Die amerikanischen Kollegen von Morning Read haben sich die Mühe gemacht und das durchschnittliche Preisgeld recherchiert, das theoretisch jeder PGA-Tour-Profi gewonnen hat. Sie haben die nackten Preisgelder auf der PGA Tour, bereinigt von FedEx-Ausschüttungen oder weiteren Verdiensten, bis zurück nach 1980 dargestellt. Im Ausschnitt 2015 bis 2021 gewann der durchschnittliche Profi demnach:
2021: 1.485.055 US-Dollar,
2020: 1.015.708 US-Dollar,
2019: 1.225.318 US-Dollar,
2018: 1.329.295 US-Dollar,
2017: 1.240.264 US-Dollar,
2016: 1.174.342 US-Dollar,
2015: 1.159.903 US-Dollar.
Solche Darstellungen sind mit Vorsicht zu genießen. Die Schlussfolgerung, jeder PGA Pro verdiene über eine Million im Jahr, ist jedenfalls falsch. Denn erstens existiert der „durchschnittliche Profi“ nicht und zweitens bündeln sich die Preisgelder extrem an der Spitze.
Jon Rahm gewann 2021 rund 7,8 Millionen Dollar
Die Top-16 der PGA Tour gewannen jeweils über fünf Millionen US-Dollar. Allein Jon Rahm gewann 2021 rund 7,8 Millionen Dollar. Um diese Diskrepanz zum Durchschnitt von knapp 1,5 Millionen US-Dollar auszugleichen, müssen viele Golfprofis unter dem Schnitt bleiben. Laut Statistiken der PGA Tour gewannen 165 von 250 Tour-Profis Preisgelder unterhalb des Durchschnitts.
Da allein die beruflichen Fixkosten der US-Profis bereits 600.000 Dollar betragen, müssen manche Profis draufzahlen oder anderweitig Geld generieren, um weiter auf der PGA Tour spielen zu können. Laut Statistiken der PGA Tour liegen 96 von 250 Tour-Profis in 2021 unterhalb der Fixkosten-Grenze. Das Schlusslicht 2021 ist Parker McLachlin, der bei neun Turnieren auf Einnahmen in Höhe von sechs Tausend Dollar kam. Bud Cauley hingegen spielte nur ein einziges Turnier, beendete es auf dem geteilten 14. Platz und hat somit 100 Tausend Dollar auf der Habenseite.
Preisgelder auf der PGA Tour: Zeit der Sparsamkeit vorbei
Nachdem die durchschnittlichen Preisgelder im Coronajahr 2020 ebenfalls rekordverdächtig um über 200.000 Dollar gesunken waren, ist die Entwicklung von 2020 auf 2021 rasant positiv. Bewegte sich die Entwicklung zuvor in Schritten von 100.000 Dollar, steigen die Preisgelder nun um durchschnittlich eine halbe Million Dollar, von 1.01 Mio. auf 1,485 Mio. Sowohl der Schritt der Erhöhung als auch die Summe selbst sind so hoch wie nie zuvor.
Da die Preisgelder von den Sponsoren des jeweiligen Turniers gezahlt werden, war ihr Einbruch ein deutliches wirtschaftliches Alarmzeichen im Coronajahr 2020. Zwar traf die Coronakrise die PGA nicht so stark wie die ohnehin angeschlagene European Tour, dort war neben minderer Preisgelder auch an Spieler-Lounges und Courtesy Cars gespart worden. Aber auch in den USA gab man sich angesichts fehlender Ticketeinnahmen kleinlaut und zog demütig Konsequenzen. Die PGA Tour musste eine nicht genannte Zahl an Mitarbeitern entlassen. Tour Commissioner Jay Monahan verzichtete auf sein Gehalt.
Eine Millionen mehr Preisgeld pro Turnier
Der diesjährige Rekordanstieg ist indes ein weiteres deutliches Zeichen dafür, dass die Zeit der Sparsamkeit vorbei ist. Bereits im August hatte Commissioner Monahan eine Erhöhung der Gesamteinnahmen um 18 Prozent für die Saison 2022 prognostiziert. Und tatsächlich steigen die Preisgelder im Jahr 2022, ohne die Bonus-Töpfe der PGA bei der Rechnung zu berücksichtigen, um etwa 35 Millionen US-Dollar. D.h. um rund eine Millionen pro Turnier. Die Gelder von FedxEx Cup und Comcast Business Top-10 steigen von 70 auf 85 Millionen.
Eine analoge Entwicklung hat die PGA auch für die Korn Ferry Tour angekündigt. Dort steigen die Preisgeld-Töpfe bei den Events auf ein festgelegtes Minimum von 750.000 US-Dollar; in den Finals auf ein Minimum von einer Million.