Das elementare Basismantra des Golfspiels lautet: Jeder Schlag zählt. Ein routinierter, verlässlicher Schlag und die Körpererinnerung hängen von einer soliden und verinnerlichten Pre-Shot-Routine ab. Im idealen Fall ist sie so exakt, dass sie sich wie im Fall von Tom Watson über 30 Jahre nicht nur unverändert bleibt, sondern auch im zeitlichen Ablauf höchstens marginale Abweichungen aufweist.
Pre-Shot-Routine als Schlüssel zum Erfolg
Die Routine ist der auffälligste Unterschied vom Pro zum "gemeinen Wochenendhacker". Viele Pros bestätigen dies durch ihre Erfahrungen auf den Pro-Am-Turnieren. Für Lee Westwood ist die Routine, „the most important ingredient to swing the club right”. Tiger Woods etwa hat ausgemacht, dass Freizeitgolfer in unterschiedlichen Rhythmen und Schlagvorbereitungen agieren. Seine eigene Routine hingegen gehört zu den minimalistischen auf der Tour. Ein, zwei Schwünge zum Muskeln lockern, hinter den Ball treten und den Schlag visualisieren, am Ball dann noch ein zwei Blicke in Richtung Ziel und los geht's.
Auch Hank Haney, ehemalig Coach von Tiger Woods und inzwischen Trainer von Schwimmikone und Golfneuling Michael Phelps, hat eine interessante Sicht auf die Unterschiede. Er sagt, dass sich die meisten Profis dem Ball von hinten näherten. Dies sei insofern ideal, dass sich von dort die Flugkurve und der Landepunkt am besten visualisieren ließen. Seitliche Probeschwünge führen hingegen dazu, dass sich die Ausrichtung verschiebt und der Zielpunkt nicht mehr korrekt sei. Routine bedeutet nicht die komplette Runde in einsilbiger Konzentration zu verbringen. Wichtig ist der Initiationsmoment um in seine Schlagvorbereitung einzusteigen. Etwa den Handschuh festzuziehen und das Geräusch des Klettverschlusses als akkustische Referenz zu nutzen. Andere haben einen kleinen Punkt auf dem Handschuh, der sie in den Fokus bringt.
Turniervorbereitung
Auch in der Turniervorbereitung schwören die Pros auf ihre ganz eigenen Marotten und Muster. So wohnten, bis zur Geburt des kleinen Caleb, die Golf-Boys Bubba Watson, Ben Crane, Hunter Mahan und Rickie Fowler gerne gemeinsam in einem gemieteten Haus und haben die Turnierwoche nicht selten zu einem lustigen „Buddies-Trip“ gemacht. Während einer Saison stehen die Majors im Zentrum der Gewinnträume. Viele versuchen bereits vor dem Turnier die Plätze zu beäugen.
Auch Martin Kaymer versucht die Major-Plätze vorab zu bespielen. Zur Routine einer Turnierwoche gehören neben dem Training die Pro-Am-Veranstaltungen, die einen gewissen Trainingseffekt bergen. Verblüffend ist, dass die Profis oft nach einer offiziellen Turnierrunde noch an den Schwachstellen ihres Spiels zu arbeiten. Tiger Woods steht dafür gerne mal um fünf Uhr morgens auf, seine Nichte Cheyenne Woods lässt sich auch von Wind, Wetter und Erschöpfung nicht abhalten, nach ihrem Turniertag noch ein paar Putts einzulochen.
Kevin Na ist "Waggle"-Weltmeister
Manchmal geht selbst erfahrenen Profis die Routine flöten oder die individuelle Schlagvorbereitung erheitert die Zuschauer mit ungewohnter Slapstick-Anmutung. Wie katastrophal sich der Verlust seiner Routine auf den Schwung auswirkt, musste auch ein Kevin Na schon erfahren, der bei einer zurückliegenden Players Championship deutlich sichtbare Probleme hatte. Bis zu 18 „waggles“ wurden damals für ihn gezählt, oft musste er seinen Schlagversuch abbrechen und erneut anfangen. Überflüssig zu sagen, dass er wegen Zeitspiel verwarnt wurde. Jason Dufner aber hat die „waggles“ kultiviert, indem er am Ball zwei oder dreimal den Schlag andeutet, bevor er schlägt.
Auch das gemeinsame Training unter den Pros sorgt mitunter für verblüffende Resultate. So profitierte Tiger Woods von einer Putting-Session mit Steve Stricker. Das Resultat: ein Karrierebestwert von nur 100 Putts beim seinem letzten Sieg in Doral.
Also an der Routine arbeiten und dann heißt es: „Pull the Trigger“