichte Zuschauerreihen und die damit verbundene Unruhe gewöhnt, für uns ist das völlig normal“, verdeutlicht Tiger. „Spieler, die weniger im Fokus stehen, müssen damit erst mal klarkommen, wenn sie in solchen Flights sind.“

Folgt man dieser Ausführung, dann wirkt sich positiv auf die Performance aus, dass all die störenden Einflüsse jetzt weitgehend wegfallen. Und, so Woods: „Deswegen sieht man derzeit auch auf viel breiterer Ebene gute Scores. Die Jungs schießen nicht so hohe Runden wie sonst.“

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