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PGA Tour

Der „Doppel-Wumms“ von Phoenix: Erst „The Greenest Show“, dann Super Bowl

08. Feb. 2023 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Scottie Scheffler und Patrick Mahomes könnten am Wochenende einmal mehr im Fokus stehen. (Fotos: Getty)

Scottie Scheffler und Patrick Mahomes könnten am Wochenende einmal mehr im Fokus stehen. (Fotos: Getty)

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Der Nabel der Sportwelt hat eine Fläche von knapp 24.000 Quadratkilometern. Das Maricopa County ist ein Landkreis des US-Bundesstaats Arizona und dieser Tage das Epizentrum des sportlichen Geschehens. Am Rand der Millionenmetropole Phoenix liegen die eigentlich beschaulichen Städtchen Scottsdale und Glendale, die es beide auf je knapp 250.000 Einwohner bringen, aktuell jedoch aus allen Nähten platzen. Weil erst im TPC Scottsdale mit der Waste Management Phoenix Open  „The Greenest Show on Grass“ abgefackelt wird und dann am Sonntag Abend im State Farm Stadium zu Glendale – keine 50 Kilometer entfernt – der Super Bowl LVII steigt, das Endspiel der National Football League NFL. Mehr Party in einem Aufwasch geht nicht.

„Big Party“ im 50-Kilometer-Radius um Phoenix

Zum vierten Mal nach 1996, 2008 und 2015 erlebt Arizona den „Doppel-Wumms“ von Golf und American Football auch höchstem Niveau. Und der Hype tobt.

When WM and the Super Bowl Collide

Die Preise für Unterkünfte und Green-Fee-Runden auf den Plätzen rund um Phoenix sind explodiert, WMPO-Turnierdirektor Pat Williams wird mit Ticket-Wünschen von beiden Seiten bombardiert, muss die NFL’er in seinen Hospitality-Zelten und auf den Tribünen unterbringen, andererseits den Concierge für die Golfer geben. „Es ist völlig verrückt“, hat Williams bei „Golfweek“ erzählt: „Jeder Spieler will Sonntag natürlich gern im letzten Flight sein, aber etliche wollen auch zum Super Bowl.“ 30 Minuten liegen laut Zeitplan zwischen dem letzten Putt auf dem 18. Grün des TPC Scottsdale und dem Kick-off zum Duell zwischen den Kansas City Chiefs und den Philadelphia Eagles beim bedeutendsten Einzelsport-Event der Welt; es könnte also eng werden für Sieger und Platzierte.

Spieth war schon 2015 im „Stress“

Jordan Spieth kennt diesen „Stress“. Der dreifache Majorsieger hat 2015 zwar nicht gewonnen (T7), hastete indes nach seiner 65er-Schlussrunde mit Caddie und Seahawks-Anhänger Michael Greller ins Stadion, wo Seattle in einem denkwürdigen Finale den New England Patriots mit ihrem Über-Quarterback Tom Brady unterlag. „Damit war ich auf der guten Seite“, erinnert sich Brady-Fan und Under-Armour-Markenkollege Spieth. Der Football-GOAT und passionierte Golfer ist bekanntlich nach 23 Jahren NFL gerade zum zweiten Mal und wohl endgültig zurückgetreten und nicht zuletzt deswegen in aller Munde. Allerdings auch Zielscheibe manchen Scherzes, wurde Brady doch zwischendurch von Ehefrau und Supermodel Giselle Bündchen verlassen, die ihn vor die Wahl zwischen Football und Familie gestellt hatte:

Aber zurück zum Golf. Wie beim Super Bowl, wo alles auf das Kräftemessen von Chiefs-Spielmacher Patrick Mahomes als derzeit besten Quarterback der Liga und „Philly“-Rookie Jalen Hurts fokussiert, ist auch die Waste Management Phoenix Open endlich ein echtes Golf-Gipfeltreffen. So, wie sich das die „Elite-Player“-Initiatoren Tiger Woods und Rory McIlroy ausgedacht haben und die PGA Tour es mit den Designated Events implementiert hat, um einen geldgewaltigen Kontrapunkt zu den Krösus-Events der LIV-Liga zu setzen.

Aus den Top-25 fehlen nur Zalatoris und die LIV’ler

Nach dem wegen des kleineren Felds „nur“ mit 15 Millionen Dollar dotierten Tournament of Champions zum Jahresauftakt geht es im TPC Scottsdale erstmals um den 20-Millionen-Topf. 22 der Top-25 des OWGR sind am Start, nur Will Zalatoris sowie die gesperrten „Abtrünnigen“ Cameron Smith und Joaquin Niemann fehlen; 94 Teilnehmer, darunter etliche Tour-Veteranen wie Bo Van Pelt, Kevin Chappell oder Ex-Phoenix-Titelträger Aaron Baddeley, wetteiferten beim Montags-Qualifier im McCormick Ranch Golf Club um die drei freien Plätze im 136er-Feld.

Thomas als PGA-Tour-Korrespondent beim Football

Spieth-Best-Buddy Justin Thomas hatte derlei Nöte nicht. Der zweifache PGA-Champion und Weltranglisten-Neunte nutzte die Trainingstage für seine Football-Leidenschaft und stürzte sich als „PGA-Tour-Korrespondent“ ins Getümmel all der Aktivitäten vor und rund um den Super Bowl.

Von einer gewissen Pikanterie ist übrigens, dass am Freitag im fernen London über das weitere Schicksal der europäischen LIV-Überläufer auf der DP World Tour entschieden wird, nachdem Ian Poulter, Lee Westwood und Co. gegen die von Virginia Water verhängten Sperren eine einstweilige Verfügung erwirkt hatten. Die Gerichtsentscheidung hat zwar keinen Einfluss auf das Geschehen auf der PGA Tour, deren Sperren wirksam sind und ab 8. Januar 2024 verhandelt werden, dürfte in Scottsdale dennoch Gesprächsthema werden. Ach, am Freitag feiert gleichermaßen Greg Norman Geburtstag. Der Kapellmeister des Konkurrenz-Circuits wird 68 Jahre alt.

McIlroy vs. Rahm auf derselben Bühne

Und apropos Gipfeltreffen: Man darf gespannt sein, wie sich der Weltranglisten-Erste Rory McIlroy und sein „Herausforderer“ Jon Rahm nach den Fernduellen zu Beginn des Jahres nunmehr auf direkt vergleichbarer Bühne schlagen. Rahm hat bekanntlich seine Probleme mit dem neuen System der OWGR-Punkte und reklamiert die Position des Branchenprimus für sich, erst recht seit den Siegen auf Hawaii und beim American Express. McIlroy konterte das mit seinem knappen Erfolg über Patrick Reed bei der Hero Dubai Desert Classic – „eine der mental schwierigsten Runden, die ich je gespielt habe“, sagte er anschließend über die finalen 18 Loch im Emirates Golf Club.

Rechenspiele für Rahm

Rahm könnte den Nordiren sogar vom Thron schubsen – wenn er am Sonntag gewinnt und McIlroy nicht geteilter Zweiter wird. Dem Basken reicht selbst ein alleiniger Platz zwei, sofern der Amtsinhaber jenseits von Rang 47 abschneidet und der noch zwischen den beiden positionierte Titelverteidiger Scottie Scheffler den Vorjahreserfolg nicht wiederholt. Soweit die Rechenspielchen.

 

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Merchandise-Gigantismus und Sport-VIP-Pro-Am

Zum Abschluss noch ein paar Superlative. Das Merchandising-Zelt sitzt auf der stattlichen Grundfläche von über 2.300 Quadratmetern, beim heutigen Pro-Am geben sich Sportgrößen wie Michael Phelps oder Baseball-Recke und „Madonna-Cameron-Diaz-Jennifer-Lopez“-Ex Alex „A-Rod“ Rodriguez ein Stelldichein mit Football-Helden von damals und heute, an der berühmt-berüchtigten Par-3-16 verpasst nun dank zweier riesiger Video-Schirme selbst der bierseligste Fan nichts mehr. Kurz: Die Phoenix Open und speziell ihr Party-Loch war nie arm an Höhepunkt und Absonderlichkeiten – man erinnere sich an Tiger Woods’ Hole-in-one von 1997 oder die barbusigen Auftritte von Joel Dahmen und Harry Higgs im vergangenen Jahr –, aber die anstehende 88. Auflage, gleichzeitig die 36. im TPC Scottsdale wird definitiv ein Knaller.


Etwas unter geht bei all dem Getöse, dass der Slogan „The Greenest Show on Grass“ nicht von ungefähr kommt. Unter der Regieführung der Abfallwirtschaftler von Titelsponsor Waste Management hat sich das Turnier als erster Teilnehmer aus dem Golfbereich der UN-Initiative „Sports for Climate Action“ angeschlossen. Demnach soll der ökologische Fußabdruck bis 2040 auf Null reduziert werden. Bereits jetzt werden Ökostrom und Biodiesel verwendet, das Brauchwasser aufbereitet und in den Rio Verde eingeleitet, Lebensmitteln und Baumaterial für Tribüne, Zelte etc. nachhaltig verwendet. In diesem Jahr gibt es – auch aus Sicherheitsgründen – keine Aluminium-Trinkflasche mehr, die besonders an der 16 „so schön“ fliegen, stattdessen werden nun sämtliche Drinks in wiederverwendbaren Souvenir-Bechern aus recyceltem Plastik ausgeschenkt.

Und der Vollständigkeit halber: Andre Metzger, Brett White und Dalton Ward bilden das glückliche Qualifier-Trio, das „last minute“ bei der Party mittun darf.

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