Auf den allseits erwarteten Martin Kaymer mussten die Zuschauer der Porsche European Open leider verzichten. Aber andere deutsche Hoffnungsträger taten sich im Feld hervor und stellten eine würdige Vertretung dar. Mit Freddy Schott und Matti Schmid liegen zwei junge Nachwuchsspieler nur knapp außerhalb der Top 10 und das an einem Tag, an dem Nässe und Wind zusammen mit der Länge des Platzes die Scores in die Höhe trieben.
Freddy Schotts Strategie: Das Schlimmste vermeiden
Nachdem er letztes Jahr bei seinem ersten Start auf der DP World Tour (ehemals European Tour) den Cut verpasste, brachte Freddy Schott sich am Donnerstag mit einer 70er Runde in eine deutlich bessere Position. "Ich habe versucht, das Schlimmste zu vermeiden auf dem Platz, habe somit meine Chancen bekommen und diese genutzt", erklärte er zufrieden nach der Runde. "Ich bin sehr strategisch und eher defensiv herangegangen. Auch, weil ich ja weiß, was hier um die Grüns herum für Gefahren lauern." Diesen ging er gekonnt aus dem Weg und platzierte sich mit einem Eagle-Hole-Out an Bahn 11 aus 250 Metern unter den vorderen Plätzen im Leaderboard. "Ich habe das Eagle ehrlich gesagt gar nicht gesehen", gestand er. Erst als er das Grün erreicht hatte, sah er, dass sein Ball reingegangen war und freute sich. Den Erfolg feierte er mit einem direkt folgenden Birdie und letztendlich Platz 11.
Matti Schmid drohte, Schott den Platz als bester Deutscher im Feld noch streitig zu machen, doch nach der ersten Runde teilten sich beide diese Ehre. Auf einer wechselhaften Runde verhalfen einige gute und zum Teil auch glückliche Aktionen Matti Schmid zu einer 2 unter 70er Runde, aber er konnte nicht alle Chancen mitnehmen, die sich ihm boten. "Ich habe schlecht gedrivet, aber viele gute Eisen geschlagen und ein sehr solides kurzes Spiel", war seine Erfahrung auf der Runde, die einige Bogeys und Birdies im Wechsel bot. "Im Golf liegt gut und schlecht meistens sehr nah beieinander", sprach er wahre Worte, insbesondere an einem so windigen Tag. Wie für Freddy Schott heißt es auch für ihn, morgen noch mal genau so wie heute an den Platz heranzugehen. "Versuchen so viele Grüns wie möglich zu treffen und Chancen herausarbeiten. Wenn sie fallen, dann fallen sie."
Marcel Siem: "Ich geb mir Mühe, dass ich der erste Deutsche bin, der wieder gewinnt"
Gefallen sind sie auch bei Marcel Siem, der sich immer noch von einer Handgelenksverletzung erholt und mit einem Schlag unter Par ebenfalls ein solides Ergebnis ins Clubhaus brachte. "Es war nicht einfach heute da draußen und der Platz hat sich sehr, sehr lang gespielt." Nach bereits neun Löchern habe er sich gefühlt, als wären es bereits 18 Loch gewesen, sowohl was die Länge des Platzes angeht, als auch die Konzentration, die er erfordert.
Siem hat bereits deutlich mehr Tour-Erfahrung als beispielsweise Schmid und Schott, die jetzt vor ihm liegen. "Ich bin stolz auf die ganzen jüngeren Spieler, die nachkommen. Die spielen alle richtig gutes Golf. Es ist nicht mehr wie vor zehn Jahren, als nur Martin Kaymer und ich und Alex Cejka vielleicht da waren. Aber ich gebe mir Mühe, dass ich der erste Deutsche bin, der nach 2014 nochmal gewinnt." Den ersten Schritt dahin hat er schon gemacht: "Mein Ziel war es, vier Mal unter Par zu spielen und zu gucken, was dabei rauskommt."
Mit einer guten Back Nine liegt auch Jannik De Bruyn mit einem Schlag unter Par auf dem geteilten 21. Rang. Den Bedingungen konnten auch Alex Knappe (T27), Marcel Schneider (T40), Yannik Paul (T54) und Sebastian Heisele (T54) trotzen. Für Schneider geht es dabei noch um einiges mehr: Er liegt aktuell auf dem letzten Rang der US Open European Qualifier Series, der sich für die US Open in zwei Wochen qualifizieren würde. Yannik Paul liegt in diesem Ranking auf Rang 6.
Für andere Spieler könnte der Freitag noch eine Herausforderung werden, auch wenn davon auszugehen ist, dass der Cut ziemlich hoch liegen wird. Einer der Spieler, die am Donnerstag Probleme hatten, war Max Kieffer. Mit neun Schlägen über Par für die Runde und vor allem neun Schläge am Par-3 der 14 war es ein rabenschwarzer Tag für ihn. "Ich hab eigentlich gut gespielt", sagte er, "aber ich hatte überhaupt keine Distanzkontrolle mit den Eisen." Die Kälte am Morgen, aber auch die Nässe auf dem Platz von den Gewittern des Vortages bereiteten einigen Spielern Probleme. "Am Ende habe ich noch ein paar dumme Bogey gemacht, aber irgendwann ist auch einfach die Luft raus", so Kieffer. Damit blieb es nur bei T147 für ihn am Ende des Tages.
Doppelspitze bei der Porsche European Open
Auch die Spitze ist umkämpft. Früh setzte Haotong Li mit einer 67er Runde eine Bestmarke für die anderen. "Ich fühle mich großartig, trotz der schwierigen Bedingungen, und bin sehr zufrieden", so der Chinese, der mit drei Birdies seine Runde begann. "Morgen werde ich mich einfach entspannen und so weitermachen." Mit nur einem Bogey war er der Mann, den es heute zu schlagen galt und Joakim Lagergren nahm sich dieser Mission an. Mit einem Eagle-Hole-Out an Loch 15 lag der Schwede auf einmal in geteilter Führung, seine fünf Birdies schadeten da auch nicht.