Am Ende stand er gebeugt neben dem Loch, auf Putter und Knie gestützt, den Kopf gesenkt. Gerade war sein Ball ausgelippt, aus anderthalb Metern, ein Stechen damit verpasst: Der Sieger in Pebble Beach hieß Vaughn Taylor, nicht Phil Mickelson. „Lefty“ und die zweiten Plätze, das ist eine „Never-Ending-Story“. 42 Titel gewann der fünffache Majorsieger auf der PGA Tour, fand sich allerdings auch 32 Mal als erster Verlierer wieder, sechs Mal allein bei der US Open, die ohnehin in seinem Palmarès fehlt.
Doch dieser zweite Platz beim legendären Pro-Am hat einen anderen, nicht nur enttäuschenden Stellenwert, wenngleich Mickelson das Turnier schon vier Mal gewonnen hat: Der 45-Jährige ist nach zweieinhalb erfolglosen Jahren, seit dem Triumph bei der Open Championship in Muirfield, zwar noch nicht zurück im Sieger-Zirkel, aber wieder bei der Musik!
Aufrechtere Haltung, engeres Schwungsystem
Immer noch läuft nicht alles rund, besonders im langen Spiel. Mickelson verpasst Fairways, müht sich durchs Rough. Rund um die Grüns blitzt sein berühmter magischer Touch ebenfalls eher selten auf. Zudem zeigt ausgerechnet „Phil the Thrill“ Nerven, am vergangenen Sonntag traf er nur neun Grüns „in regulation“, vergeigte zum fünften Mal in fünf Jahren eine 54-Loch-Führung. Generell zeigt der Daumen jedoch nach oben.
Immerhin steckt der Linkshänder mitten in einer veritablen Schwungumstellung. Sein neuer Coach Andrew Getson verpasste ihm eine aufrechtere Haltung und damit ein engeres Schwungsystem, Mickelson steuert die Schlagfläche seiner Schläger mehr mit Körper und Schulter, viel weniger mit den Händen. Seit November 2015 arbeitet er mit dem Australier zusammen, hatte dafür die achtjährige Verbindung zu Trainerikone Butch Harmon aufgekündigt.
„So viel Spaß am Golf, wie seit Jahren nicht mehr“
„Ich weiß, dass ich auf dem richtigen Weg bin, dass ich kurz vor dem bin, was ich erreichen will“, sagte Mickelson in Pebble Beach, als sich der erste Frust gelegt hatte. Es fehlt ja nicht mehr viel. Drei Top-Elf-Ergebnisse ergatterte er in seinen bisherigen vier Saisonstarts. In den gut zwei Jahren zuvor waren es insgesamt nur vier Top-Tens. Vor allem „habe ich so viel Spaß am Golf wie seit Jahren nicht mehr,“ verriet der Kalifornier, der gerade vom 29. wieder auf den 20. Platz der Weltrangliste geklettert ist. Aktuell würde er es aus eigener Kraft ins US-Team für den Ryder Cup schaffen, Olympia freilich ist nach wie vor in weiter Ferne.
Indes, darum geht‘s gerade eh nicht: „Ich habe wieder Kontrolle über den Ball, kann meine Schläge variieren, feuere die Bälle mit Leichtigkeit ab. Außerdem macht es einen Höllenspaß, im Getümmel um den Sieg wieder dabei zu sein und den Druck zu spüren.“
„Enttäuschung stärkt nur meine Entschlossenheit“
Es ist eine Frage der Zeit. Und der Geduld. Noch neigt Mickelson dazu, in alte Schwungmuster zu fallen, wenn er sich unsicher fühlt. Auf der Back-Nine am Sonntag war das deutlich zu sehen, da missrieten ihm einige Eisenschläge. Das ist normal. Die neuen Parameter müssen sich halt einschleifen, zu Automatismen werden.
Auch das Putten hat der Linkshänder nicht verlernt. In Pebble Beach brauchte er auf dem dritten Umlauf 21 Putts, das gab‘s im ganzen Jahr 2015 nicht. Er „stopfte“ während des gesamten Turniers jeden Ball innerhalb von zwei Metern – dann kam das 72. Loch. „Diese Enttäuschung stärkt nur meine Entschlossenheit, wieder an die Arbeit zu gehen und die Sache endgültig in den Griff zu kriegen“, ließ Mickelson trotzig wissen. Bis zum Masters sind‘s noch sieben Wochen.